Sebastian Vettel hat den Brasilien Grand Prix der Formel 1 2017 gewonnen. In Sao Paulo überholte der Ferrari-Pilot Mercedes-Fahrer und Polesetter Valtteri Bottas bereits am Start - der Grundstein für den fünften Saisonsieg und insgesamt 47. der F1-Karriere Vettels.

Nur kurzzeitig musste Vettel daraufhin nach seinem einzigen Boxenstopp die Führung abgeben, weil der aus der Box gestartete Lewis Hamilton auf einer alternativen Strategie unterwegs war. Nach dessen Service jedoch erhielt Vettel die Spitze zurück und verwaltete die Führung souverän bis ins Ziel.

"Die Jungs können jetzt feiern, es waren ein paar stressige Monate seit der Sommerpause", kommentiert Ferraris leitender Renningenieur Jock Clear bei Sky den ersten Ferrari-Sieg seit Ungarn. "Wir haben heute nochmal die Pace des Autos gezeigt. Wir hatten ein gutes Auto und haben die erste Kurve gut hinbekommen."

Das Podium: Hinter Vettel überquerte Bottas die Ziellinie mit 2,7 Sekunden Rückstand als Zweiter. Dritter wurde Kimi Räikkönen, dem 1,8 Sekunden auf Bottas fehlten. Gegen Rennende musste sich der Finne noch heftig gegen den auf frischeren und weicheren Reifen heranpreschenden Lewis Hamilton wehren.

Das sagen Vettel, Bottas & Räikkönen zum Brasilien GP

Sebastian Vettel: "Ich hatte einen erst guten Start, dann hatte ich durchdrehende Reifen und schon gedacht, es verpasst zu haben. Aber dann konnte ich ihn doch wegdrücken. Im Verlauf war ich dann vorsichtig, aber ich konnte das Rennen kontrollieren nachdem ich den Abstand herausgefahren hatte. Es waren harte letzte Wochen. Umso schöner ist dieser Sieg."

Valtteri Bottas: "Ich bin nicht gerne im Sandwich. Ich bin von Pole gestartet und mein Ziel war, das Rennen zu gewinnen heute. Deshalb bin ich sehr enttäuscht. Ich habe nach dem Start noch versucht, Druck auf Sebastian zu machen. Aber es hat nicht gereicht."

Kimi Räikkönen: "Ich hatte eine schwierige Balance mit dem ersten Reifensatz. Nach dem ersten Stint lief es dann besser. Das Handling war gut, sodass ich Zeit gutmachen konnte. Aber zu überholen war mit der Speed noch immer nicht leicht. Ich bin aber wieder näher herangekommen. Sorgen wegen Lewis habe ich mir nicht gemacht. Ich habe die letzte Kurve immer gut erwischt."

Die Punkteränge: Max Verstappen nach einem diesmal unauffälligen Rennen Fünfter, Lewis Hamilton (P4) und Daniel Ricciardo (P6) nach starken Aufholjagden, Felipe Massa, Fernando Alonso, Sergio Perez und Nico Hülkenberg komplettierten die Top-10. Pascal Wehrlein wurde Zwölfter.

Der WM-Stand: Wichtigste Erkenntnis: Sebastian Vettel hat P2 in der Fahrer-WM nun so gut wie sicher. 22 Punkte liegt er jetzt vor Bottas. Räikkönen indes schickt sich dank P3 an, in Abu Dhabi vielleicht noch Ricciardo abzufangen - sieben Punkte Rückstand sind nur noch übrig.

Das Wetter: Endlich lag der Wetterbericht an diesem Wochenende mal richtig: Sahnewetter in Brasilien! Fast 30 Grad Celsius Außentemperatur erhitzten den Aspahlt in Interlagos gewaltig. Spitzen von bis zu 60 Grad wurden auf der Strecke gemessen.

Vettel war schnell an Bottas vorbei, Foto: LAT Images
Vettel war schnell an Bottas vorbei, Foto: LAT Images

Brasilien: Gleich zwei Unfälle am Start

Der Start: Guter Start von Sebastian Vettel, der sich beim Anbremsen auf Kurve eins sofort innen an Bottas vorbeidrückte, auch Kimi Räikkönen hing seinem Landsmann direkt im Heck. Weiter hinten versuchte Alonso in Kurve zwei Verstappen anzugreifen, scheiterte aber. Daniel Ricciardo geriet Ausgang Senna S auf die Wiese und drehte sich, kollidierte dabei mit Kevin Magnussen und Stoffel Vandoorne, die beide ausschieden.

In Kurve 6 kollidierte Esteban Ocon mit Romain Grosjean, sodass die beiden abflogen - Safety Car! Grosjean konnte weiterfahren, Ocon nicht. Daniel Ricciardo holte sich während des SC einen neuen Frontflügel. Den ersten Vorfall will sich die Rennleitung nach dem Rennen noch näher ansehen. Beim zweiten kassierte Grosjean eine 10-Sekunden Pitstop-Strafe.

