McLaren ging beim achten Rennen der Formel-1-Saison 2018 in Frankreich das dritte Wochenende in Folge leer aus. Nach dem desaströsen Qualifying schien ein noch tieferer Absturz kaum mehr möglich. Am Sonntag ging es für Fernando Alonso gleich beim Start rückwärts. Ein technischer Defekt erwies sich am Ende fast als Segen, ersparte er dem Spanier doch die Zieldurchfahrt auf dem letzten Platz. Stoffel Vandoorne wurde als Zwölfter ebenfalls nicht belohnt.

"Ich bin überrascht, wie negativ ihr alle immer seid", holte Alonso nach dem Rennen an den Mikrofonen der Fernsehteams zum Rundumschlag aus. "Lieber bin ich hier auf dem letzten Platz, als es im Fernsehen anzuschauen. Wir sind hier 22 Fahrer, die den besten Job der Welt haben", bekräftigt er, dass die schlechten Ergebnisse seiner Leidenschaft für die Formel 1 keinen Abbruch tun können.

"Manchmal sind wir etwas besser, manchmal etwas schlechter. Aber die Fragen die mir gestellt werden lauten immer nur, wie ich es schaffe positiv zu bleiben oder wie ich es schaffe zu lächeln, zu atmen, zu essen oder zu schlafen", kann er das ständige Bohren nach seinem mentalen Befinden nicht nachvollziehen: "Ich schaffe das alles sehr gut und fühle mich sehr privilegiert."

Alonso: McLaren sehr, sehr schlecht aber immer noch Siebter

Alonso denkt nicht daran panisch zu werden, denn er weiß: Obwohl er in Frankreich einen Punktelos-Hattrick hingelegt hat, steht er in der Gesamtwertung mit seinen 32 Zählern aus den ersten fünf Rennen noch ziemlich gut da. "Wir waren an diesem Wochenende nicht konkurrenzfähig. Wir waren sehr, sehr schlecht. Aber wir sind immer noch Siebter in der Weltmeisterschaft, also geschieht auch immer noch etwas Gutes."

Was Alonso in diesem Moment offenbar entgangen war, war der Fakt, dass Nico Hülkenberg dank seines Resultats in Le Castellet mit 34 Punkten nun alleiniger Siebter in der Gesamtwertung ist. Er selbst will sich aber "so lange wie möglich und hoffentlich auch am Ende des Jahres" selbst auf dieser Position sehen. In Frankreich war er aber in jedem Fall weit davon entfernt.

Frankreich GP für Alonso schon nach der ersten Runde für die Katz

"Es war alles andere als einfach. Wir kämpften das ganze Rennen", so der 36-Jährige der schon auf den ersten Metern auf den letzten Platz zurückfiel. "Ich musste am Start einigen Unfällen ausweichen", begründet er die schlechte Startrunde, in der sich die Konkurrenz seiner Ansicht nach nicht so ganz an die Regeln hielt: "Einige schienen einfach abzukürzen aber nichts passierte", so Alonso. "Ich blieb auf der Strecke und war danach Letzter."

Beim Restart drehte sich Alonso in Kurve drei im Kampf mit Sebastian Vettel und verlor noch weiter an Boden. "Es war so oder so nicht unser Rennen", gibt der zweimalige Weltmeister unumwunden zu. Obwohl früh klar war, dass es für McLaren keinen Blumentopf zu gewinnen gab, steckte er nicht auf. Sein Kommandostand war dabei aber offenbar noch etwas zu optimistisch, sodass Alonso sich im Funk zu Wort meldete und seinem Ingenieur mitteilte, dass er all die Informationen zum Rennverlauf auch gerne für sich behalten kann.

Alonso lacht über Renningenieur: Brauche als Letzter keinen Abstand zum Fünften

"Ich denke, das Team war im Funk einfach etwas zu aufgeregt als es mir die Abstände zum Fünften oder Sechsten mitteilte", erklärt Alonso, der mit einem Schmunzeln anfügt: "Dabei war ich nach dem Safety Car Letzter." Auf den verkorksten Rennbeginn folgten schnell weitere Schwierigkeiten: "Ich hatte ein Problem mit überhitzenden Bremsen und nur ein Satz Reifen für das ganze Rennen, weil wir in der ersten Runde für Soft gestoppt hatten."

Als sieben Runden vor Schluss klar war, dass weder ein Regenchaos noch sonst ein Ereignis ein Resultat in den Punkten bringen würde, kam Alonso doch noch ein zweites Mal an die Box. Wir haben am Ende kurz versucht die schnellste Runde zu fahren mit dem Ultrasoft", erklärt Alonso, dem aber auch dieser kleine Erfolg verwehrt blieb: "Am Ende gab es ein VSC und wir haben es nicht geschafft."

Was Alonso dafür aber auch erspart blieb, war die Ziellinie als Letzter hinter Sergey Sirotkin zu überqueren. Eine Runde vor Schluss war der MCL33 plötzlich mit einem beinahe schon lächerlich anmutenden positiven Sturz am linken Hinterrad zu sehen, woraufhin der 36-Jährige die Box ansteuerte: "Aufgrund eines Aufhängungsproblems haben wir am Ende nicht einmal die Zielflagge gesehen."

Alonso hofft: Frankreich-Desaster McLarens nur einmaliger Ausrutscher

Um das ernüchternde Wochenende auf dem Circuit Paul Ricard zu verdauen wird das Team kaum Zeit haben, denn schon am kommenden Freitag geht es auf dem Red Bull Ring wieder raus auf die Strecke. "Idealerweise hätten wir gerne etwas Zeit um die Daten zu studieren und neue Teile für das Auto herzustellen und eine Lösung zu finden", so Alonso. "Aber wir haben keine Zeit, also müssen wir unser Bestes geben."

Auf der anderen Seite bedeutet der Triple Header aber auch eine Möglichkeit, die Scharte sofort auszuwetzen. "In fünf Tagen haben wir die nächste Gelegenheit das alles zu vergessen und ich hoffe, dass Österreich und Silverstone für uns bessere Kurse sein werden", sagt Alonso weiter, der gewohnt positiv bleibt. Eine Wiederholung der Frankreich-Enttäuschung erwartet er nicht.

"Ich bin zuversichtlich. Ich denke, das war bei weitem unsere schlechteste Performance des Jahres und ich hoffe wirklich, dass das nur ein Ausrutscher war und nicht der Normalfall ist." In den kommenden Rennen will McLaren weiter hart daran arbeiten, dem Chassis Beine zu machen. "Ich vertraue dem Team und weiß, dass in den kommenden Rennen ein paar neue Teile kommen werden", so Alonso.