Zum ersten Mal in der Formel-1-Saison 2018 hat Valtteri Bottas beim Brasilien GP ein zweites Training mit der Bestzeit und damit als Tagesschnellster beendet. So gut wie verschwindend geringe drei Tausendstel einer Sekunde langsamer schob sich Teamkollege Lewis Hamilton in Sao Paulo direkt dahinter auf Platz zwei.

Doch trotz dieser Mercedes-Doppelspitze im Training sind die Sorgenfalten bei den Silberpfeilen groß. Und das liegt nicht daran, dass Sebastian Vettel mit nur 0,073 Sekunden auf die Bottas-Vorgabe direkt im Nacken Mercedes' sitzt. "Wir waren in den Longruns nicht mehr gut", erklärt Toto Wolff im ORF den Grund.

Sao Paulo: Mercedes im Longrun hinter Ferrari

"Eine Runde war in Ordnung, aber der Longrun war nicht ideal", so der Teamchef. Ein schneller Blick auf die Zahlen bestätigt diese Einschätzung sofort. Als Vettel und Hamilton zur gleichen Zeit auf Soft-Reifen unterwegs waren, fuhr Vettel konstant unter 1:13 Minuten - Hamilton nur ein einziges Mal unter 1:13. Im Durchschnitt lag der Ferrari-Pilot im Longrun eine halbe Sekunde vorne.

Dazu passt das Gefühl der Fahrer im Cockpit. "Die Reifen waren heute soweit okay bei uns - andere sahen da ziemlich schlecht mit aus", kommentiert etwa Vettel den Freitag. Der letzte Teil lässt sich als kleine Spitze in Richtung des Hauptkonkurrenten - es geht ja noch um den Konstrukteurstitel - interpretieren.

Lewis Hamilton: Irgendwas stimmt hier nicht

Im scharfen Kontrast dazu steht die Stimmungslage bei Hamilton. "Irgendetwas fühlt sich einfach nicht richtig an", funkte Hamilton noch während des Trainings an seinen Renningenieur. Peter Bonnington beruhigte den Briten jedoch - es war nicht die erste Klage über die Reifen - , die Rundenzeiten würden in Ordnung aussehen. Aber eben nur in Ordnung. Längst nicht gut.

Mercedes scheint das Rätsel des vergangenen Mexiko GP also noch immer nicht gelöst zu haben - wie zuletzt Teamchef Wolff Anfang der Woche in der Vorschau des Rennstalls auf Brasilien angedeutet, Hamilton am Donnerstag schon vor dem Training bestätigt hatte. Dort bekam Mercedes die Reifen einfach nicht ans Arbeiten. Zumindest etwas besser sei es nun aber gewesen. "Das Auto fühlt sich besser an als in Mexiko", sagt Hamilton. "Aber wir arbeiten uns noch durch einige Punkte."

Mercedes: Nicht nur wir haben gelitten

Ein globales Pirelli-Problem, also auch abseits Mercedes, gebe es in Brasilien jedenfalls nicht, stellen die Italiener klar - obwohl die Trainingsbilder durchaus darauf schließen lassen würden. "Wir haben keine Fälle von extremer Abnutzung gesehen", meint Sportchef Mario Isola. "Nur Blasenbildung, die keinen Einfluss auf die Leistung hatte - obwohl die Rundenzeiten fast eine Sekunde schneller waren als die vergleichbaren vom letzten Jahr."

Vielmehr als die Reifen selbst machte die Strecke an sich Mercedes, wie so gut wie allen Teams, zu schaffen. "Das war heute für niemanden ein besonders einfacher Tag. Die Strecke sorgte zu Beginn eines Runs für viel Untersteuern, aber es war auch sehr einfach, die Hinterreifen im Verlauf des Runs zu überhitzen. Bis zu einem gewissen Grad hatte damit jeder zu kämpfen", sagt Mercedes Technikchef James Allison.

Bei Valtteri Bottas fiel dieser Grad eher kleiner aus. Der Finne zeigte sich jedenfalls eine Ecke zufriedener als Hamilton: "Zum Nachmittag haben wir das Auto aber stark verbessert und ich fand auch meinen Rhythmus. Die Pace schien gut zu sein, aber es ist eine kurze Strecke, weshalb die Abstände sehr gering ausfallen. Die Reifen haben heute nicht viel abgebaut", so der Finne. Vielleicht wird es ja doch noch was mit dem ersten Saisonsieg.