Zwei Trainings, zwei Ferrari-Doppelspitzen. Sebastian Vettel und Charles Leclerc haben in den ersten beiden Trainings zum Formel-1-Rennen in Belgien mit klaren Bestzeiten untermauert, dass die Scuderia in Spa-Francorchamps zu Recht hoch gehandelt wird.

In der ersten Session setzte Vettel die Bestzeit, gut zwei Zehntel vor seinem Teamkollegen. Die Konkurrenz? Meilenweit entfernt. Verstappen als Drittplatziertem fehlten bereits mehr als neun Zehntel auf die Roten.

Ferrari distanziert Mercedes und Red Bull deutlich

Am Nachmittag gestaltete sich das Ergebnis ähnlich. Diesmal sorgte jedoch Leclerc für die schnellere Ferrari-Zeit. Zwar fehlten Vettel gleich sechs Zehntel, doch reichte das noch immer für P2. Näher als achteinhalb Zehntel kam dem schnellsten Ferrari niemand anderes.

Ist Ferrari jetzt also doch haushoher Favorit auf Pole und Sieg in Spa? Noch am Donnerstag hatte Vettel genau das entschieden zurückgewiesen. Trotz des Ferrari durchaus in die Karten spielenden Layouts mit vielen Vollgaspassagen.

Vettel trotz Dominanz beharrlich: Ferrari in Spa nicht Favorit

Die glänzenden Bestzeiten im Training lassen Vettel davon jedoch keinen Deut abrücken. "Ich denke nicht, dass der Abstand so korrekt ist", sagt Vettel. "Ich weiß nicht, was die anderen da gemacht haben. Aber wir haben ja schon ein paar Mal gesehen, dass wir freitags sehr schnell waren. Davon lasse ich mich nicht blenden."

Doch sind es nicht nur potentiell andere Motoreinstellungen und Spritmengen, die Vettels Vorsicht erklären. Sondern auch zwei andere Aspekte. Die Longruns und Sektor zwei. Während Ferrari auf eine Runde alles in Grund und Boden fuhr, allein im ersten Sektor zeitweise eine ganze Sekunde schneller war als der Rest der Welt, sah es im Renntrimm völlig gegensätzlich aus.

Ferrari im Qualifying-Trimm hui, im Renn-Trimm pfui

"Auf eine Runde war es nicht schlecht, aber auf dem Longrun haben wir uns noch ein bisschen schwer getan. Insgesamt ist vielleicht der Rhythmus noch nicht ganz perfekt", schildert Vettel. Deshalb sei Ferrari weiter kein Favorit. "Die Longruns waren zu schlecht", begründet der Hesse. "Wir rutschen da ein bisschen mehr als die anderen. Deswegen tun wir uns schwerer, die Rundenzeiten tief und konstant zu halten." Doch weiß Vettel genau, wie Ferrari das beheben kan: Sektor zwei muss besser werden.

"Da waren wir weniger konkurrenzfähig. Aber das wussten wir schon vorher. Wir müssen an Sektor zwei und am Gefühl des Autos in diesem Abschnitt arbeiten", fordert Vettel. "Und das können wir." Das sei vor allem für das Rennen entscheidend.

Leclerc warnt vor Mercedes: Holen im Rennen auf

Hintergrund: Während Ferrari die Schwachstelle im kurvenreichen Mittelsektor durch überragende Sektoren eins und drei auf eine Runde mehr als kompensieren kann, sieht das im Renntrimm anders aus. Die Rutscherei in der Mitte schaukelt sich Runde für Runde hoch, belastet die Reifen über Gebühr. "Und das Rennen dauert ja mehr als eine Runde", scherzt Vettel.

Teamkollege und Tagesschnellster Charles Leclerc bestätigt die Einschätzung Vettels, findet fast noch klarere Worte. "Unsere Quali-Pace war stark, aber die Rennpace etwas weniger, daran müssen wir arbeiten", fordert der Monegasse. Bleibe es am Sonntag genauso wie am Freitag hat Ferrari in den Augen des Youngsters ansonsten ein Problem.

Dessen Name: Mercedes. Im Rennen könnten die Silberpfeile Ferrari aber so oder so einholen. "Ich bin ziemlich sicher, dass sie es werden", prophezeiht Leclerc. "Im zweiten Sektor waren sie sehr, sehr stark. Auch morgen wird es nicht einfach wenn sie ihre Motoren aufdrehen. Dann werden sie auch im ersten Sektor nicht mehr derart weit weg sein."