Für Toto Wolff ist vor dem Japan-GP die Frage nach einer Teamorder im Grunde genommen weiter klar: Wenn notwendig, wird sie ausgesprochen, ohne wenn und aber. Das hat sich nach Sotschi nicht geändert, nachdem Valtteri Bottas dort Lewis Hamilton den Sieg schenken musste.

Nach dem Qualifying von Japan räumt Wolff ein, dass auch am Sonntag in Suzuka eine Mercedes-Teamorder möglich ist. Hamilton steht zwar diesmal auf Startplatz eins, aber im Rennen kann natürlich viel passieren. Der ganze Ablauf wird an diesem Wochenende allerdings anders aussehen. In Sotschi musste Bottas für Hamilton Platz machen, als dieser unter Druck von Sebastian Vettel kam. Vor dem Rennen hatte Mercedes Bottas allerdings noch eine Chance auf den Sieg versprochen.

Toto Wolff erinnert am Samstag in Japan noch einmal daran, wie sich Mercedes den Russland-GP eigentlich vorgestellt hatte: "Mit Valtteri vorne, Lewis auf zwei und Sebastian auf drei, da dachten wir, dass wir drei Punkte mehr machen würden als Sebastian und den Abstand vergrößern würden." Der Fall trat bekanntlich nicht ein, Hamilton verlor beim Stopp die Position an Vettel und musste sich wieder vorbeikämpfen. Vettel versuchte danach weiter Druck auszuüben, und zwang Mercedes damit zum Handeln. Die Teamorder wurde ausgesprochen - außerplanmäßig.

Mercedes hat aus Sotschi gelernt: Alles offen halten

Der neue Ansatz in der Mercedes-Garage ist vor dem Japan-Rennen jetzt dieser: Alle Optionen offen halten. "Ich will schauen, wie sich das Rennen entwickelt, und nicht so wie in Sotschi daran glauben, dass wir alle Möglichkeiten durchdiskutieren können", erklärt Toto Wolff am Samstag. In Sotschi hatte sich Mercedes am Sonntagvormittag in einem Meeting zusammengesetzt und Situationen für das Rennen ausgearbeitet

Wie sich herausstellte, trat keine dieser Situationen ein. Der Plan "überlebte den ersten Feindkontakt nicht", wie es Wolff danach gerne beschreibt. "Vielleicht war unsere Diskussion in Sotschi eine gute Diskussion", so Wolff. "Aber die Möglichkeit, dass wir so unter Druck von Vettel geraten, war da nicht dabei. Es war wie ein Sandwich, mit Sebastian hinter Lewis und Verstappen vorne."

Beim Thema Sotschi bleibt Wolff also dabei: "Im Rennen von Sotschi liefen wir Gefahr, Platz zwei an Sebastian zu verlieren und damit Punkte in der WM zu verlieren." Für Japan sollen im Hinblick auf solche Möglichkeiten simplere Richtlinien für Hamilton und Bottas ausgearbeitet werden. "Die Diskussion wird eine andere sein - mehr Platz lassen, um Entscheidungen zu treffen, die vielleicht ein notwendiges Übel werden", beschreibt es Wolff.

Wolff erinnert an die Formel-1-Vergangenheit: Punkte schnell weg

Lewis Hamilton hat in der Formel-1-Fahrerwertung nach Sotschi zwar jetzt 50 Punkte Vorsprung. Für Wolff noch immer nicht genug, also ändert sich die Zielsetzung in Japan nicht. Wie auch - solange Vettel eine mathematische Chance auf die WM hat, kann Mercedes eben diese WM auch verlieren.

"Nein, die 50-Punkte-Lücke ändert nichts", stellt Wolff klar. Als Beispiel führt er die WM 2007 an, als Lewis Hamilton am Saisonende den Titel noch an Kimi Räikkönen verlor. "2007, zwei Rennen vor Schluss, waren es 45 Punkte - in heutigen Punkten - zwischen den Fahrern, und er hat die WM verloren", mahnt Wolff. "Hätte sich irgendwer gedacht, dass man 45 Punkte in zwei Rennen verlieren kann?"

Wolff wird nicht müde daran zu erinnern, dass Mercedes in dieser Saison bereits viele Punkte liegen gelassen hat. Passiert so etwas wie in Österreich - als beide Fahrer mit Defekten ausrollten - noch einmal, dann ist der Vorsprung schnell weg. "Ich würde nicht den Fuß vom Gaspedal nehmen wollen", erklärt Wolff. "Ein Ausfall in einem komischen Rennen und alles ist weg. Da hat sich unser Ansatz nicht geändert."