Eddie Irvine galt schon zu seiner Zeit als aktiver Formel-1-Pilot nicht gerade als Leisetreter. Der Ire, der zwischen 1993 und 2002 für Jordan, Ferrari und Jaguar in der Königsklasse antrat, ist im Gegensatz zu vielen seiner Ex-Kollegen wie Jacques Villeneuve oder Damon Hill heute kein TV-Experte oder Stammgast im Paddock.

Gegenüber BBC Nordirland ließ das Enfant terrible mal wieder einen Rundumschlag vom Stapel. Weder Sebastian Vettel noch Lewis Hamilton kamen beim ehemaligen Teamkollegen von Michael Schumacher dabei gut weg. Vor allem mit Ferraris aktuellem Star-Fahrer ging Irvine hart ins Gericht.

"Ich denke, dass Vettel ein guter Fahrer ist. Aber ein viermaliger Weltmeister, das sehe ich einfach nicht", so der 53-Jährige, für den Vettel mit dem amtierenden Champion Hamilton nicht in derselben Liga spielt. "Ich denke, er wird massiv überschätzt. Er ist ein 'one-trick pony' [jemand mit einer Inselbegabung] und Lewis hat ein viel weitreichenderes Talent."

Vettel nur gut wenn er nicht kämpfen muss

Nachdem Vettel zwischen 2010 und 2013 mit Red Bull auf teilweise schmerzhaft dominante Art und Weise Weltmeister wurde, spricht Irvine dem Deutschen nach den verlorenen WM-Titeln der vergangenen beiden Jahre etwaige Racing-Qualitäten ab.

"Ich glaube, Vettel ist nur gut wenn er vorne fährt und gegen niemanden kämpfen muss", so Irvine. "Wenn du siehst wie Lewis Rennen fährt, Lewis ist darauf fokussiert zu racen und seinen Gegner zu überholen." Gerade die vielen Fehlschläge 2018 ließen Vettel was den Zweikampf angeht teilweise nicht sonderlich gut aussehen.

Etwas, woraus ihm Irvine nun einen Strick dreht. "Wenn du dir Vettel anschaust und er gegen jemanden fährt, konzentriert er sich genauso viel auf den anderen Fahrer wie darauf, wo er hinfährt, und kollidiert dann unausweichlich mit dem anderen. Das passiert ihm fast immer", meint der viermalige Grand-Prix-Sieger. "Ich denke, Lewis ist in einer anderen Liga verglichen mit allen anderen."

Lewis Hamilton fehlt die Klasse Michael Schumachers

Die Lobeshymnen auf Hamilton unterliegen jedoch einer Einschränkung. Dem Vergleich mit Michael Schumacher hält der Mercedes-Pilot bei Irvine nämlich nicht stand. "Er ist nicht in Michaels Liga und ich glaube nicht einmal, dass er das auch nur annähernd ist, obwohl er im Moment viele Siege holt. Er hat das beste Auto, es sind mehr Rennen und seine Gegner sind fragwürdig", so die Einschätzung des Vizeweltmeisters von 1999.

Den Unterschied macht für ihn die Unersättlichkeit Schumachers, von der sich Hamilton eine Scheibe abschneiden könne: "Michael war an jedem Tag voll dabei, aber Lewis hat seine schlechten Tage. Button hat ihn über zwei Jahre hinweg sogar nach Punkten geschlagen. Das hat mit Michael nie jemand gemacht, sein Performance-Level war konstant höher."

Hamilton habe dafür andere Qualitäten als Schumacher. "Lewis ist ein unglaublich talentierter Fahrer. Als er in die Formel 1 kam, war es unglaublich ihn fahren zu sehen. Seine Überholmanöver waren konkurrenzlos gut. Er ist wahrscheinlich ein besserer Überholer als Michael es war. Aber was die Pace und die Konstanz über ein gesamtes Wochenende angeht, oder ein ganzes Jahr, da kommt niemand an Michael oder an Senna heran."