Nach den ersten vier Testtagen der Formel-1-Saison 2019 gibt sich Red Bull einmal sehr zufrieden mit dem neuen Motoren-Partner Honda. Abgesehen von kleineren Schwierigkeiten hatte die neue Partnerschaft beim Test keine Probleme. Vorsichtiger Optimismus macht sich breit, die bisherigen Saisonvorbereitungen wurden gar zu den besten der Teamgeschichte erhoben.

Auf der Performance-Seite können natürlich noch schwer Prognosen getroffen werden, doch Hondas neue RA619H-Power-Unit sieht Red Bull jetzt einmal als einen Schritt nach vorne. Die ersten Hoffnungen, die man durch den Status eines de-facto-Werksteam machte, scheinen erfüllt zu werden. So gut haben ein Red-Bull-Chassis und ein Motor noch nie zusammengespielt, versichert Christian Horner.

Red Bull Honda: Packaging des Motors als neuer Vorteil

Bei einer Power Unit in der Formel 1 spielt das sogenannte Packaging eine sehr große Rolle. Damit ist die Installation, die Verpackung der Power Unit im Heck des Chassis gemeint. Wenn Motor- und Chassisentwickler die ganze Zeit über eng zusammenarbeiten können und über den ganzen Entwicklungsprozess miteinander verbunden sind, dann ergeben sich logischerweise ideal aufeinander abgestimmte Chassis und Power Units. Das verspricht Effizienz-Vorteile, etwa was die Platzierung von Kühlern angeht.

Teams wie Ferrari, Mercedes und Renault profitieren hier, da sie sowohl Motor als auch Chassis selbst bauen. Red Bull als reiner Chassis-Hersteller bekam bis 2018 Motoren von Renault angeliefert. Als Kundenteam muss man dann mit dem leben, was man bekommt. Und da Renault die Power Unit zuerst für das eigene Werks-Chassis baut, musste sich Red Bull hinten anstellen.

Red Bulls Testprogramm wurde in Barcelona nicht oft unterbrochen, Foto: LAT Images
Red Bulls Testprogramm wurde in Barcelona nicht oft unterbrochen, Foto: LAT Images

Der Honda-Deal bedeutet für Red Bull also eine Chance, Chassis und Motor endlich in einen viel besseren Einklang zu bringen. Dafür hat man über die Dachorganisation Red Bull Technologies schon früh mit der gemeinsamen Entwicklung begonnen. Alles mit dem Ziel, dass Honda und Red Bull technisch gut koordiniert und auf einer Wellenlänge arbeiten.

Laut beiden Seiten wurde dieses Ziel erreicht. Ist das Packaging für 2019 also neu? "Teilweise ja", meint Hondas F1-Technikchef Toyoharu Tanabe. "Wir haben mit Red Bull Technologies gearbeitet, einer Synergie zwischen Red Bull und Toro Rosso. Sie haben zwischen den Teams diskutiert, und unseren Job sehr einfach gemacht. Das Ziel ist, alles kompakt und sauber zu gestalten, und das haben wir in der Winterpause gemacht."

Red Bull: Honda-Installation so gut wie Schweizer Uhr

Hondas Ziele eines sauberen Pakets im Red-Bull-Heck sieht das Team nach den ersten Ausfahrten in Barcelona als erfüllt an. "Ultimativ ist die Leistung ein dominierender Faktor. Aber ich muss sagen, dass die Installation dieses Motors im Chassis wohl die beste ist, die wir je hatten", lobt Teamchef Christian Horner.

"Wenn du schaust, wie sauber das ins Chassis integriert ist, das ist eine Schönheit", so Horner weiter. "Das ganze Ingenieursteam gemeinsam mit Honda hat großartige Arbeit geleistet und etwas eingebaut, das wie eine Schweizer Uhr im Heck unseres Chassis aussieht."

Red Bulls Seitenkästen sind 2019 eng gehalten, Foto: LAT Images
Red Bulls Seitenkästen sind 2019 eng gehalten, Foto: LAT Images

Wie Horner hervorhebt, spielt die Leistung natürlich noch immer eine Rolle. Leistung und ein sauber-kompaktes Paket passen nicht immer zusammen. Ein stärkerer Motor braucht oft mehr Platz für Kühlung und dergleichen. Wer zu viel auf zu wenig Platz will, der findet sich schnell mit schlechter Zuverlässigkeit wieder.

Doch Honda-Technikchef Tanabe glaubt, gute Kompromisse gefunden zu haben. Das Konzept des Honda RA619H geht jetzt ins dritte Jahr. Seit dem Neudesign 2017 hat sich Honda darauf fokussiert, dieses Design regelmäßig zu verbessern, und keine komplett neuen Revolutionen mehr zu bringen. So auch in der vergangenen Winterpause.

Horner: Hondas Rückstand geschrumpft, Ausblick aber schwer

Wo genau Honda mit der Leistung selbst jetzt steht, das vermag Red Bull noch nicht genau zu sagen. "Ich glaube, bei Honda hatten sie einen guten Winter", sagt Horner vorsichtig. "Bis jetzt haben sie auf jeden Fall die Lücke signifikant reduziert."

Formel 1 2019: Bilanz der 1. Testwoche in Barcelona (06:41 Min.)

Eine verkleinerte Lücke ist aber nur relativ, warnt Horner gleich darauf: "Du weißt über den Winter nicht, was die anderen geschafft haben. Wenn die weitere 50 kW gefunden haben, dann haben wir ein Problem."

Aber solche Sorgen liegen noch in weiter Ferne. Erst einmal abwarten, wie sich Testwoche zwei anlässt. Noch läuft alles rund, Gerüchte über unerwünschte Vibrationen des Honda-Motors wies Horner entschieden zurück. Wo genau Red Bull Honda steht, das wird die Formel 1 nach einer Testwoche noch nicht sagen können.