Die Boxengasse der Formel 1 ist ein gefährlicher Arbeitsplatz. Um die Mechaniker besonders im Rennen beim Boxenstopp zu schützen, werden Fahrer, die unsicher von ihrem Boxenplatz in die Boxengasse hinausfahren, seit langem bestraft.

Zeitstrafen waren für den sogenannten "Unsafe Release" zuletzt im Rennen Standard, bis zu einem überraschenden Urteil der FIA-Stewards in Hockenheim. Da wurde Ferrari nur mit einer Geldstrafe von 5000 Euro belegt, Charles Leclerc selbst kam ohne Zeitstrafe davon. Die Folge war ein Aufschrei der Teams - und ein Zurückrudern der FIA.

Unsafe Release: F1-Stewards strafen zunächst unregelmäßig ab

2019 wurden in den ersten Rennen bei der Frage nach dem Unsafe Release von den Stewards nämlich auch schon Zeitstrafen ausgesprochen. Max Verstappen erhielt in Monaco fünf Strafsekunden und zwei Strafpunkten, weil er beim Verlassen der Box Valtteri Bottas touchierte.

In Hockenheim urteilten die Stewards milder. Charles Leclerc fuhr in einer vollen Boxengasse Romain Grosjean vors Auto, Grosjean musste bremsen und kam fast zum Stillstand, um einen Kontakt zu verhindern.

In Monaco notierten die Stewards, dass Verstappen die Chance hatte, die Kollision zu vermeiden. In Hockenheim gab es keine Berührung - teils wohl auch, weil Grosjean für Leclerc auf die Bremse sprang. Außerdem wurde Leclerc angerechnet, dass die Mechaniker in der Box vor ihm das Einordnen erschwerten.

So rechtfertigte es auch FIA-Rennleiter Michael Masi später: Verstappens Strafe war schwerwiegender, weil es zum Kontakt kam. Eine Erklärung, die schon Verstappen nicht gelten ließ. Und auch die Teams äußerten vor Ungarn ernste Sorgen. Vor allem: Eine Geldstrafe von 5000 Euro tut einem Formel-1-Team nicht weh. Praktisch ist das ein Freifahrtschein, den Fahrer spät und riskant in die Boxengasse zu schicken und zu hoffen, dass die anderen schon bremsen.

FIA stellt klar: Nur mehr sportliche Strafen für Unsafe Release

Die Teammanager machten sich also in Ungarn am Donnerstag auf zu Masi, um das Problem zu lösen. "Wir hatten eine ganz gute Diskussion, und haben beschlossen, dass ab diesem Wochenende vergessen wird, was zuvor passiert ist", erklärt der FIA-Rennleiter später auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Die neue Ansage von Masi an die Stewards lautet: "Wenn im Rennen ein Unsafe Release passiert, gibt es eine Zeitstrafe. Egal, ob dadurch ein sportlicher Vorteil entstand oder nicht. Es wird keine Unterscheidungen mehr geben, und die Teams sind alle recht glücklich über den Neustart ab diesem Wochenende."

Eine Klarstellung, die tatsächlich einmal alle freut, und die auch notwendig war. Der Artikel 28.13 a) im sportlichen Regelwerk der Formel 1 definiert nämlich kein klares Strafmaß für einen Unsafe Release, der Mechaniker oder einen anderen Fahrer gefährdet. Mit der Ansage der Rennleitung sollte dieses Potential für Unregelmäßigkeiten aber Geschichte sein.