Lewis Hamiltons Vorsprung auf Ferrari beim ersten Qualifying der Formel-1-Saison 2018 in Australien lässt vermuten, dass seine Pole Position ein ziemliches Kinderspiel war. Tatsächlich war die Angelegenheit zwischen ihm, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel längst nicht so klar. Der Mercedes-Pilot zeigte sich nach der 73. Pole seiner Karriere besonders stolz.

"Es war nicht so klar. Wir hatten nicht die einfachste Session", erklärte der amtierende Weltmeister, nachdem er über sechs Zehntel vor dem roten Duo gelandet war. Ein Vorsprung de eigentlich keine Fragen offen lässt. Allerdings sah das an diesem Samstag im Albert Park nicht die ganze Zeit so aus.

"Ich war überrascht davon, wie schnell Ferrari ab dem Q1 war", so Hamilton, der im ersten Segment rund zwei Zehntel vor Räikkönen landete und sich im darauffolgenden Q2 sogar hinter Vettel anstellen musste. "Ihr Speed auf den Geraden ist sicher auf eine Verbesserung ihres Qualifying-Modus zurückzuführen", fügte er an.

Richtig dünn wurde die Luft zwischen ihm und Vettel im Q3 dann gleich nochmal. Hamilton legte eine 1:22.051 Minuten vor - exakt dieselbe Zeit, mit der er im Q2 noch eine Zehntel hinter dem Ferrari-Star gelandet war. Vettel war auf unter einer Zehntel dran. Erst im letzten Schuss konnte sich Hamilton der roten Gefahr entledigen.

"Die Reifen optimal ans Arbeiten zu bringen, besonders hinten, und die gesamte Runde im richtigen Bereich zu bleiben, war sehr schwierig", so der 33-Jährige, der seine Rundenzeit im entscheidenden Moment um satte neun Zehntel verbesserte. "Es war tricky, aber die letzte Runde von mir war definitiv die beste des Wochenendes. Ich bin sehr glücklich damit. Es war sicher eine meiner besten überhaupt."

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Hamilton in Melbourne Einzelkämpfer gegen Ferrari

Am Sonntag wird Räikkönen neben Hamilton aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen. Von Platz drei lauert Vettel, der 2017 von genau diesem Startplatz aus in Melbourne zum Sieg fuhr. "Das ist für mich in Ordnung. Es ist nicht so, dass ich in meiner Karriere nicht schon alleine gegen zwei Ferraris gekämpft hätte", gibt sich Hamilton angriffslustig. "Es ist immer gut, zwei rote Autos im Rückspiegel oder gleich vor dir im Kampf zu haben."

Vergangene Saison gelang es Hamilton in der Anfangsphase nicht, sich Vettel zu entledigen. Bei den Boxenstopps schlüpfte der Ferrari durch. "Ich denke, wir lernen in der Regel aus Fehlern oder von solchen Szenarien", so Hamilton über die Niederlage vor zwölf Monaten. Fahrerisch hatte er sich da ohnehin nichts vorzuwerfen. "Die Position zu verlieren war letztes Jahr ihrer besseren Strategie geschuldet."

"Sebastian klebte mir am Ende meines ersten Stints am Heck, was mich zum Stopp gezwungen hat. Danach hing ich mehrere Runden hinter Verstappen fest", erinnerte er sich zurück. Wiederholen soll ich das 2018 nicht. "Ich hoffe, dass wir für morgen besser vorbereitet sind. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben, um sicherzustellen, dass ich in einer besseren Position bin."

Auf Schützenhilfe von Teamkollege Valtteri Bottas kann er dabei schon mal nicht zählen. Der Finne geht nach seinem Abflug und dem daraus resultierenden Getriebewechsel nur von Platz 15 ins Auftaktrennen der Saison 2018. "Ich weiß, wie hart Valtteri gearbeitet hat. Also weiß ich auch, wie schwierig und schmerzhaft es für ihn ist", so Hamilton.

Hamilton fühlt in Australien mit Bottas und rechnet mit Red Bull

Unterstützung wird er von Bottas am Sonntag nicht erwarten können. Hamilton ist jedoch überzeugt, dass sich der Garagennachbar von seinem Rückschlag erholen wird. "Er wird sicher zurückkommen. Er war im Training sehr schnell und hat viel investiert, um als Fahrer und Team-Mitglied zu wachsen. Es ist unglücklich für ihn, aber ich glaube an ihn, dass er sich morgen aufrappelt."

Mehr Gedanken macht sich Hamilton aber offenbar über Red Bull. Max Verstappen und Daniel Ricciardo gehen als einzige Piloten mit Pirellis Supersoft-Reifen ins Rennen, während der Rest der Top-10 auf Ultrasoft startet. "Ich bin nicht überrascht, es ist sicher der bessere Reifen", so Hamilton. "Sie werden stark sein."

Der Mercedes-Pilot hat nicht vergessen, dass Red Bull im Rennen traditionell näher dran ist als im Qualifying. Der härtere Reifen könnte die Bullen zudem durchaus ins Spiel bringen. "Sie werden wohl etwas länger mit derselben Pace fahren können. Strategisch ist das wohl nicht so schlecht" hielt er fest.