Nur 1.444 Sekunden lag Fernando Alonso am Ende vorne. Aber es hat gereicht, er holt sich mit Toyota in Spa-Francorchamps seinen ersten WEC-Sieg. Seine Teamkollegen werden zweite, machen den Tag für Toyota perfekt. So lief das WEC-Rennen für Alonso in Spa.

Alonso-Toyota dank Strafe auf Pole

Alonsos Toyota mit der #8 startete in Spa vom ersten Startplatz. Im Qualifying hatten sich Alonso, Kazuki Nakajima und Sebastien Buemi noch den Teamkollegen des Toyota #7 geschlagen geben müssen. Am Freitagabend dann die Ernüchterung für die #7: Der Sprit-Durchflussmengenbegrenzer - jenes Teil, dass auch aus der Formel 1 bekannt ist und den Spritverbrauch reguliert - war vom Team falsch registriert worden.

Dafür kassierte Toyota #7 eine saftige Strafe: alle Zeiten des Qualifyings wurden gestrichen, und sie mussten das Rennen mit einer Runde Rückstand aufnehmen. Das bedeutete: Pole für den Toyota #8 von Alonso/Buemi/Nakajima.

Diese Pole setzte Sebastien Buemi beim Start perfekt um. Er fuhr im Toyota #8 den ersten Stint, und blieb in der ersten Kurve ruhig. Vitaly Petrov im SMP-BR1-Prototypen versuchte außen ein aggressives Manöver, musste aber zurückstecken. Buemi und Toyota kamen als Führende aus der ersten Runde.

Safety Car nach Ford-Crash in Eau Rouge

Früh im Rennen gab es zwei Safety-Car-Unterbrechungen. Gleich in der ersten Runde kam das Safety Car raus, nachdem ein Porsche in den Kies gerutscht war. Die zweite Safety-Car-Phase kam nach knapp einer Stunde, und diesmal war es ein viel heftigerer Abflug. Ford-GT-Pilot Harry Tincknell fuhr nach Eau Rouge geradeaus in die Reifenstapel.

Ein unbestimmtes technisches Problem, so beschreiben es Tincknell und das Ford-Team später. Zum Glück kann Tincknell aussteigen, er wird auch noch vor dem Ende des Rennens wieder aus dem Medical Center entlassen.

Damit geht es Tincknell besser als Pietro Fittipaldi: Der hatte dort seinen LMP1 im Qualifying bei einem sehr ähnlich aussehenden Unfall zerstört. Fittipaldi kam nicht unbeschadet davon: Er brach sich bei dem Unfall beide Beine. Er wurde über Nacht operiert, ist aber mittlerweile aus der Intensivstation raus.

Alonso bleibt im ersten WEC-Stint cool

Während dem zweiten Safety Car übernahm Alonso den Toyota #8 von Buemi. Beim Re-Start des Rennens kam gleich von hinten der Angriff - Toyota #7 mit Kamui Kobayashi am Lenkrad. Kobayashi lag nach der Strafe vom Qualifying noch immer eine Runde hinten - diese Runde wollte er sich jetzt zurückholen.

Es folgten zwei Runden, in denen Alonso seinem Teamkollegen das Zurückrunden extra schwer machte - vorbei an langsameren GT-Fahrzeugen. Alonso kam sogar mit zwei Rädern aufs Gras. Letztendlich konnten sich die Teamkollegen einigen: Kobayashi ging vorbei, war damit wieder in der gleichen Runde wie Alonso. Alonso fuhr danach ein sicheres Tempo, verwaltete seinen großen Vorsprung auf Toyota #7 sowie auf die privat eingesetzte LMP1-Konkurrenz.

Privat-LMP1 kommen trotz Toyota-Fehler nicht ran

Nach seinem Stint übergab Alonso den Toyota an Kazuki Nakajima. Jetzt zeigte die Crew von Nummer 8 aber Nerven. Zuerst kam es gleich nach dem Boxenstopp zu einem Problem mit Nakajimas Gurten: Das Team musste ihn wieder an die Box holen und neu im Cockpit festschnallen. Nur wenige Runden später drehte sich Nakajima dann in der La-Source-Haarnadel, konnte aber weiterfahren.

Die kleinen Fehler kosteten Zeit. Ungefähr eine Minute verlor Nakajima auf die Autos hinter ihm. Trotzdem konnte er eine komfortable Führung halten. Denn außer den Teamkollegen im Toyota #7 ging kein LMP1 das Tempo mit. #7 hatte mittlerweile die Nicht-Hybrid-LMP1 der Privatteams Rebellion und SMP eingeholt und überholt, und Toyota eine Doppelführung beschert. Für die Privatteams blieb nur mehr Platz 3 übrig.

Toyota vs. Toyota nach spätem Safety Car

Der SMP-LMP1 mit der Nummer 17, gefahren von Stephane Sarrazin, Egor Orudzhev und Matevos Isaakyan, holte sich kurz vor der letzten Stunde Platz 3, verlor ihn gleich wieder an Rebellion. Beim Versuch, den Anschluss zu halten, versenkte der junge Russe Isaakyan seinen SMP-LMP1 in den Reifenstapeln von Raidillon.

Isaakyan konnte aussteigen. Aber das Safety Car kam zum dritten Mal raus. Ein Glücksfall für den zweitplatzierten Toyota von Conway/Kobayashi/Lopez - nach über 5 Stunden hatte #7 damit endlich die Lücke zugefahren und war im Kampf um den Sieg plötzlich ein Faktor. Der Zweikampf für die letzten Runden lautete: Alonso im Toyota #8, Sportwagen-Veteran Mike Conway im Toyota #7.

Conway blieben nach dem Safety Car 50 Minuten, um 6 Sekunden auf Alonso gutzumachen. Damit würde sich #7 trotz des Startes aus der Boxengasse mit einer Runde Rückstand den Sieg holen - ein Wahnsinns-Comeback. Jetzt zeigte sich auch noch Alonsos Unerfahrenheit in Rennen mit mehreren Klassen: Zwei Mal kurz vor seinem letzten Boxenstopp erwischte er langsame GTE-Autos zu ungünstigen Momenten.

Trotzdem: Alonso konnte nach dem letzten Stopp das Tempo von Conway halten, blieb bis zum Schluss vorne. Zum Teil wohl auch dank einer Team-Entscheidung: Toyota wollte am Ende lieber die Positionen halten, anstatt beide Fahrer mit vollem Risiko um die Positionen kämpfen zu lassen. Damit siegte Alonso bei seinem Debüt in der WEC gemeinsam mit seinen Teamkollegen Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima.

Rebellion #1, auf dem sowohl die Ex-WEC-Meister Andre Lotterer und Neel Jani als auch Ex-F1-Pilot Bruno Senna unterwegs waren, kam auf Platz 3 ins Ziel, wurde aber später disqualifiziert. Dem zweiten Rebellion-LMP1 mit der Nummer 3 wurde der letzte Podiumsplatz zuerkannt. In der GTE-Klasse ging der Sieg an den Ford von Stefan Mücke, Olivier Pla und Billy Johnson.

WEC Spa 2018, Ergebnis LMP1:

P. Fahrer Team Runden Rückstand
1. Alonso / Buemi / Nakajima Toyota #8 163 -
2. Conway / Kobayashi / Lopez Toyota #7 163 + 1.444
3. Beche / Laurent / Menezes Rebellion #3 161 + 2 Runden