Das neue Teamduell bei Ferrari - Sebastian Vettel gegen Charles Leclerc - zählt vor der anstehenden Formel-1-Saison 2019 zu den mit besonders großer Spannung erwarteten Themen. Wie wird sich der Newcomer bei der Scuderia gegen Platzhirsch Vettel schlagen? Bringt die drastische Verjüngung im roten Stall frischen Wind? Und am Ende endlich den ersehnten WM-Titel?

"Sie haben vergangenes Jahr einfach zu Fehler gemacht. [...] Sie müssen einfach noch einen Schritt machen, aber sie können das schaffen. Es wird großartig, das wieder zu verfolgen", meint Nico Rosberg. Der F1-Weltmeister von 2016, weiterhin als TV-Experte für die englische Ausgabe von Sky Sports News F1 aktiv, äußerte sich im Rahmen eines Filmtags für den Pay-TV-Sender ausführlich zur kommenden Saison.

Nico Rosberg: Leclerc kann positive Dynamik bringen, aber …

Warum Rosberg Ferrari endlich den großen Wurf zutraut? Erstens wegen der endlich per Umstrukturierung aufgelösten Spannung in der Teamführung (Mattia Binotto neuer Teamchef statt Maurizio Arrivabene). Zweitens wegen des neuen Piloten neben Vettel. "Sebastians neuer Teamkollege Leclerc. Der könnte eine sehr, sehr positive Dynamik bringen", meint Rosberg.

Ferrari-Teamchef entlassen: Wer ist Vettels neuer Chef? (11:43 Min.)

Die Betonung liegt jedoch nicht auf positiv, sondern auf könnte. Denn Rosberg lässt sofort eine Mahnung folgen. "Es könnte auch negativ sein, es könnte auch nach hinten losgehen. Es wird großartig, das zu beobachten", so Rosberg, sicht- und hörbar begeistert. Was der bis dato letzte deutsche Formel-1-Weltmeister damit meint: Ist Leclerc so gut, dass er Vettel den Rang bei Ferrari abzulaufen droht, könnte das für schlechte Stimmung bei den Roten sorgen.

Jenson Button: Ferrari-Sympathie für Leclerc könnte Vettel wehtun

Für Rosberg steht Vettel nach 2018 mehr denn je unter einem enormen Druck. "Er hat ihn schon letztes Jahr gespürt, da bin ich ganz sicher. Denn gerade wenn du für Ferrari fährst, ist der Druck am höchsten, denn das ganze Land schaut da auf dich. Er spürt das, ganz klar. Er muss es nächstes Jahr einfach zusammenbringen", sagt Rosberg.

Ähnlich schätzt Rosbergs neuer Expertenkollege bei Sky, Jenson Button, die Lage ein. "Für Sebastian ist es bei Ferrari eine ganz andere Atmosphäre als es bei Red Bull der Fall war. Vielleicht herrscht dort mehr Druck. Wir werden schon sehen, wie er dieses Jahr damit umgeht. Es wird ein entscheidendes Jahr für Sebastian", meint der Brite bei derselben Veranstaltung.

Button ergänzt jedoch noch einen Aspekt. Nicht nur sportlich sieht er in Leclerc eine Gefahr für Vettel, sondern auch charakterlich. "Er (Vettel, Anm. d. Red.) ist ein unglaublich talentierter Fahrer und superschnell. Aber wenn es mental nicht genau richtig läuft, kannst du es vergessen. Charles scheint solch ein fröhlicher und glücklicher Kerl zu sein, richtig entspannt und ich denke, dem Team wird das echt sehr gefallen. Das kann dem anderen Fahrer dann manchmal wehtun", warnt der Weltmeister von 2009.

Griesgram und Unsympath ist jedoch auch Vettel bei Weitem nicht. Vielmehr zielt Button also darauf, dass Leclerc, zumal als originärer Ferrari-Junior, schlicht genauso gut wie Vettel sowohl WM- als auch Sympathiepunkte anhäufen kann. Zwischen Leclerc und Vettel könnte es also nicht nur sportlich um die Vorherrschaft gehen, sondern auch auf der Beliebtheitsskala im Team. Hinzu kommt für Button Vettels Vorgeschichte mit Ricciardo. "Als Daniel zu Red Bull kam hat es sich für ihn als schwierig erwiesen", erinnert 'JB'.

2019 entscheidend für Sebastian Vettels F1-Zukunft?

Sollte die Geschichte sich für Vettel bei Ferrari wiederholen, sieht Button Am Horizont ein großes Fragezeichen für die künftige Karriere des vierfachen Weltmeisters aus Deutschland. "Daniel hat ihn unter Druck gesetzt und ihn tatsächlich geschlagen. Sollte Charles das dieses Jahr auch gelingen, denke ich, dass es eine harte Entscheidung wird, wo Sebastian in Zukunft hingehen wird und was er tun wird." Ein Make-or-Break-Jahr also, von dem zuletzt auch schon Christian Danner im großen Vorschau-Interview zur Saison 2019 bei Motorsport-Magazin.com gesprochen hatte.

Anders als Button bezweifelt Danner jedoch ein zweites 2014 deutlich: "Das war aus zweierlei Gründen ein blödes Jahr. Erstens hatten sie einen miserablen Motor. Zweitens war alles, was Sebastian so unglaublich gut gemacht hat - nämlich dieser angeblasene Diffusor und die ganzen Aerodynamik-Geschichten -, auf einmal weg. Das war 2014 völlig egal und du bist nur mehr mit diesem abenteuerlichen Motor um die Ecken geeiert."

Danner weiter: "Ricciardo kam aber von Toro Rosso, für den war das alles super, er war den ganzen Abtrieb ohnehin nicht gewohnt. Für Vettel war es im Gegenzug so schlecht wie noch nie. Aber das sind andere Voraussetzungen."