Die Formel 1 arbeitet weiter an den Vorbereitungen für die großen Regeländerungen der Zukunft. Für 2021 stehen unter anderem 18-Zoll-Räder auf dem Programm. Das ist aber gar nicht mal mehr so weit weg. Zumindest nicht für Pirelli, die diese Reifen ja entwerfen und testen müssen.

Entsprechend früh will Pirelli mit der Entwicklung der neuen Reifen beginnen. Geändert werden schließlich nicht nur die Dimensionen. Es wird auch keine Heizdecken mehr geben, und es werden neue Anforderungen an den Verschleiß gestellt. September 2019 ist von Pirelli als Testbeginn veranschlagt - das stellte Pirellis Sportchef Mario Isola bereits im Rahmen des Barcelona-Tests klar, und am Australien-Rennwochenende wiederholte er sie noch einmal.

Ein solches Testprogramm auf die Beine zu stellen ist allerdings eine Herausforderung. Einfach nur 18-Zöller auf ein Formel-1-Auto der gegenwärtigen Generation zu packen und damit Runden zu drehen reicht nicht. Es müssen dafür eigens Autos gebaut werden, die zum einen für 18-Zoll-Räder geeignet sind, und zum anderen auch möglichst nah an das erwartete Reglement für 2021 kommen. Ansonsten wird sich Pirelli schwer tun, den an sie gestellten Anforderungen zu entsprechen.

Formel-1-Teams müssen Pirelli helfen: 'Mule Cars' müssen her

Solche speziell für einen Test entworfene und gebaute Autos nennen sich 'Mule Cars', vom englischen Wort 'Mule'. Das übersetzt sich als Maultier - ein Lastentier also, kein für echte Rennen gebautes Auto. Pirelli stellt sich gegenwärtig vor, dass Autos aus der 2018er-Saison im Sinne der 2021er-Regeln umgebaut werden.

Pirelli selbst kann, als Reifenhersteller, natürlich kein Formel-1-Auto bauen. Daher müssen die 'Mule Cars' von den aktuellen Formel-1-Teams kommen. Das ist einer der Gründe, warum keine Autos der Saison 2019 verwendet werden. Aktuelle Fahrzeuge unterliegen sehr strikten Test-Begrenzungen.

Diskussionen mit den Teams laufen, bestätigt Pirelli-Sportchef Isola am Rande des Australien-GPs. "Wir bieten allen Teams die Möglichkeit zum Test. Dann ist es ihre Entscheidung. Wenn 2019 nur ein paar Teams testen, dann ist das kein Problem. 2020 bieten wir nämlich wieder allen Teams die Option, ihr Auto als Mule Car bereitzustellen." Zuletzt waren Gerüchte aufgetaucht, wonach die anderen Teams lieber Williams als Reifentester abstellen würden.

Pirelli-Tests freiwillig, mit Chance für alle Teams

Isola unterstreicht an dieser Stelle aber die Freiwilligkeit der Geschichte. Jedes Formel-1-Team bekommt die Chance, und kann auch ablehnen. "Ja, es gibt auch Teams, die vermutlich kein Mule Car für nächstes Jahr anbieten werden", erklärt er weiter. "Einfach, weil ihnen die Ressourcen fehlen, das kann ich verstehen. Nächstes Jahr haben wir wahrscheinlich mehr Teams, die ein Mule Car zur Verfügung stellen werden."

Technik erklärt: Was bringen die Regeländerungen 2019 & 2021? (36:46 Min.)

2019 und 2020 sind in dieser Hinsicht komplett unabhängig voneinander. Ein Team, welches sich 2019 für die Testaufgabe meldet, kann sich 2020 dann wieder zurückziehen. Umgekehrt wird Pirelli vor der Saison 2020 noch einmal allen Teams die Chance geben, ein 'Mule Car' für die zweite Test-Serie bereitzustellen. Ein Auto muss mindestens her - theoretisch können sich aber alle Teams melden.

Für die Teams handelt es sich hier um keine für sie selbst hilfreichen Tests. Sie müssen mit einem alten, jedoch für 2021 angepassten Auto ein von Pirelli vorgegebenes Programm abspulen. Die für das Team verwertbaren Erkenntnisse werden da besonders bei den ersten Tests mit den 18-Zoll-Prototypen bescheiden sein. "Darüber hinaus werden wir die Daten an alle Teams liefern", erklärt Isola außerdem. "Sprich, alle Testdaten sind für alle einsehbar." Damit soll alles fair bleiben.

Pirelli plant viele Tests: Sechs Tage 2019, 25 Tage 2020

Das von Pirelli geplante Testprogramm ist umfangreich. 2019 soll es mit sechs Testtagen, geblockt auf drei Test-Sitzungen, losgehen. "Um die Entwicklung zu starten, da es sich um eine große Änderung handelt", so Isola. "18 Zoll, das ist nichts, was einfach zu entwerfen ist."

Nach der Winterpause wird es dann 2020 in die heiße Phase gehen. Dafür hat Pirelli ganze 25 Testtage veranschlagt, bei denen nur die 18-Zoll-Räder erprobt werden. Man will bloß nicht im Zeitplan zurückfallen. Denn, wie Isola erklärt: "Wenn wir zum Beispiel das Profil der Reifen ändern wollen, müssen wir neue Formen bauen, und das braucht Zeit."

Die Formel 1 stellte bis jetzt lediglich ein Konzept für 2021 vor, Foto: FOM
Die Formel 1 stellte bis jetzt lediglich ein Konzept für 2021 vor, Foto: FOM

Momentan befindet sich das Projekt nach wie vor in der Planungsphase. Die Geschichte hängt letztendlich auch am Fixieren des 2021er-Reglements durch die Formel 1. Neue Aero-Regeln beeinflussen die Reifen beispielsweise ebenfalls. Das muss ins Design der 'Mule Cars' eingearbeitet werden, da Pirelli sonst nicht alles Notwendige von den Tests lernt.

Die erste brauchbare Fassung des Regelwerkes soll noch im März an die Teams gehen. Pirelli wartet genauso gespannt. "Wir müssen sicherstellen, dass wir ein gutes Produkt liefern", lautet Isolas Fazit.