In der Formel 1 wird nach wie vor mit Hochdruck am neuen Regelwerk für die Saison 2021 gearbeitet. Nicht nur technische Details sind offen, auch das sportliche Reglement soll eine Überarbeitung bekommen. Auf der Liste der potentiellen Veränderungen ist jetzt der Wochenend-Zeitplan gelandet.
So soll der Zeitplan des Wochenendes ab 2021 in der Formel 1 deutlich kompakter ausfallen. Dabei geht es nicht unbedingt nur um die Uhrzeit: Vor allem soll dem andauernden Umbauen des Autos von Freitag auf Samstag ein Riegel vorgeschoben werden.
Die FIA stellt sich vor, die finale technische Abnahme am Freitag am Vormittag zu erledigen. Zu Mittag soll dann erst das erste freie Training starten. Die Konsequenz der frühen technischen Abnahme: Sobald es auf der Strecke losgeht, darf nichts mehr am Auto verändert werden. Das ist aber nicht gerade etwas, für das sich alle Teamchefs der Formel 1 begeistern können.
Formel 1 will Wochenenden kürzen: Keine Teile-Tauscherei mehr
Grundsätzlich gilt in der Formel 1, aber auch in anderen Rennserien, ab dem Qualifying die Parc-Ferme-Regelung. Von da an dürfen an den Autos keine Veränderungen vorgenommen werden, außer das Reglement erlaubt sie dezidiert.
In Zukunft sollen die Autos, wie 'Auto Motor und Sport' bereits berichtete, sofort am Freitag unter Parc-Ferme-Bedingungen gestellt werden. Das bedeutet beispielsweise: Keine Teile mehr testen und tauschen. Denn Parc Ferme bedeutet, dass man keine unterschiedlichen Versionen von Teilen ans Auto bauen darf. Alles muss in jener Spezifikation bleiben, die am Freitag abgenommen wurde.
Gleichzeitig soll zeitlich alles nach hinten wandern. Statt Donnerstag wird der Zeitplan auf Freitag verschoben. Am Freitagvormittag findet die technische Abnahme statt, und erst um 13:00 Uhr soll das erste freie Training starten. Dadurch soll Zeit und Aufwand gespart werden.
Die Idee dahinter wäre, zum einen die Kosten zu drücken und zum anderen die Teams einzuschränken und dadurch die Formel 1 unvorhersehbarer zu machen. Die logischen Konsequenzen wären: Teams könnten nicht mehr am Freitag Vergleichstests fahren und dann die besseren Teile für Samstag verwenden. Was am Freitag ans Auto kommt, muss dran bleiben.
Das Testen von neuen Teilen soll erlaubt bleiben - aber vor dem Qualifying muss auf den Stand der technischen Abnahme zurückgebaut werden. Wer zum Beispiel einen Frontflügel kaputt macht, muss einen absolut identischen neuen Frontflügel bekommen. Sonst gibt es Strafen.
Toto Wolff zweifelt: Lädt zu Strafen ein
Am Freitag in Montreal gab es von den Teams die ersten Stellungnahmen zu dieser neuen Idee. Positiv klang anders. "Es gibt keine Serie, die es verbietet, die Autos über das ganze Wochenende hinweg anzurühren", zweifelt Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Vorschlag an. "Ich glaube nicht, dass wir in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsportes, damit anfangen sollten."
Wolffs Sorgen gelten vor allem den möglichen Strafen. "Autos landen in der Wand, müssen repariert werden", führt Wolff aus. Wenn die Teile der bei der Abnahme verwendeten Spezifikation ausgehen, droht Strafe - und das Qualifying könnte schon am Freitag ruiniert sein, selbst nach einem verhältnismäßig kleinen Zwischenfall. Gleiches gilt auch für Defekte an Teilen, für die es keine zahlenmäßigen Beschränkungen gibt.
"Wenn wir das vom Standpunkt der Idee für mehr Unvorhersehbarkeit ansehen", so Wolff, "wird das glaube ich das Gegenteil erzeugen. Wir werden dann mehr Zeit, mehr Ressourcen in der virtuellen Welt aufwenden. Die Autos hart auf den Prüfständen rannehmen, um sie haltbar zu machen, weil wir sie über die drei Tage hinweg nicht angreifen dürfen."
Kürzung: Für Haas vorstellbar, für Toro Rosso nicht wichtig
Auch von anderen Teams kommen Zweifel. "Ich bin ehrlich gesagt kein großer Freund dieser Lösung", meint etwa Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: "Ob wir hier einen Tag früher oder später ankommen spielt keine Rolle. Wir müssen die Show verbessern, die Kosten reduzieren, das Geld fair verteilen. Das Parc-Ferme-Problem ist sekundär."
Haas-Teamchef Günther Steiner kann es sich zumindest vorstellen, das Wochenende zu kürzen und von Freitag bis Sonntag zu operieren. "Wir sind jetzt alle am Donnerstag schon hier, aber den Job könnten wir auch von anderen Orten aus machen. Das wäre eine der Möglichkeiten."
Aber noch ist die Sache ohnehin nicht in trockenen Tüchern. Wie so vieles für 2021 scheint auch das sportliche Reglement Verhandlungssache zu sein. Fix ist hier nichts - wie die erst neulich bekannt gegebene Abkehr von Einheitsgetrieben zeigt. Was 2021 tatsächlich kommt, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
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