Kein Mercedes an der Spitze im Gesamtergebnis der Trainings am Freitag vor dem Formel-1-Rennen 2019 in Spielberg. Statt Lewis Hamilton oder Valtteri Bottas thronte dort zur Abwechslung noch einmal ein Ferrari. Charles Leclerc brummte den Silberpfeilen gleich drei Zehntel auf. Allerdings fuhr der Monegasse seine Zeit auch auf weicheren Reifen.

Nicht nur das relativiert das Ergebnis auf dem Papier, auch auf den Longruns war Mercedes schneller als Ferrari. Dennoch herrscht im Lager der Silberpfeile nach dem Auftakt in Spielberg keine wahre Hochstimmung - und das hängt nicht nur mit dem heftigen Unfall von Valtteri Bottas im zweiten Training zusammen.

Motor & Balance: Mercedes zwickt's gleich doppelt

Noch dazu hatte Mercedes schon zuvor im ersten Training ein Ölleck identifiziert, musste am W10 des Finnen die Phase-2-Power-Unit durch Phase 1 ersetzen. So verlor Bottas einiges an Trainingszeit. Immerhin: Nach allen Checks und Reparaturen war wieder alles gut. Keine Strafe, Phase 2 war für das zweite Training wieder startklar.

Doch damit nicht genug. Mercedes zwickte es noch an anderer Stelle. "Die Balance war im ersten Training nicht unbedingt berauschend", schildert Mercedes' leitender Ingenieur an der Rennstrecke. "Wir hatten damit zu kämpfen, die richtige Balance für die langsamen und schnellen Bereiche zu finden."

Bottas warnt vor Ferrari, Red Bull und Hitze

Immerhin habe man das bis zum zweiten Training verbessern können. "Am Nachmittag waren beide Fahrer damit glücklicher." Doch dann machte das der Bottas-Unfall in Teilen gleich wieder zunichte. "Somit konnte er keinen Longrun mit den Medium-Reifen mehr absolvieren", so Shovlin. "Heute war kein einfacher Tag."

Bottas selbst zeigte sich trotz der Motor-Verzögerungen und seines Unfalls dennoch zumindest nicht unzufrieden. "Alles in allem habe ich ein gutes Gefühl mit Blick auf die Fahrzeugperformance, aber die anderen Teams sind hier auch schnell", mahnt Bottas jedoch. "Ich glaube, dass es in den Zeitenlisten sehr eng zugehen wird." Auch der Doppelausfall des Vorjahres ist noch immer nicht vergessen. Vor allem angesichts der Hitze an diesem Wochenende. "Dadurch kommen die Autos bei der Kühlung der Bremsen und des Motors bis an ihre Grenzen", warnt der Finne.

Lewis Hamilton schwärmt: Fast alles geht Vollgas

Und Lewis Hamilton? Erwischte einen sehr viel sauberen Tag, ohne größeren Schluckauf. "Obwohl ich wie viele andere Fahrer auch einige Frontflügel auf den Kerbs beschädigt habe", gesteht der Weltmeister. Vor allem sprüht Hamilton jedoch vor Begeisterung über den in Spielberg noch einmal gesteigerten Speed. "In diesem Jahr fahren wir für einen Großteil der Strecke Vollgas - selbst die Kurven sechs, sieben und neun sowie die Zielkurve sind mit diesen Autos wahnsinnig schnell", schwärmt Hamilton über Rundenzeiten nur noch knapp über einer Minute.

Schon als Sieger fühlt sich der Brite trotz alldem jedoch noch längst nicht. "Ferrari und Red Bull sehen schnell aus, allen voran Ferrari", warnt Hamilton. "Es wird also interessant, zu sehen, wie es sich morgen entwickelt." Ein nicht zu verachtender Faktor sei die kurze Rundenzeit: "Auf dieser Strecke liegen die Rundenzeiten immer unheimlich eng zusammen und selbst kleinste Abstände können den Unterschied ausmachen."

Mercedes: Uns fehlen die langsamen Kurven

Schlechtes Timing also für einen kleinen Durchhänger. "Wir scheinen hier nicht so konkurrenzfähig wie in Frankreich zu sein, aber das ist keine große Überraschung für uns", meint Shovlin jedoch. "Hier fehlen Kurvenpassagen, die unserem Auto liegen." Heißt im Klartext: Die Anti-Ferrari-Nadelöhre "Dadurch ist es schwierig, die ganze Zeit aufzuholen, die sie auf den Geraden gutmachen."