Kein Formel-1-Qualifying gab es am Samstag in Sao Paulo. Aufgrund eines starken Gewitters mit anhaltenden Regenfällen über dem Autodromo Jose Carlos Pace wurde das Zeittraining der Königsklasse beim Brasilien-GP nach mehrfachen Verschiebungen schließlich abgesagt und auf Sonntag verschoben.
Nachdem der Sprint noch bei schönen Bedingungen über die Bühne ging, hatte sich das bekanntermaßen launische Wetter an der Atlantik-Küste weniger als eine Stunde vor dem Qualifying innerhalb kürzester Zeit in eine apokalyptisch anmutende Regenfront verwandelt. Die ursprünglich auf 15 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) angesetzte Session wurde kurz vor 17 Uhr abgesagt, als die Sicht auch aufgrund der sich anbahnenden Dunkelheit kein Qualifying mehr zugelassen hätte.
Kann Hülkenberg in die Fußstapfen von Schumacher, Vettel und Rosberg treten?
Schlechte Nachrichten also für alle Formel-1-Fans, die in den Zuschauerrängen an der Strecke ausharrten oder sich vor dem Fernseher oder Livestream auf ein Qualifying gefreut hatten. Gute Nachrichten allerdings für Nico Hülkenberg – zumindest statistisch betrachtet. Denn aufgrund der Absage wird das Qualifying nun am Sonntag ausgetragen. Sonntags-Qualifyings in der Formel 1 haben historisch gesehen eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit.
Ausnahmslos alle F1-Qualifikationen, die nach einer Verschiebung an einem Sonntag ausgefahren wurden, hatten schließlich einen Polesetter mit deutschem Reisepass zur Folge. Insgesamt fünfmal gab es das schon. Dreimal sicherte sich dabei Sebastian Vettel die erste Startposition, einmal Nico Rosberg und einmal Michael Schumacher.
Hülkenberg, der seine einzige Formel-1-Pole übrigens in seiner Debütsaison 2010 in Brasilien eingefahren hatte, muss also über sich hinauswachsen, um dieses Vermächtnis seiner Landsleute fortzuführen. Doch wie kam es überhaupt zu den bisherigen Sonntags-Qualifyings und wie endeten diese schließlich für den Polesetter im Rennen?
Formel 1, Sonntags-Qualifying: Japan 2004
20 Jahre ist es her, als zum ersten Mal das Formel-1-Qualifying verlegt werden musste. Schauplatz war – wie so häufig bei Samstags-Absagen – der Japan-GP. Taifun Ma-on schlug am Freitag zu und sorgte dafür, dass bereits im Training zahlreiche Piloten auf geradezu überfluteter Strecke in die Auslaufzonen schlitterten.
Weil die Prognosen für den Samstag vorhersagten, der Sturm mit Windspitzen bis zu 160 km/h würde noch näher an Suzuka heranziehen, wurde der komplette Qualifying-Tag abgesagt. Nachdem das Streckenareal wetterfest gemacht worden war, stürmte es dann auch am Sonntag - allerdings in Form von Michael Schumacher, der auf abtrocknender Strecke erst die Pole am Morgen erzielte, ehe er am Nachmittag seinen 13. Saisonsieg folgen ließ.
Formel 1, Sonntags-Qualifying: Japan 2010
Und wieder Japan. Auch der zweite Fall eines Qualifyings am Sonntag führt uns nach Suzuka. Sechs Jahre nach dem Debüt der Verschiebung war es erneut ein heftiger Sturm in der Region, der die Formel 1 zur Verlegung zwang.
Anders als 2004 wurde jedoch nicht frühzeitig abgesagt. Vielmehr versuchte die Rennleitung dieses Mal, ein Zeitfenster für das Qualifying zu finden, in dem sich die Natur beruhigte. Umsonst. Das Fenster blieb geschlossen, die Teams hatten sich die Zeit zumindest mit Floß- und Bötchen-Bau in der Boxengasse vertrieben.
Parallel zu 2004 ging die ganze Sache jedoch sportlich aus - aus deutscher Sicht hocherfreulich. Nur, dass diesmal statt Schumi Sebastian Vettel Pole und Sieg am selben Tag klarmachte.
