Weltmeister Lewis Hamilton ist die Titelverteidigung in der Formel-1-Saison 2018 kaum noch zu nehmen. Mit seinem vierten Sieg in Folge baute er in Japan seinen Vorsprung auf Sebastian Vettel auf 67 Punkte aus. Der neunte Saisonsieg des Mercedes-Piloten war an Dominanz kaum zu überbieten. Genauso überraschend wie der eigene Höhenflug ist für Hamilton allerdings auch die Krise beim Gegner.

"Was Sebastians Performance angeht... das habe ich so natürlich nicht erwartet", sagt Hamilton, der die Aktion seines WM-Rivalen gegen Max Verstappen erst nach dem Rennen im Vorraum des Podiums sah und mit einem kurzen und bündigen "shit" kommentierte. Vor vier Rennen schienen Ferrari und Vettel mit dem Sieg in Spa noch voll im Rennen um die WM zu sein.

"Ich hatte definitiv nicht damit gerechnet, dass sie so zurückfallen würden wie sie es getan haben", erklärt der WM-Leader und hebt im Hinblick auf die sich bei Ferrari und Vettel häufenden Strategie- und Fahrfehler hervor: "Sie haben ja nicht nur Performance verloren... Aber ich habe da nicht wirklich eine Antwort drauf. Es ist nichts, worauf ich mich fokussiere. Ich bin mir sicher, Sebastian könnte euch sagen warum." Der Fokus liegt bei Mercedes ganz klar auf der eigenen Sache.

Hamilton übt sich in Understatement: Ein Schritt nach dem anderen

Doch trotz des bevorstehenden Titelgewinns wird Understatement weiterhin groß geschrieben. "Ehrlich gesagt, nehme ich einen Schritt nach dem anderen", wiegelt Hamilton ab, als es darum geht, dass er bereits in Austin seinen fünften WM-Titel sicherstellen kann. Selbst nach vier Siegen in Serie von Monza bis Suzuka beschwört der Brite die Bescheidenheit im WM-Kampf. Bei noch 100 offenen Punkten will er den Tag nicht vor dem Abend loben.

"Du hattest jetzt jede Woche ein gutes Wochenende, aber dann kommst du zum nächsten Grand Prix und du bist dir nicht sicher, wie du dort drauf sein und performen wirst. Denn da ist immer noch eine Zeit dazwischen", mahnt der 33-Jährige, bei dem auch in Japan trotz einer unantastbaren Performance zumindest den eigenen Aussagen nach nicht alles perfekt lief.

Mercedes mit Luxusproblem in Suzuka? Hamilton mit Motor nicht glücklich

Schon in der 13. Runde meldete Hamilton im Boxenfunk wieder einmal eine Verzögerung bei der Leistungsabgabe seiner Power Unit. "Er hat geklagt, dass die Fahrbarkeit nicht gut sei", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Mikrofon vom ORF. "Es sah so sorgenfrei aus, aber im Rennen hörst du jedes Detail im Motor. Lewis war mit dem Motor nicht so happy. Die Fahrbarkeit war nicht gut, aber da machst du dir am Ende vielleicht zu viele Sorgen."

Die unregelmäßige Leistungsabgabe machte sich am deutlich wärmeren Renntag in Suzuka vor allem beim Reifenmanagement bemerkbar. "Er hatte Wheelsping und dann Blasenbildung", sagt Wolff. "Er hat versucht das mit dem Differential zu managen, aber das ist nicht immer einfach." Gefahr bestand für Hamilton aber dennoch keine. "Ich war in der Lage auf meine Reifen aufzupassen und kontrollierte die Pace", so der Brite.

Wolff lobt Hamilton: Lewis ist unter Druck sehr gut

"Lewis ist unter Druck sehr gut, das hat man in der Vergangenheit gesehen", lobt Wolff seinen Fahrer im Gespräch mit RTL. "Er ist an einem guten Punkt in seinem Leben. Das Auto liegt ihm, es macht ihm Spaß, wie er am Wochenende auch gesagt hat. Es ist halt die Kombination."

Dass diese Kombination in der Saison 2018 noch zu stoppen ist, glaubt niemand. Hamilton will sich zwar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch ist er guter Dinge, dass er zum zweiten Mal nach 2015 den WM-Titel beim US Grand Prix sicherstellen kann. "Wir sind dieses Jahr als Team immer besser geworden. Ich hoffe wirklich, dass wir... Austin ist normalerweise eine gute Strecke für uns. Ich kann es also kaum abwarten, dieses Biest dort von der Leine zu lassen."