Die doppelte Mercedes-Bekanntgabe der neuen Formel-1-Verträge für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas am Rande des Deutschland GP 2018 führt im Fahrerlager von Hockenheim am Freitagvormittag nach endlich mal echten Nachrichten direkt zu neuen Spekulationen. Weil Daniel Ricciardos Zukunft bei Red Bull Racing nun als nahezu gesichert gilt, stürzen sich alle Gerüchteköche auf das verbliebene hochinteressante Team: Ferrari.

Dort gilt manchen Berichterstattern zufolge bereits seit Wochen Charles Leclerc als so gut wie fixer Nachfolger von Routinier Kimi Räikkönen. Doch im Paddock kocht nun Gerücht 2.0 wieder auf: Charles Leclerc soll nicht nur Sauber Richtung Scuderia verlassen und Räikkönen bei Ferrari verdrängen, sondern ganz einfach mit dem Finnen tauschen.

Kimi Räikkönen zurück zu Sauber?

Statt in Rente soll Räikkönen also zurück zu seinen Anfängen geschickt werden. 2001 startete der Iceman seine F1-Karriere in Hinwil. Ein Kreis würde sich schließen. Ein romantisches Szenario. Perfekt für Schlagzeilen. Doch was hält Sauber selbst davon? Kurz gesagt: nichts.

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"Ja, aber Fisichella hat auch hier angefangen und Massa und ... das wäre ehrlich gesagt kein guter Ansatz", winkt Teamchef Frederic Vasseur auf Nachfragen ab. Emotionen spielen bei der Fahrerentscheidung also keine Rolle bei den Eidgenossen. "Das Wichtigste für mich ist, dass du ein gemeinsames Projekt siehst und nicht einfach nur jemanden nimmst, weil du mal mit ihm in der Formel 3 gefahren bist oder er vor Jahren mal bei Sauber war."

Teamchef Vasseur: Romantik zählt bei Sauber nicht

Wie bei allen anderen Teams gehe es in erster Linie um reine Leistung. "Ich schaue nur auf die Performance. Wir müssen das beste Line-up für nächstes Jahr und die Zukunft haben. Und am Ende des Tages denke ich, ist es auch für Alfa Romeo das Wichtigste, dass das Team performt. Deshalb müssen wir da den richtigen Weg finden und die beiden besten Jungs nehmen."

Der Verweis auf Alfa Romeo legt bereits nahe: Spielt Ferrari eine Rolle, spricht ein gewichtiges Wort bei den Sauber-Fahrern mit? Vasseur verkneift sich jede Stellungnahme. Man spreche auf jeden Fall mit Ferrari, so sein einziger, aber genug sagender Kommentar.

Sauber will auf Fahrermarkt agieren, nicht reagieren

Insgeheim gefallen Vasseur die ganzen Gerüchte um Fahrer - auch Sergio Perez wird neben Räikkönen für eine Sauber-Rückkehr gehandelt - jedoch. "Das ist ein sehr gutes Gefühl. Das zeigt, dass du attraktiv bist. Für uns ist es aber wichtig, dass die Fahrer Pfeiler der Performance sind und bleiben", sagt Vasseur. Nehmen, was übrig bleibt, will Sauber auf jeden Fall nicht. Vasseur: "Wir müssen Teil des Spiels sein auf dem Fahrermarkt und nicht hinten dran und nur auf Entscheidungen der anderen reagieren!"

Vorteil Vasseur: Der bekannte Nachwuchsförderer kennt so gut wie jeden Fahrer im Grid persönlich, aus früheren Zeiten. "Ja, ich habe alle Telefonnummern", scherzt der Franzose. Auch Kimi Räikkönen, hakt Motorsport-Magazin.com nach. "Ja, ich habe alle Nummern der Startaufstellung", betont Vasseur erneut. Plötzlich einen Weltmeister im Sauber zu haben, würde Vasseur jedenfalls nicht als Problem empfinden, keinen enormen Druck verspüren.

Vasseur: Besser ein Weltmeister als …

"Das ist ein Problem für die Reichen", winkt er ab. "Mit ist das egal. Ich will einfach die besten Jungs im Auto haben. Das ist das Wichtigste für das Team - dass man keine Opfer in Sachen Performance bringt. Und da ist es viel besser einen Weltmeister zu haben, als jemanden, der nie etwas gewonnen hat", schiebt Vasseur nach. Abneigung, Rookie durch Routinier zu ersetzen klingt anders.

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Doch geht eben auch Rookie durch Rookie. Erst im ersten Training war mal wieder Antonio Giovinazzi im C37 zu sehen. Der Italiener brennt darauf, 2019 seine erste volle F1-Saison zu fahren - bei Sauber. "Schönes Gefühl, dass er das möchte. Und er ist auf der Liste, klar", so Vasseur. "Wir machen ein paar Trainings zusammen. Das ist für mich der beste Weg, den Kerl kennenzulernen und sich gegenseitig zu verstehen", erklärt der Teamchef.

Einen spektakulären Räikkönen-Transfer würde das jedoch noch immer nicht ausschließen. Wer sagt, dass 2019 die Sauber-Fahrer nicht Räikkönen/Giovinazzi heißen? Immerhin fuhr der Italiener im FP1 statt Marcus Ericsson nicht statt Leclerc. Der Schwede - dank seiner finanzkräftigen Sponsoren lange unangetastet im Team – könnte im Zuge der immer intensiveren Ferrari-Sauber-Beziehung zum großen Verlierer im Fahrerkarussell werden.