Formel 1, Sonntags-Qualifying: Australien 2013
Nur drei Jahre später folgte die nächste Absage eines Qualifyings am Samstag. Doch dieses Mal war es kein Taifun in Japan, sondern eine australische Naturgewalt, die für die - teilweise - Verschiebung der Qualifikation sorgte. Nach einem verspäteten Beginn hatte die Formel 1 zumindest das Q1 - natürlich inklusive diverser Dreher und Ausrutscher neben die Strecke - noch am Samstag beenden können, ehe sich die Lage weiter verschlechterte. Zudem nahte der Sonnenuntergang, sodass Q2 und Q3 auf Sonntagmorgen verlegt wurden.
Der große Gewinner: Schon wieder ein Deutscher! Wieder war es Sebastian Vettel, der sich die Pole Position in den Morgenstunden von Melbourne sicherte. Zum Sieg sollte es dieses Mal allerdings nicht reichen. Den erzielte Kimi Räikkönen im Lotus vor Fernando Alonso im Ferrari. Vettel wurde Dritter.
Formel 1, Sonntags-Qualifying: USA 2015
2015 schlug der Wetterteufel erstmals in Nordamerika so stark zu, dass an ein Qualifying nicht zu denken war. Es erwischte das noch recht junge Rennen auf dem Circuit of the Americas in Austin. Nach der Indy-Farce von 2005 drohte der Formel 1 durch Hurrikan Patricia gleich das nächste Debakel in den Staaten. Los ging der Ärger bereits am Freitag. Nachdem das erste Training bereits verregnet war, verschlechterten sich die Bedingungen zum FP2 weiter. Es wurde abgesagt.
Der Samstag startete zunächst regulär mit dem dritten Training, aber erneut auf extrem grenzwertig nasser Strecke, was zu zahlreichen Drehern führte. Erneut verschlechterten sich die Bedingungen im Laufe des Tages, sodass die Qualifikation nach sechsfacher (!) Aufschiebung um jeweils eine halbe Stunde für den Samstag abgesagt werden musste.
Doch auch am Sonntag regnete es in Austin noch immer heftig. Zum Fahren reichte es allerdings - zunächst. Nach Q1 und Q2 hatte sich die Lage erneut verschlechtert - Q3 wurde ganz gestrichen. Somit entschied Q2 über die Startaufstellung - und da hatte einmal mehr ein Deutscher vorne gelegen. Mit Nico Rosberg holte somit auch beim vierten Sonntags-Qualifying der Formel-1-Geschichte ein Deutscher die Pole.
Zum Sieg reichte es für Rosberg nicht. Schon in Kurve eins verlor er die Führung durch ein hartes Manöver an Lewis Hamilton. Der weitere Rennverlauf des ebenfalls nassen Grand Prix samt Safety Cars & Co. spülte Rosberg zwar wieder in Führung. Durch einen Fahrfehler kurz vor Schluss verlor er P1 jedoch wieder an Hamilton, der dadurch auch noch den WM-Titel gegen seinen Teamkollegen klarmachte.
Formel 1, Sonntags-Qualifying: Japan 2019
Die letzte Absage eines Formel-1-Qualifyings am Samstag vor dem Brasilien-GP 2024 gab es 2019 in Japan. Erneut war es ein Taifun, der eine Session unmöglich machte. Supertaifun 'Hagibis‘ nannte sich die Naturgewalt, die mit Windspitzen von fast 250 Km/h dem Topspeed der Formel-1-Autos die Show stahl.
Am Sonntagvormittag hatte sich die Lage gebessert. Sebastian Vettel verlängerte die deutsche Dominanz bei Sonntags-Qualifyings in der Formel 1 und stellte seinen Ferrari SF90 vor Charles Leclerc auf die Pole Position. Es war ein historischer Tag für den vierfachen Champion. Denn es sollte die 57. und somit letzte Pole seiner hochdekorierten Karriere sein.
Doch die Freude über die Pole wehrte im Grand Prix nur kurz. Denn direkt am Start übertölpelte Mercedes-Pilot Valtteri Bottas die beiden Ferrari-Piloten und gewann anschließend mit 13 Sekunden Vorsprung das Rennen. Vettel musste mit der zweiten Position vorliebnehmen.
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