SportPesa Racing Point - der einstige Jordan-Rennstall geht 2019 endgültig in ein neues Zeitalter. Jordan ist längst Vergangenheit, Spyker und Midland auch - und nun auch Force India und VJM. Der neue Renner aus Silverstone hört auf den Namen RP19.

Racing Point präsentierte den neuen Boliden erst beim Test in Barcelona. Weil während der Testfahrten mit Live-Ticker, Analysen und Co. Hochbetrieb in der Redaktion von Motorsport-Magazin.com herrschte, liefern wir die letzten Technik-Checks nach. Williams und Alfa stehen auch noch auf der To-Do-Liste.

Auch wenn bei der Nomenklatur nichts beim Alten blieb, bei der Technik zeigen sich die Gene des VJM11 recht deutlich. "Die Philosophie ist nicht neu", gesteht Technik-Chef Andrew Green. Trotz der neuen Regeln ist der Racing Point eindeutig als Weiterentwicklung des Force India zu erkennen.

Das liegt zuerst an der markanten Nase. Die weiterentwickelte Baywatch-Nase bleibt unverändert und leitet die Luft unter das Chassis. Die Nase steigt weiter gerade an sorgt damit für den markanten Knick zum Chassis, unter dem sich die Aufhängungselemente befinden.

Racing Point bring großes Upgrade nach Melbourne

Dazu wurden auch die Bargeboards fast eins zu eins vom Vorgänger übernommen, nur an das neue Reglement angepasst. Sie sitzen jetzt 150 Millimeter tiefer. Die aerodynamischen Details sind aber Platzhalter. "Das richtig gute Zeug halten wir noch zurück", bestätigt Green.

"Zu Beginn eines neuen Reglements ist die Entwicklungskurve besonders steil", erklärt der Technik-Chef. "Deshalb kommen die neuen Sachen erst in Melbourne." Je später die Teile kommen, desto länger können die Ingenieure entwickeln. Das ist riskant, doch wenn die Korrelation zwischen Strecke und Windkanal passt, kann jeder Tag Performance wert sein.

Aus diesem Grund war bei Force India nach den mäßigen Testergebnissen auch keine Panik angesagt. Man versuchte das Auto schon perfekt für das große Upgrade vorzubereiten. Zuverlässigkeit und Funktion von mechanischen Elementen konnte getestet werden. Der Performance-Treiber Nummer eins, die Aerodynamik, kommt in Australien.

Trotzdem kann man am RP19 schon interessante Dinge erkennen. Am Frontflügel zum Beispiel. Force India war beim Test 2018 in Ungarn das einzige Team, das einen echten Prototyp-Flügel für 2019 testete.

Und tatsächlich, so dramatisch unterscheidet sich der RP19-Frontflügel nicht vom Prototypen. "Das Frontflügeldesign stand schon relativ früh fest", bestätigt Green. Die Endplatten sind nun maximal nach außen abgewinkelt, dazu senken sich die Flaps zur Endplatte hin ab.

An der Vorderachse gibt es kaum mehr Aerodynamik. Hier können die Teams fast nur noch mit der Position von Querlenkern und Pushrods spielen. Auch Force India springt hier auf den Trend auf, den oberen Querlenker nach oben zu verlegen. Er ist über einen Winkel mit dem Radträger befestigt.

RB19 nutzt altes Force-India-Chassis

Die größte Änderung aber gab es an den Seitenkästen. Damit musste Force India auch schon ausrücken, diese Änderungen lassen sich nicht so einfach nachrüsten. Denn dafür mussten die seitlichen Crash-Elemente nach unten verlegt werden, der Lufteinlass ist deshalb nun höher.

Die tieferliegenden Crashstrukturen bringen strukturelle Probleme am Chassis mit sich. Für Racing Point war das besonders heikel, weil man das Monocoque des Vorgängers eigentlich komplett übernehmen wollte. Für die Crashstrukturen wurde das alte Monocoque verstärkt, gleichzeitig wurde es hinten etwas für das größere Tankvolumen vergrößert.

Die Seitenkästen erinnern so stark an die des letztjährigen Red Bull. Das liegt vor allem am oberen Luftleitblech des Seitenkastens. Der untere Teil des Doppeldecker-Seitenkastens wird von der Crashstruktur aufgespannt, der obere von einem massiven Luftleitblech, das eine ganze Ebene aufspannt.

Airbox bei Racing Point 2019 größer

Die Seitenkästen wurden somit radikal neu entwickelt. Ein Teil des Kühlbedarfs ist dadurch nach oben gewandert. Die Airbox wurde dafür voluminöser. Sie ist jetzt weniger rundlich, stattdessen eher rechteckig.

Zu Vergleichszwecken wurde das Foto vom 2018er Boliden gespiegelt, Foto: LAT/Racing Point
Zu Vergleichszwecken wurde das Foto vom 2018er Boliden gespiegelt, Foto: LAT/Racing Point

In der Seitenansicht fällt ebenfalls auf, dass sich offenbar Volumen von unten nach oben verschoben hat. Während die Seitenkästen aggressiver sind, fällt die Motorabdeckung erst später ab. Das ist gut an der Größer der Finne zu erkennen.

Racing Point setzt offenbar alles daran, den Unterboden zum Funktionieren zu bringen. "Uns fehlt durch das neue Reglement noch immer Abtrieb am Heck", bestätigt Green. Die Änderungen am Frontflügel und an der Vorderachse wirken sich vor allem auf die Effektivität des Unterbodens aus.

Eine kleine Überraschung gibt es am Heckflügel. Als eines von nur drei Teams stellt Racing Point den Heckflügel nur auf eine Strebe. Nur Red Bull und Toro Rosso (mit dem letztjährigen Red-Bull-Heck ausgestattet) haben außer Racing Point eine zentrale Strebe. Durch den vergrößerten Heckflügel wurden auch die Kräfte größer, weshalb die meisten Teams nun auf zwei Streben setzen.