Die Gerüchteküche für die Formel-1-Saison 2019 brodelt am neunten Rennwochenende in Österreich weiter auf Hochtouren. Während die Piloten auf dem Red Bull Ring den ersten Trainingstag absolvierten, verkündete die Gazzetta dello Sport eine Sensationsmeldung: Laut den Italienern soll der Wechsel von Charles Leclerc zu Ferrari für 2019 fix sein.

Wie die italienische Zeitung berichtet, soll der Monegasse Kimi Räikkönen bei der Scuderia ab der kommenden Saison ersetzen und damit der neue Teamkollege von Sebastian Vettel werden. Laut dem Bericht soll Leclerc von Maranello einen Zweijahresvertrag erhalten haben. Eine offizielle Bestätigung des zweiten Fahrers für die Saison 2019 vom Team steht nach wie vor aus.

Die Gerüchte über eine Beförderung Leclercs nahmen in den vergangenen Wochen allerdings zunehmend Fahrt auf. Zuletzt kam der Ferrari-Junior, der seit 2016 zum Förderprogramm der Italiener gehört, in der Königsklasse immer besser zurecht. Der 20-Jährige überzeugte in seiner Debütsaison für das Alfa Romeo Sauber F1 Team bisher mit starken Leistungen. In vier der letzten fünf Rennen fuhr er in die Punkte, in Frankreich erreichte er zuletzt erstmals das Q3.

Auf der anderen Seite hatte Räikkönen nach einem starken Saisonstart im teaminternen Vergleich mit Vettel zuletzt deutlich das Nachsehen, was im Fahrerlager wieder einmal Zweifel an der Motivation des Icemans aufkeimen ließen. Der Finne hatte seit seiner Rückkehr zu Ferrari im Jahr 2014 jeweils nur Einjahresverträge erhalten, weshalb stets die Frage nach einem möglichen Karriereende im Raum stand.

Leclerc will von Ferrari-Gerüchten nichts wissen: Nicht gut für mich

"Ich fokussiere mich auf meinen Job und versuche das alles nicht an mich heranzulassen", hatte Leclerc noch im Vorfeld des Österreich GP geantwortet, als er auf die Ferrari-Gerüchte angesprochen wurde. "Ich muss mich auf dieses Jahr fokussieren. Es ist nicht gut für mich, wenn ich mich davon ablenken lasse, was passieren könnte", so der Youngster weiter.

Einen Tag vor der Verkündung des vermeintlich fixen Wechsels zu Ferrari machten außerdem Gerüchte die Runde, dass Leclerc Räikkönen sogar schon in diesem Jahr nach der Sommerpause bei der Scuderia ersetzen könnte. Diesen Spekulationen schob jedoch Sauber-Teamchef Frederic Vasseur einen Riegel vor. "Wir haben einen Vertrag bis Saisonende und wir haben bisher noch nicht über die Zukunft gesprochen."

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"Ich kann diese ganzen Gerüchte verstehen, aber sie entsprechen nicht der Realität", so der Franzose, der versicherte, dass ein kurzfristiger Abgang seiner Nummer eins nicht zur Debatte steht. "Das war bisher noch kein Thema. Ich denke, es ist besser die Saison zu beenden und dann alles normal anzugehen, in einer normalen Geschwindigkeit."

Ein überstürzter Wechsel sei seiner Ansicht nach ein hohes Risiko für den jungen Piloten. "Wir müssen es ruhig angehen. Er macht einen tollen Job, er wird immer besser. Aber er ist noch kein Weltmeister. Wenn er in den nächsten Rennen ein paar Probleme hat, und die wird er haben, denn du kannst keine perfekte Saison haben, will ich nicht, dass Charles von allen zerstört wird."

Bisher scheint sich der Shooting Star von dem Rummel um seine Person aber nicht negativ beeinflussen zu lassen. "Es ist ein großer Unterschied zwischen Ende November in Abu Dhabi und heute, wo er Mittelpunkt aller Diskussionen ist. Aber ich bin beeindruckt davon, wie ruhig er dabei bleibt", so Vasseur.

Wunderkind Leclerc wäre für Ferrari ungewöhnlicher Schritt

Nach acht Rennen liegt Leclerc mit elf WM-Punkten auf dem 14. Rang der Gesamtwertung. Sein bisher bestes Ergebnis holte er mit dem sechsten Platz in Baku, welcher gleichzeitig sein erstes Punkteresultat darstellte. Seinen erfahrenen Teamkollegen Marcus Ericsson hat Leclerc seit dem dritten Rennwochenende fest im Griff.

Ein Wechsel zu Ferrari nach nur einer Saison wäre für den italienischen Traditionsrennstall dennoch ein ungewöhnlicher Schritt. Das letzte Jungtalent, dass vom Team verpflichtet wurde, war 2006 Felipe Massa. Der Brasilianer wechselte damals im Alter von 26 Jahren nach Maranello. Er hatte 2002 seine Debütsaison in der Formel 1 mit Sauber bestritten, war dann für ein Jahr als Testfahrer zu Ferrari gegangen und hatte danach zwei weitere Saisons als Einsatzfahrer mit Sauber bestritten.

Der letzte Ferrari-Junior der als Kandidat auf ein Stammcockpit gehandelt wurde war der 2015 verstorbene Jules Bianchi. Der Jugendfreund von Charles Leclerc hatte 2013 bei Marussia debütiert und fuhr auch 2014 für den Hinterbänkler-Rennstall, als er seinen verhängnisvollen Unfall beim Grand Prix von Japan hatte. Bei ihm war für 2015 der Wechsel zu Sauber vorgesehen, um ihn auf eine mögliche Zukunft bei Ferrari vorzubereiten.