So schnell kann es gehen. Noch unmittelbar vor dem Start des Formel-1-Rennens in Bahrain hatten die ehemaligen Teamkollegen Carlos Sainz und Max Verstappen bei der Fahrerparade gescherzt. Er schaue nach vorne, auf Verstappen. so der Spanier. Nichts da Rückspiegel. Angriff mit McLaren auf Red Bull!

Ein Scherz, der wider Erwarten Realität wurde. Unglaublich, aber wahr: Sainz war zu Beginn des Bahrain GP tatsächlich schneller, attackierte Verstappen. Was kein gutes Ende nahm. Runde vier. Kurve vier. Es krachte. Sainz hatte versucht, Verstappen über die Außen zu kassieren, der machte dicht - Crash!

Sainz noch sauer auf Verstappen

Während der Red-Bull-Pilot mit dem Schrecken davon kam, zerbarst am McLaren der Frontflügel. Wild Funken sprühend steuerte Sainz zurück an die Box, um sich eine neue Nase zu holen und eines Platten zu entledigen. Das vorläufige Ende aller Hoffnungen, finalisiert durch Aufgabe in Runde 53 während Verstappen das Rennen als Vierter solide beendete.

Noch am Funk regte sich Sainz gehörig auf, doch großen Zoff zwischen den Unfallgegnern gab es nach dem Rennen nicht. "Ich bin noch immer sauer auf Max", sagt Sainz zwar. "Aber ich werde mich nicht bei den Stewards beschweren", so der McLaren-Fahrer zu Motorsport-Magazin.com. Schuldzuweisungen gab es, anders als von den genannten Stewards, die niemanden vordergründig für schuldig befangen, also durchaus von dieser Seite. "Er hat mich hart erwischt - egal, was ich gemacht hätte. Er ist einfach geradeaus gefahren", schildert Sainz seiner Sicht auf die Szene.

Sainz sieht das Positive: McLaren hält mit Red Bull mit

"Ich bin gut aus Kurve zwei gekommen und war vor ihm in der Kurve, weil ich später gebremst habe. Er hat dann den Kerb erwischt und mich hart getroffen. Auch wenn ich mehr Platz gelassen hätte, hätte er die Kurve komplett verpasst." Das sei angesichts der McLaren-Performance an diesem Sonntag extrem ärgerlich gewesen.

"Ich hatte eine sehr gute Pace und konnte teilweise sogar die Mercedes und Red Bull attackieren und auf jeden Fall locker mithalten", schildert Sainz. "Mit unserer Pace musste es da deshalb auch auf jeden Fall das Ziel sein, den Red Bull zu überholen. Wir hätten heute viele Punkte holen können. Das macht Mut. Deshalb habe ich sogar noch ein Lachen im Gesicht.Wir sollten lieber das Positive sehen."

Sainz: Getriebeproblem hätte es auf P4 nur noch frustrierender gemacht

Damit zielt Sainz nicht nur auf die erstaunlich gute McLaren-Pace, welche zumindest Teamkollege Lando Norris mit Platz sechs klar zu bestätigen wusste, sondern noch auf einen anderen Aspekt. Auf gewisse Weise könne er sich bei Verstappen nämlich sogar bedanken, so Sainz ziemlich überraschend. Weil: "Wir hatten ab der zehnten Runde ein Getriebeproblem. Wenn mich das auf P4 ereilt hätte, wäre ich jetzt nur noch angepisster!"

Relativ entspannte Stimmung zum Vorfall herrscht dagegen auf der Gegenseite. Wohl vor allem, weil für Verstappen und Red Bull Reifen-Rätseln sei Dank in Bahrain ohnehin kein Blumentopf zu gewinnen war. Von einem Pokal ganz zu schweigen. Doch auch der für Verstappen folgenlose Vorfall selbst regt den Niederländer kaum auf.

Max Verstappen nimmt Sainz-Unfall locker

"Carlos hat versucht, mich außen zu überholen und hat mich wohl nicht mehr gesehen. Mit diesen Autos bist du aber auch so gut wie blind für das, was direkt neben dir ist. Ich musste ihm ausweichen und bin auf den Kerb und so bin ich in ihn gerutscht. Einfach unglücklich gelaufen. Ich hab noch nicht mit ihm gesprochen, er wird enttäuscht sein", so Verstappen, fast schon mit einem Hauch von Entschuldigung.

Ähnlich sieht es Bullen-Teamchef Christian Horner. "Es war ein Rennzwischenfall, für mich die genau richtige Entscheidung", so der Brite. Ebenfalls auf einer Linie liegt Horner mit seinem Fahrer in Sachen Performance. Die habe beim RB14 schlicht kein Stück weit gestimmt. Im Training nicht, im Qualifying nicht und im Rennen erst recht nicht.

Red Bull: Kein Grip in Bahrain

"Ich hatte keinen Grip, eigentlich nie. Ich musste nur auf die Reifen achten. Die Setup-Änderung für das Qualifying sind wohl in die falsche Richtung gegangen udn danach darf man ja nichts mehr ändern", schildert Verstappen Motorsport-Magazin.com. Deshalb habe ihn das Safety-Car-Finish auch gar nicht gestört. Unter normalen Bedingungen wäre Leclerc am Ende ein leichtes Opfer gewesen. "Aber wir hatten das Podium sowieso nicht verdient", winkt Verstappen ab. "Dieses Ergebnis war unser Maximum. Der Wind hat definitiv auch nicht geholfen."

Darauf zielt auch Horner. "Der Wind hat uns heute übel mitgespielt. Aber es ist schwer zu sagen, ob mehr oder weniger als anderen Teams. Uns hat er auf jeden Fall sehr beeinträchtigt", so der Teamchef. Das dürfe allerdings nicht davon ablenken, dass es noch andere Baustellen bei Red Bull gebe, welche der Wind eben nur besonders betont habe.

Renault verdirbt Podium - Horner: Ironisch, oder?

"Die Fahrer haben einen Job gemacht, da noch das Beste rauszuholen. Aber wenn du ihnen zuhörst, merkst du das sie nicht zufrieden damit sind, in welchem Fenster das Auto momentan ist. Unser Fokus muss jetzt darauf liegen, unsere Reifenprobleme zu stehen und das Auto ins richtige Arbeitsfenster zu gekommen. Der Test nächste Woche kommt also genau richtig."

Nur in einem Punkt stimmt Horner nicht mit Verstappen überein. Ein geschenktes Podium hätte er schon ganz gerne mitgenommen. Doch selbst ohne Renault ärgern die Franzosen Red Bull noch: "Dass die Renault hochgegangen sind hat uns leider vom Podium ferngehalten. Ironisch, oder?", scherzt Horner.