Mercedes dominiert den Formel-1-Auftakt 2019 in Australien. Nach drei Traningsbestzeiten ging Weltmeister Lewis Hamilton als klarer Favorit ins Qualifying. Die 84. Pole Position seiner Karriere war trotz der schwächelnden Ferrari und Red Bull kein Selbstläufer. Hammer-Time in letzter Minute gegen Silberpfeil-Teamkollege Valtteri Bottas. Rekord-Pole hievt ihn auf den nächsten Thron neben Michael Schumacher und Ayrton Senna.

"Valtteri hat ein paar unglaubliche Runden gezeigt. Da musste ich mich schon richtig reinhängen, um am Ende vorne zu sein", so Hamilton, der am Ende knapp eine Zehntel schneller war als der Stallgefährte. Nach dem ersten Run standen hingegen noch alle Zeichen auf eine Bottas-Pole. Der Finne hatte Hamilton im ersten Schuss eine halbe Sekunde aufgebrummt.

"Ich habe auf meiner ersten Runde einen Fehler gemacht, was ungewöhnlich für mich ist", erklärt Hamilton, der bereits im ersten Sektor vier Zehntel auf Bottas verlor. Wie schon in den ersten beiden Qualifying-Segmenten hatte er auf seinem ersten Run im entscheidenden Q3 Ärger mit dem Verkehr.

"Ich fuhr hinter zwei anderen Autos aus der Garage und habe dann bewusst versucht, einen Abstand nach vorne zu lassen", sagt der fünfmalige Weltmeister. Im letzten Sektor der Outlap gelang es ihm nicht, die Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bringen. "Sie ließen ebenfalls eine Lücke nach vorne und das verlangsamte alles."

Achte Melbourne-Pole für Hamilton: Rekord von Schumacher und Senna wackelt

Bottas schien im Q3 auf den Punkt da zu sein, nachdem er in den Trainings noch den Anschluss an Hamilton gesucht hatte. Der Weltmeister ließ sich von der Fabelrunde des Stallgefährten jedoch nicht aus der Ruhe bringen. "Ich hakte es schnell ab", so Hamilton. Im letzten Versuch machte er schließlich alles richtig.

Mit absoluten Bestzeiten in den Streckenabschnitten eins und zwei fuhr er auf dem Albert Park Circuit zum sechsten Mal in Folge auf die Pole Position. "Ich bin sprachlos", zeigte sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach der Leistung seines Star-Piloten am Mikrofon von Sky UK begeistert. "Lewis ist hier so gut wie unschlagbar."

Insgesamt war es für Hamilton die achte Pole in Melbourne. Damit fuhr er sich in den Rekordbüchern auf die nächste Seite neben Michael Schumacher und Ayrton Senna. Die beiden F1-Legenden teilten sich bisher mit jeweils acht Pole Positions in Suzuka respektive Imola den Rekord für die meisten Qualifying-Bestleistungen an einem Austragungsort.

Mercedes: Formel-1-Saisonvorschau 2019 (14:48 Min.)

Mercedes' Vorsprung auf Ferrari für Hamilton ein Schock

Noch unschlagbarer als Hamilton selbst scheint an diesem Wochenende aber der Mercedes F1 W10. Nachdem das Weltmeister-Team nach den Testfahrten noch einen Rückstand von einer halben Sekunde auf Ferrari hochrechnete, war im Qualifying genau das Gegenteil der Fall. Sieben Zehntel nahm Hamilton dem drittplatzierten Sebastian Vettel im Ferrari ab. "Das ist ein echter Schock", meint selbst der Pole-Sitter.

"Wir hatten immer das Gefühl, dass unser Paket in Ordnung ist. Aber wir machten uns Sorgen, dass wir hintendran sein würden. Das ist wirklich das, was wir gedacht haben. Nachdem wir die Analyse der Testfahrten sahen, dachten wir wirklich, dass wir hinten wären", beteuert er, dass das wochenlange Starkreden Ferraris alles andere als ein großer silberner Bluff war.

"Seit Barcelona haben wir große Schritte gemacht. Aber den großen Abstand hätten wir nicht erwartet", sagt Hamilton. "Nach den Wintertestfahrten sah es wirklich überhaupt nicht danach aus", pflichtet ihm Wolff bei. Den großen Performance-Sprung kann sich Hamilton nicht wirklich erklären. Auf den Kopf gestellt hat man das Auto seit den Wintertests nicht.

Mercedes plötzlich Dominator: Auto seit Testfahrten kaum verändert

"Wir haben das Auto seitdem nicht verändert. Wir haben es nur besser verstanden und es vorangebracht", sagt er. "Upgrades haben wir hier keine dabei." Viel mehr sieht er Probleme bei Ferrari, die in Melbourne nicht dazu in der Lage sind, das volle Potential des SF90 abzurufen. Im 1. Freien Training war Ferrari noch voll bei der Musik. Danach verloren Sebastian Vettel und Charles Leclerc den Anschluss.

"Sie haben heute Morgen plötzlich Performance verloren, was wir so nicht erwartet hatten", sagt Hamilton. "Aber das könnte eine ganze Reihe von Gründen haben. Das hier ist eine ganz andere Rennstrecke, hier ist es sehr staubig. Ich bin jedenfalls dankbar für das Auto, das uns das hier heute ermöglicht hat. Und ich weiß, dass Ferrari hart pushen wird. Es wird morgen ein guter Kampf, denn sie sind in den Rennen immer stark."