Der Formel-1-Traditionsrennstall McLaren befindet sich im Umbruch. Nicht nur auf Ingenieurs- und Führungsebene durch diverse Trennungen, Neuverpflichtungen und Rückholaktionen über die vergangenen Wochen und Monate hinweg, sondern jetzt auch im Cockpit.
In der Sommerpause verkündete Fernando Alonso, 2019 nicht länger in der F1 zu fahren. Kurz darauf holte McLaren Carlos Sainz als Nachfolger. Nach dem Italien GP dann der finale Schachzug in Sachen Fahrer. Teamkollege des jetzt jungen Spaniers im Team wird 2019 der eigene Junior und aktuelle Zweiter der Formel 2, Lando Norris. Für Stoffel Vandoorne, immer klar im Schatten Alonsos, endet damit das Kapitel McLaren nach zwei Jahren als Stammfahrer früh.
Mit Alonso verliert McLaren einzigen Garanten der Vorjahre
Doch setzt sich McLaren damit selbst Schachmatt? Der aktuell jedem Anspruch - internem wie externem - hinterherfahrende Rennstall profitierte in den vergangenen Jahren immerhin noch von einem Giganten wie Alonso im Team. Doch 2019 wird es nun das Gegenteil geben. Das erfahrene asturische Zugpferd ist weg, mit Vandoorne zudem ein Fahrer, der Team und Auto immerhin kennt.
Mit Norris und Sainz verfügt McLaren stattdessen bald über einen Rookie auf der einen und einen völligen Woking-Novizen auf der anderen Seite der Garage. Und das in einer Situation, in der man den Boliden ganz massiv nach vorne bringen muss. Feedback der Fahrer ist dabei immer Gold wert. Gelingt das mit Sainz und Norris?
Carlos Sainz: McLaren-Chef hofft auf neue Impulse
"Erfahrung ist sicher wichtig. Vor allem wenn du ein Rennauto hast, das nicht richtig funktioniert wie unseres dieses Jahr", warnt deshalb sogar McLaren-CEO Zak Brown selbst. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das schaffen. Manchmal ist es auch gut, frische Ansätze von außerhalb des Teams zu bekommen. Wenn jemand weiß, wie sich ein besseres Rennauto anfühlt", so Brown mit Blick auf Carlos Sainz.
Doch wird der Spanier bis zu seinem Wechsel gerade einmal 81 GP-Starts vorzuweisen haben. Mit Renault und Toro Rosso, beide zumindest keine Lichtjahre vor McLaren, nicht ausgestattet mit etwas, das man als Über-Chassis bezeichnen würde. Zumindest zu rechnen sein sollte deshalb mit weniger Wissenstransfer als ihn etwa ein Daniel Ricciardo von Red Bull zu Renault tragen kann.
Lando Norris: Vorzeitig befördert aus Angst vor Abwerbung?
Und dann ist da eben noch Rookie Norris. Zweifelsohne ein gewaltiges Talent. Doch hätte McLaren sicher nichts dagegen gehabt, den Briten erst noch ein weiteres Jahr aufzubauen, ehe man ihn befördert, so zumindest noch ein Jahr lang den Erfahrungsvorsprung Vandoornes angezapft. "Mangel an Erfahrung jüngerer Fahrer musst du berücksichtigen", gesteht Brown.
Doch die Angst, Norris zu verlieren war offensichtlich viel zu groß. Speziell an Toro Rosso. Das Team aus Faenza sucht durch den Aufstieg Pierre Gaslys zu Red Bull, den 2018 nicht gerade brillanten Brendon Hartley und den nicht über die nötigen Superlizenz-Punkte verfügenden Dan Ticktum händeringend nach Fahrern für 2019. Zudem bestätigte Brown schon in Monza, dass Nachwuchsfahrer Norris nach dem 30. September vertraglich ein freier Mann werden würde, sollte McLaren ihn bis dahin nicht zum Stammfahrer promoten.
Brown hofft auf Fernando Alonso als Ratgeber
Auch deshalb ging es jetzt offensichtlich plötzlich so schnell. Die Sorgen aber bleiben, dass 2019 jetzt mal nicht nur wegen des Autos, sondern auch der Fahrer zum nächsten schwierigen McLaren-Jahr werden könnte. Deshalb baut McLaren weiter auf den Einsatz Fernando Alonsos. Brown: "Wir hoffen, dass Alonso dem Team noch irgendwie verbunden bleibt und hilft. Es gibt also noch andere Wege für Erfahrung im Team zu sorgen."
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