Für die Saison 2019 blickt die ganze Formel-1-Welt auf Ferrari. Denn dort zeichnet sich zwischen dem Hausherren Sebastian Vettel und dem Neuankömmling Charles Leclerc ein Duell um die Teamspitze ab.

Dieser Ansicht ist jedenfalls auch Nico Rosberg. "Es wird eine großartige Herausforderung, ich kann es kaum erwarten", freut der sich im Interview mit der italienischen Autosprint auf den Saisonauftakt in Australien. "Ich schalte den Fernseher für Melbourne allein schon ein, um das Duell zwischen den beiden Ferrari-Jungs zu sehen."

Rosberg: Vettel/Leclerc ähnlich wie Alonso/Hamilton

Im Ferrari-Teamduell von 2019 sieht Rosberg ein ähnliches Szenario wie beim berühmten McLaren-Teamduell zwischen Fernando Alonso und Lewis Hamilton in der Saison 2007: "Ein erfahrener Pilot und ehemaliger Weltmeister, und ein schneller und ehrgeiziger Neuer."

Hamilton und Alonso saßen damals in einem WM-fähigen McLaren. Der junge Hamilton ging gegen den zweifachen Champion Alonso sofort auf Angriff. Für das Team und für beide Fahrer ging das Stallduell nach hinten los. Schon zur Saisonmitte war die Beziehung zwischen den beiden Fahrern und zusätzlich zwischen Alonso und McLaren hinüber. Kimi Räikkönen staubte für Ferrari die Weltmeisterschaft ab. Alonso ging nach nur einem Jahr zu Renault zurück.

Während Ferrari für 2019 ebenfalls mit WM-Chancen rechnen dürfte, ist die Ausgangslage dann doch etwas anders. McLaren tauschte 2007 beide Fahrer aus, und holte mit Alonso den amtierenden Meister. Sebastian Vettel geht im Gegensatz bereits in sein fünftes Ferrari-Jahr. Damit ist er beim Team zwar der Platzhirsch, hatte aber zuletzt zwei Titel-Niederlagen zu verzeichnen.

Rosberg sieht außerdem bei den Fahrer-Persönlichkeiten noch weitere Unterschiede. "Vettel ist nicht so erbarmungslos wie Alonso, und Leclerc kein Kämpfer wie Lewis. Vielleicht etwas weniger." Eine Eskalation wie bei McLaren 2007 wäre daher weniger wahrscheinlich.

Rosberg: Vettel braucht gegen Leclerc Perfektion

Allerdings kommt Leclerc jetzt in ein Ferrari-Team, welches unter Vettel zwei WM-Niederlagen einstecken musste und gerade den Teamchef gewechselt hat. Vielleicht ist Vettel da etwas angeschlagen? "2019 muss er sehr konzentriert bleiben und alles geben, wenn er die Nummer eins bei Ferrari bleiben will", vermutet Rosberg. "Er hat jetzt einen harten Teamkollegen. Leclerc ist kein Räikkönen, der ist ein anderer Fall. Er wird viel Druck ausüben."

Wie es enden wird, kann Rosberg nicht sagen: "Ich weiß es nicht. Natürlich muss Vettel perfekt sein, wenn er die Herausforderung bezwingen will. Nicht so etwas wie 2018 abliefern." Zu Saisonbeginn hatte Rosberg Vettel da noch als ersten Titelkandidaten genannt. Mit einer derartigen Wende zu Gunsten von Mercedes und von Lewis Hamilton habe er nicht gerechnet, das gibt er jetzt auch zu.

Für 2019 rät Rosberg, dass sich Vettel von der WM-Saison 2016 inspirieren lassen soll. Besonders im Hinblick auf das Duell mit Lewis Hamilton. Kopieren soll er Rosbergs Ansätze aus dessen WM-Jahr aber nicht, denn die Rahmenbedingungen seien anders: "Er darf nicht schauen, was ich gemacht habe. Er muss sich auf die Erfahrungen verlassen, die er gegen Lewis gemacht hat."

Es gehe darum, in sich zu gehen und eine neue Einstellung gegenüber Hamilton zu finden. Herausfinden, was im Vergleich fehlt, so wie Rosberg das 2016 umsetzte: "Er kann nicht mehr sagen, dass es ein unbekannter Gegner ist. Jetzt weiß er, wie es läuft, also muss er lernen, sich damit auseinanderzusetzen. F1 ist schließlich auch ein Nervenkrieg."