1. - S wie Startaufstellung

Lewis Hamilton auf Pole Position beim Australien GP. Diese Zeile können wir inzwischen als Vorlage für unsere Qualifying-Berichte Down Under verwenden. Zum bereits achten Mal in seiner Karriere startet der Mercedes-Pilot in Melbourne vom ersten Platz in der Startaufstellung in das Rennen (morgen, Startzeit 6:10 Uhr, live im TV auf RTL und Sky sowie im Live-Stream F1 TV Pro). Valtteri Bottas komplettiert eine rein silberne erste Startreihe.

Ferrari hat es, anders als mit Kimi Räikkönen 2018, nicht dahin geschafft. Sebastian Vettel musste sich mit einem gewaltigen Rückstand von sieben Zehnteln im Qualifying mit Platz drei begnügen. Neben dem Deutschen im Grid steht Max Verstappen. Der Red Bull verdrängte im letzten Moment den zweiten Ferrari von Charles Leclerc auf P5. Pierre Gasly dagegen schied durch eine Fehleinschätzung der Streckenentwicklung erstaunlich früh, in Q1, aus.

Deshalb folgt in der Startaufstellung ein auch in diesem Jahr zum Saisonstart stark aufgelegtes Haas-Duo mit Romain Grosjean vor Kevin Magnussen. Lando Norris startet auf einem überraschenden achten Platz im McLaren. Alfa Romeos Kimi Räikkönen und Sergio Perez im Racing Point komplettieren die Top-10. Nico Hülkenberg verpasste diese im Qualifying nach technischen Problemen an seinem Renault als Elfter haarscharf.

2. - S wie Start

Nur 248,4 Meter sind es im Albert Park bis zur ersten Kurve. Eine extrem kurze Distanz. Bei einem derartigen Sprint zählt mehr als jeder Windschatten - der kommt allerdings nach der ersten Rechtslinks ins Spiel - gute Traktion aus der Startbox. Hier spielen im Spitzenfeld alle mit gleichen Karten. Sämtliche Fahrer in den Top-Ten sind mit Soft-Reifen in das Q3 eingezogen. Vor- oder Nachteile gibt es an dieser Front also nicht.

Ebenfalls lässt sich hier keine generelle Einschätzung abgegeben. Es handelt sich eben um das erste Saisonrennen. Welche Teams 2019 eher einen besonders guten oder tendenziell schlechteren Launch erwischen, muss sich erst noch zeigen. Bleibt der Faktor Fahrer. Max Verstappen auf P3 gilt etwas als besonderer Fuchs der Startphase - und als aggressiv wie kompromisslos ohnehin.

Eine Einschlafhilfe werde er deshalb nicht brauchen, gibt sich Vettel, der neben direkt neben dem Niederländer startet, aber entspannt. Der Start werde allerdings sicher einer der wichtigsten Schlüssel für ein erfolgreiches Rennen. "Da kann man viel gut machen", sagt Vettel. Speziell in Australien, wo das im weiteren Rennverlauf besonders schwierig ist (vgl. 4. - S wie Strecke).

Auf Wiedergutmachung sind insbesondere auch Teamkollege Leclerc nach einem verwachsten Qualifying. "Ich brauche einen einen guten Start, um meine schlechte Form von heute wieder auszubügeln."

3. - S wie Strategie

In der Theorie sieht Pirelli eine Zwei-Stopp-Strategie als schnellste Variante, die 58 Runden im Albert Park zu beenden: Zunächst zwei Stints für je 21 Runden auf dem Soft, gefolgt von einem Schlussstint auf Medium. In der Praxis könnte es jedoch anders aussehen. Wie inzwischen auch die Italiener erkannt haben, versuchen die Formel-1-Teams, jeden nicht zwingend nötigen Stopp zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Tatsächlich sei ein Einstopper (27 Runden Soft, dann 31 Medium) auch in der Theorie nur marginal langsamer, lässt Pirelli wissen. Noch dazu ist die Strecke in Melbourne alles andere als ein Überholparadies (vgl. 4. - S wie Strecke): Track Position ist beim Australien GP schon immer King gewesen - und das obwohl die Boxengasse mit nur 280,7 Metern und knapp 17 Sekunden Durchfahrtszeit nicht einmal zu allzu großem Zeitverlust führt.

Doch gibt es 2019 erstmals in Melbourne überhaupt einen neuen Faktor: einen Punkt für die schnellste Rennrunde. "Das könnte einige Fahrer dazu motivieren, auf einen Zweitstopper zu drängen, wenn die Bedingungen passen", so Pirelli. Sprich: spät rein und mit leeren Tank darauf gehen. Auch die Temperaturen spielen eine tragende Rolle. Je wärmer, desto mehr Reifenabbau und Wahrscheinlichkeit für einen zweiten Wechsel. Der wärmste Tag des bisherigen Wochenendes soll der Sonntag jedenfalls werden.

Ferrari: Formel-1-Saisonvorschau 2019: (16:46 Min.)

4. - S wie Strecke

Der 5,3 Kilometer lange Albert Park Circuit mitten im Herzen Melbournes ist inzwischen längst ein Klassiker zum Start der Formel-1-Saison. Die recht enge erste Kurvenkombination und insbesondere der erste harte Bremspunkt vor Kurve vier sorgen genauso traditionell oft für Spektakel am Rennstart. Doch danach ist es in Australien meist vorbei mit Action. Die Strecke gilt trotz der inzwischen sogar drei DRS-Zonen also regelrecht überholfeindlich.

