Mercedes hatte vor dem Saisonauftakt der Formel 1 in Australien noch keine großen Prognosen ausgegeben. Schwierig würde es werden, so glaubte das Team. Doch in den beiden Freien Trainings am Freitag packten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas den Hammer aus. Acht Zehntel betrug am Ende der Vorsprung auf den Rest der Formel-1-Welt. Max Verstappen als Dritter lag klar zurück, und die Ferraris waren nirgends zu sehen.

Trotz dieser Vorstellung will sich Mercedes für Qualifying und Rennen noch nicht festlegen. In den Freitags-Trainings ging es bekanntlich noch um keine Punkte oder Startplätze. Obwohl weder Hamilton noch Bottas Probleme meldeten, und Mercedes gute neue Teile brachte, sorgen sich alle. Genauso wie die Konkurrenz von Red Bull bereits mahnt: Das könnte ein Bluff von Ferrari sein.

Hamilton lobt fehlerfreien Trainings-Tag: Macht Spaß

Dennoch sah das Freitags-Ergebnis überaus deutlich aus. Lewis Hamilton beendete beide Trainings an der Spitze der Zeitentabelle. Bottas folgte knapp dahinter, ihm fehlten am Ende nur 48 Tausendstel auf Hamiltons schnellste Runde. Auf eine Runde könnte Hamilton womöglich aber noch schneller: Er musste seinen ersten Anlauf nach Kurve vier abbrechen. Seine Soft-Reifen hatten daher bereits zwei Aufwärmrunden hinter sich, als er seine 1:22.600 fuhr.

"Das Auto hat mir ein gutes Gefühl vermittelt", so der Weltmeister danach, "genau deshalb macht es mir so viel Spaß. Es fühlt sich ähnlich wie in Barcelona an. Auf einer anderen Strecke ist das ein positives Zeichen."

Hamilton und Bottas bei Startübungen in Melbourne, Foto: LAT Images
Hamilton und Bottas bei Startübungen in Melbourne, Foto: LAT Images

In Barcelona war Ferrari zwar die Bestzeit gefahren, aber am letzten Tag kam Hamilton noch einmal bis auf wenige Tausendstel an die Konkurrenz heran. Perfekt war der Australien-Auftakt trotzdem noch nicht, sagt Hamilton: "Wie an jedem Freitagabend müssen wir jetzt alles ganz genau unter die Lupe nehmen. Wichtig ist, dass unsere beiden Autos weiter Kilometer abgespult haben, keiner von uns einen Fehler gemacht hat und wir die Autos in einem Stück gelassen haben - das macht viel aus."

Mercedes war nicht nur auf eine Runde schnell, sondern auch in den Longruns, also in den Rennvorbereitungen. "Wir haben bei beiden Fahrern und auf beiden Reifen eine ordentliche Balance erzielt", sagt Technik-Direktor James Allison.

Hamiltons Longruns wurden ein paar Mal von Verkehr unterbrochen, doch bei freier Strecke fuhr er auf den Soft-Reifen zwischen 1:27.8 und 1:28.2. Bottas war etwas langsamer, er bewegte sich bei seinem Longrun auf Soft-Reifen im Bereich von 1:28.3, und auf den Medium-Reifen fuhren sowohl Hamilton als auch Bottas unter 1:28. Das war deutlich schneller als Ferrari. Die italienische Konkurrenz lag indessen hinter Red Bull und bei den Longruns sogar noch hinter Renault zurück.

Mercedes bringt in Australien erste Upgrades

"Zudem haben wir einige neue Teile eingesetzt, die gut zu funktionieren scheinen", bestätigt Technik-Direktor Allison nach dem Training außerdem. Keine Runderneuerung - die gab es bekanntlich schon zu Beginn der zweiten Testwoche in Barcelona.

Ein paar Teile sind am Mercedes W10 in Australien neu, Foto: LAT Images
Ein paar Teile sind am Mercedes W10 in Australien neu, Foto: LAT Images

"Wir hatten nicht viele neue Teile, aber wir konnten das vorhandene Paket optimieren", führt Valtteri Bottas weiter aus. Damit sind er und Hamilton sehr zufrieden und blicken mit verhaltenem Optimismus nach vorne auf den Qualifying-Samstag.

Mercedes warnt: Trainings bedeuten nichts

Basierend auf die ersten Ergebnisse vom Freitag in Australien will Mercedes aber weiterhin keine Prognosen treffen. " Es ist noch viel zu früh am Rennwochenende, um zu wissen, wie unsere Pace im Vergleich zu den anderen Teams aussieht", warnt Allison.

Bottas schließt sich an: " Alles in allem war es ein ordentlicher erster Tag, aber die Zeiten vom Freitag haben noch keine große Bedeutung. Noch hat keines der Teams seine volle Performance gezeigt. Wir haben eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel wir uns im Qualifying noch steigern können, aber wir wissen nicht, wie viel die anderen Teams noch nachlegen können."

Erst am Samstag und am Sonntag wird sich in Australien daher zeigen, wer wen ausgetrickst hat - ob Mercedes in den Tests tiefgestapelt hat, oder ob Ferrari am Freitag in den Trainings noch einmal Tempo herausgenommen hat.