Fernando Alonso erlaubte sich mit seiner Teilnahme am Indy 500 2017 und bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 zwei interessante und auch gewagte Abenteuer abseits der Formel 1. Der Spanier zählt mit seinem motorsportlichen Horizont aber eher zu einer Minderheit im Fahrerlager. Max Verstappen zum Beispiel kann sich für die Jagd nach der Triple Crown nicht erwärmen.

"Vielleicht. Wenn ich alt und langsam bin, werde ich es machen", so der Red-Bull-Pilot auf die Frage, wie es um seine Motivation für Herausforderungen außerhalb der Formel 1 steht. Ein Statement, das man durchaus als Seitenhieb in Richtung Alonso verstehen könnte. Dabei wurde dem Spanier vor allem für seinen Einsatz bei den IndyCars viel Aufmerksamkeit und Bewunderung zuteil.

Das Ovalrennen ist technisch vielleicht nicht so anspruchsvoll wie Rundstreckenrennen, dafür aber hart umkämpft. Für Verstappen kann es aber nur einen plausiblen Grund geben, weshalb ein Formel-1-Pilot über den Tellerrand der Königsklasse hinaus schaut. "Dinge außerhalb der Formel 1 zu machen, ist etwas, das hauptsächlich Fahrer machen die nicht gewinnen", so der 20-Jährige.

Verstappen glaubt: Sieger wie Hamilton und er haben es nicht nötig

Bei Alonso trifft das zweifelsohne zu. Der zweimalige Weltmeister wartet seit Barcelona 2013 auf einen Sieg. Seitdem er 2015 zu McLaren wechselte, hat er nicht mehr das Podest bestiegen. "Fernando war in den letzten zwei Jahren nicht in der Position, Rennen zu gewinnen. Dann willst du vielleicht andere Dinge ausprobieren. Er ging nach Le Mans und gewann dort, was für ihn ein unglaublich gutes Gefühl sein muss", so Verstappen.

Alonso und Verstappen werden regelmäßig neben Vettel und Hamilton als zwei der besten Piloten im Feld gepriesen. Dass neben Alonso aber niemand sonst in anderen Revieren wildert, ist für Verstappen ein weiterer Beleg für seine Theorie: "Wir sehen Lewis auch nicht abwandern und andere Dinge machen. Er braucht es nicht."

Verstappen gewann seit seinem Wechsel zu Red Bull vier Rennen in der Formel 1. Das erste davon gleich bei seinem Einstand für den Rennstall 2016 in Spanien. In der Saison 2018 kann er bereits auf einen Sieg in Spielberg zurückblicken. Im Gegensatz zu Hamilton fährt er zwar nicht um die WM, seine Situation ähnelt für ihn aber in jedem Fall eher der des Mercedes-Piloten als der Alonsos.

"Es ist für mich genauso (wie für Hamilton, Anm. d. Red.). Ich bin in einer Position, in der ich um Siege kämpfen kann. Deshalb bin ich sehr motiviert und will nicht in Le Mans oder bei den IndyCars fahren oder wo auch immer", erklärt Verstappen. Umso demotivierender stellt er sich hingegen das Dasein der Piloten vor, die im Mittelfeld völlig chancenlos auf derartige Einzelerfolge sind.

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Verstappen über Alonso: Mein Vater hatte dasselbe Problem

"Wenn du das beste Auto im Grid hast, kann jeder damit gewinnen. Jeder Formel-1-Fahrer hätte mit dem Mercedes in den letzten vier Jahren gewonnen. Alle wissen das", so Verstappen. "Letztendlich ist es einfach nicht cool, wenn du nicht gewinnst. Gewinnen gibt dir die Motivation, weiterzumachen.

Wie eine Formel-1-Karriere ohne konkurrenzfähiges Material aussehen kann, weiß Verstappen aus erster Hand. Vater Jos debütierte 1994 bei Benetton zwar mit dem Auto, das Michael Schumacher am Ende der Saison zum ersten Mal zum Weltmeister machte, war bei Simtek, Tyrrell, Stewart, Arrows und Minardi im restlichen Verlauf seiner Karriere aber chancenlos.

"Mein Vater hatte dasselbe Problem", zieht Verstappen den Vergleich zu Alonso. "Er war in der Formel 1, gewann aber nicht. Und es gab einen Moment, in dem seine Motivation einfach verschwand. Es tötet dich innerlich."