Williams zeigte sich mit seiner Vorstellung im sechsten Rennen zur Formel-1-Saison 2018 in Monaco wieder einmal von keiner besonders guten Seite. Noch bevor die Ampel auf Grün schaltete, hatte sich das Team die erste Strafe eingehandelt. Im weiteren Rennverlauf wirkten die Briten dann auch eher plan- bis kopflos. Das Fazit fiel bei Lance Stroll und Sergey Sirotkin trotz der letzten beiden Plätze sehr unterschiedlich aus.

"Irgendwie war es ein gutes Rennen", konstatierte Sirotkin überraschend. Eine Aussage, die angesichts des vorletzten Platzes und einer zehnsekündigen Stop-&-Go-Strafe irgendwie verwirrt. Auf den ersten Blick stellt sich da die Frage, welches Rennen der Russe eigentlich gesehen beziehungsweise gefahren hat. Doch tatsächlich war der Rookie bei seinem ersten Grand Prix im Fürstentum eigentlich ganz gut dabei.

Von Startplatz 13 aus ging Sirotkin in der Startrunde zunächst an Stoffel Vandoorne vorbei und lag somit hinter Nico Hülkenberg, der später Siebter werden sollte. Mit dem Renault hielt er dann auch relativ mühelos mit. "Das Auto hatte sicher die Pace, um in die Punkte zu fahren", ist der 22-Jährige überzeugt. "Das ist etwas Positives, das ich an diesem Punkt sehr genossen habe." Der Traum von WM-Punkten für ihn jedoch bald ausgeträumt.

Williams patzt im Grid: Sirotkins Rennen schon vor dem Start gelaufen

Schon beim Start war klar, dass ihm eine Strafe blühte. Die Williams-Mechaniker hatten beim Vorstart gegen das Regelwerk verstoßen, weil die Reifen an Sirotkins FW41 beim 3-Minuten-Signal im Grid noch nicht montiert waren. Sirotkin wurde in Folge dessen mit einer Stop-&-Go-Strafe belegt, welche er in er siebten Runde absaß. Zu diesem Zeitpunkt lag er allerdings nur anderthalb Sekunden hinter Hülkenberg.

"Die Strafe wegen der Sache in der Startaufstellung war sehr unglücklich. Es ist nicht ideal in einem Rennen, wo wir wirklich gute Chancen hatten. Aber diese Dinge passieren", so Sirotkin, der in Monaco unter dem Strich eine deutlich bessere Figur als sein Teamkollege abgab. Lance Stroll kassierte in Monaco die bisher wohl deutlichste Klatsche gegen seinen russischen Stallgefährten. Im Q1 nahm Sirotkin dem Kanadier als Achter eine halbe Sekunde ab, während dieser K.o ging.

Im Rennen bekleckerte Stroll sich dann ebenfalls nicht mit Ruhm. Mit Runde neun kam er zwei Umläufe später als sein Teamkollege das erste Mal an die Box - allerdings nicht wegen einer unverschuldeten Strafe. Erst hatte er sich an Marcus Ericsson den Frontflügel beschädigt, kurz darauf fing er sich einen Plattfuß vorne links ein. Entgegen erster Meldungen war es dann aber doch kein Mauerkontakt, wie Technik-Chef Paddy Lowe erklärte:Er holte sich einen Platten, weil die Bremsen zu heiß wurden, was die Felge überhitzte und den Defekt auslöste."

Das Problem sollte sich auf einem späteren Reifensatz wiederholen. "Wir haben das nicht in den Griff bekommen und beim zweiten Satz fing er sich den nächsten Plattfuß", so Lowe weiter. "Es war ein ziemlich schrecklicher Tag", fiel Strolls Resümee dementsprechend deutlich anders als das des Teamkollegen aus. Tatsächlich hatte er allerdings schon nach dem ersten Reifenschaden die Faxen dicke.

Stroll hat keinen Bock mehr: Wozu Rennen fahren?

Wie wenig Lust er in diesem Moment auf den Rest der Renndistanz verspürte, wurde im Boxenfunk deutlich. "Wo ist der Sinn, jetzt noch das Rennen zu fahren?, lautete die Frage an seinen Renningenieur. Der 19-Jährige war angesichts des durch den Reifenschaden entstandenen Rückstands restlos bedient: "Ich holte mir den Platten und verlor viel Zeit, ich habe eine Runde verloren. Danach war ich damit beschäftigt, auf die blauen Flaggen zu reagieren und die anderen Autos durchzulassen."

Nachdem Williams mit beiden Autos auf die letzten beiden Plätze zurückgefallen war, ließ der Kommandostand seinen Taktikgelüsten freien Lauf. Hypersoft, Ultrasoft, Supersoft: Jede Mischung war einmal an der Reihe. Stroll war es gleich: "Wir sind nach dem Platten kein Rennen mehr gefahren. Ich hatte große Probleme mit der Kühlung und der Temperatur des Autos", erklärte er, dass für ihn ohnehin nichts mehr ging.

"Wir konnten nicht auf unter fünf Sekunden an den Vordermann heranfahren, ansonsten wären wir liegengeblieben. Permanent aufgefordert zu werden Abstände zu lassen, ist ziemlich schlimm", fügte er an. Am Ende fehlten ihm als einzigem Piloten im Feld zwei Runden auf Sieger Daniel Ricciardo.