"Auf dieser Strecke ist es sehr schwer, zu überholen", erinnert Charles Leclerc an die Geschichte des Albert Parks. Daran sollten selbst die neuen Aero-Regeln zumindest keine Welten ändern. Selbst mit Karts würde man im Albert Park nicht ordentlich überholen können, meinte Haas-Pilot Kevin Magnussen schon am Donnerstag. Das ist zwar übertrieben, doch die Richtung stimmt. Sebastian Vettel jedoch meint, das durchaus etwas geht: "Wenn dein Speed stimmt, kaufst du dir Optionen, damit etwas nach vorne geht."

5. - S wie Safety Car

Damit zielt Vettel jedoch nicht unbedingt nur auf ein Überholmanöver auf der Strecke. Denn auch abseits von direktem Duell und regulärer Strategie, kann es sich in Australien ganz besonders lohnen, genau im richtigen Moment den Hammer fallen zu lassen. Nämlich dann, wenn das - mehr oder weniger zufällig - passend zu einer Safety-Car-Phase oder auch nur dessen virtueller Variante geschieht.

Mercedes: Formel-1-Saisonvorschau 2019: (14:48 Min.)

Gerade in der jüngeren Vergangenheit spielte das Thema eine entscheidende Rolle für den Rennsieg, zuletzt zum Vorteil Vettels. "Ein Safety Car ist sehr wahrscheinlich", erinnert Vettel. Mit Blick auf die letzten fünf Jahre sogar extrem wahrscheinlich - 80 Prozent betrug die SH-Wahrscheinlichkeit seit 2014.

"Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt das rauskommt, kann das einen nach vorne oder hinten spülen. Lassen wir uns einfach überraschen. Letztes Jahr bin ich ja auch als Dritter los und vielleicht brauchen wir dann einfach wieder nur ein Safety Car", hofft Vettel. "Aber darauf verlassen können wir uns natürlich nicht. Wir müssen schon unser Rennen fahren, und schauen, wohin uns das bringt."

6. - S wie schnellste Rennrunde

Auf das übliche "S wie Sonntagswetter" verzichten wir an dieser Stelle ausnahmsweise. Es wird ja sowieso ein wunderschöner, australischer Spätsommertag. Stattdessen lieber ein anderer, weil gänzlich neuer Einwurf: In Australien gibt es eine Feuertaufe. Zum ersten Mal seit 60 Jahren gibt es wieder einen WM-Punkt für die schnellste Rennrunde. Aber nur, wenn der entsprechende Fahrer das Rennen auch in den Top-Ten beendet.

Das bringt Spannung - nicht nur durch die Frage, wer sich den Bonuspunkt sichert, sondern auch wie: Ist Mercedes so überlegen, dass am Ende mit leichtem Auto auch auf älteren Reifen einfach der Hahn genug aufgedreht werden kann? Oder stoppt der schwächste Top-Team-Fahrer kurz vor Schluss einfach ohne Not, weil er dann doch wieder einen riesigen Puffer auf das Mittelfeld hat? Oder wird es ein reiner Battle im Mittelfeld, der vielleicht einen Boxenstopp-Dominoeffekt auslöst? Fragen über Fragen.

Diskussion: Neu: Punkte für die schnellste Rennrunde!?: (12:21 Min.)

7. - S wie Sieger

Die viel wichtigere Frage jedoch: Wer gewinnt? Immerhin gibt der Sieg nicht nur einen Punkt wie die FL, sondern satte 25. Der klare Favorit ist zumindest auf dem Papier recht schnell gefunden: "Mercedes", gesteht auch Vettel. "Wenn du so viel schneller bist, dann sollte es ein Spaziergang sein. Aber wir versuchen natürlich, ihren Spaziergang zu stören."

Doch wirklich damit rechnen will selbst Vettel nicht. "Wir haben ein großartiges Auto, wir sind sicherlich besser als das", meinte der Deutsche zwar nach dem schwachen Qualifying. Aber: "Unsere Longrun-Pace war gestern auch nicht berauschend wenn man sie mit Mercedes vergleicht. Da hatte sie auch die Nase vorne und das ist auch für morgen meine Erwartung. Deshalb denke ich da lieber nicht groß dran."

Er könne einzig versuchen, am Start anzugreifen, dann seinen Rennen zu fahren und auf eine Möglichkeit zu lauern. Wie einmal mehr ein VSC etwa (vgl. 5. - S wie Safety Car). Zumindest etwas besser als im Qualifying schätzt Vettel seine Ferrari-Pace im Rennen jedoch ein. Leclerc geht sogar noch etwas weiter. "Im Renntrimm sehen wir stark aus", meint der Monegasse.

Am Freitag galt das jedoch nur für den Medium. Da war Ferrari auf Augenhöhe. Der seitens Pirelli jedoch für den Großteil des Rennens empfohlene Soft lieferte am Mercedes weitaus bessere Ergebnis auf den Freitagslongruns. Also was jetzt? Vettel: "Gut sollte die Rennpace sein, ja. Aber bei so viel Vorsprung bleibt Mercedes Favorit. Ich hoffe aber, dass wir Druck ausüben können."