Der Re-Start: Keine Vorkommnisse. An der Spitze hielten alle sauber Positionen. Boxengassen-Starter Lewis Hamilton verbesserte sich weiter hinten schon auf P13, Massa überholte Alonso dank Mercedes-Power ohne jede Mühe.

Die Zwischenfälle: Hektisches Arbeiten am Ferrari von Kimi Räikkönen vor dem Start. Ein Problem mit der Elektrik am Ferrari, das die Mechaniker allerdings gerade noch rechtzeitig beheben konnten. Kurz vor Rennende ereilte Stroll ein Reifenschaden.

Der frühe Rennverlauf: An der Spitze vermochte sich in der Anfangsphase niemand entscheidend abzusetzen oder einen Konkurrenten unter Druck zu setzen. Lewis Hamilton dagegen mühte sich nach Kräften, so schnell wie möglich in den Kampf um das Podium einzugreifen, war nach neun Runden bereits in den Top-10 angekommen. Hinter ihm pflügte auch Spätbremser Daniel Ricciardo mit einigen sehenswerten Manövern durchs Feld. Nach 15 Runden war auch der Australier in den Top-10. Hamilton lag zu diesem Zeitpunkt schon auf P7 - nur 15 Sekunden hinter Vettel.

Vorne blieb es indessen weiter konstant: Zwischen Vettel, Bottas, Räikkönen und Verstappen lagen bis Runde 20 alle Gaps zwischen einer und drei Sekunden. Dahinter formierte sich nun eine Kampfgruppe Massa, Alonso, Hamilton - die hatten schon vor zehn Jahren in Brasilien gemeinsam gefightet. Allerdings blieb es nicht lang bei diesem Grüppchen - in nur zwei Runden war Hamilton an beiden Routiniers vorbei und schon Fünfter (Runde 22).

Sofort ließ der Brite weiter den Hammer fallen, war mit seinem frischen Motor und den haltbareren Soft-Reifen das mit Abstand schnellste Auto auf der Strecke, begann so seine zehn Sekunden Rückstand auf Verstappen vor ihm abzuknabbern - mit teilweise klar mehr als einer Sekunde pro Runde. Entsprechend war nicht nur Verstappen bedroht, sondern die gesamte Spitze. Zumal Räikkönen und Verstappen bereits länger Probleme mit den superweichen Reifen gemeldet hatten.

Die Boxenstopps: Nach Runde 27 kam deshalb zunächst Valtteri Bottas als erster Spitzenfahrer zum Reifenwechsel auf Soft, eine Runde später folgten Verstappen und Vettel. Schlechte Nachrichten für Räikkönen, der so keine Wahl hatte, als den Undercut des Red Bull in Kauf nehmen zu müssen. Der Undercut Bottas' indes hatte schonmal gut funktioniert, der Finne hing Vettel jetzt wieder direkt im Getriebe. Doch auch Räikkönen kam noch einmal mit dem Schrecken davon, blieb sogar überraschend komfortabel vor Verstappen, der noch dazu hinter seinen Teamkollegen Ricciardo gefallen war. Offenbar zu viel Verkehr.

Somit hieß der neue Führende jetzt Lewis Hamilton. Mit 31 Runden alten Softs lag er rund vier Sekunden vor Vettel mit frischen Softs, eine Sekunde dahinter Bottas, je weitere sechs dahinter folgten Räikkönen und Verstappen - allerdings noch immer hinter Ricciardo, der auf derselben Strategie war wie Hamilton vorne. Die spannenden Fragen nun: Wie lange würden Hamilton und Ricciardo mit dem ersten Reifensatz noch durchhalten können? Und: Würden sie mit dem Supersoft-Schlussstint erneut glänzend aufholen können?

Vor seinem Stopp ließ Ricciardo allerdings erst noch Verstappen durch, sodass der Teamkollegen auch Kapital aus seinen frischen Reifen schlagen konnte. Zuerst aber kam Hamilton - in Runde 43 war Auto Nummer 44 drin, Ricciardo folgte allerdings noch im gleichen Umlauf.

Der weitere Rennverlauf: Hamilton ordnete sich nach seinem Stopp hinter Verstappen auf P5 wieder ein, Ricciardo auf P8 hinter Massa und Alonso. Mit frischen Supersofts konnte das Duo nun allerdings einen knapp 30 Runden langen Schlusssprint hinlegen. Die Ausgangsituation: 10 Sekunden Rückstand auf Verstappen (P4) für Hamilton, 20 mehr für Ricciardo, der Alonso nach einer Runden schon wieder geschnappt hatte. Nur Momente später war auch Massa fällig.

An der Spitze verfügte Vettel über zwei Sekunden Vorsprung auf Bottas, der wiederum zwei vor Räikkönen lag. Verstappen fehlten vier auf den Finnen. In Runde 59 war Hamilton schließlich formatfüllend im Rückspiegel von Verstappen angekommen. Einen ersten Angriff im Senna-S wehrte der Niederländer noch ab, doch auf der Gegengeraden war jede Gegenwehr sinnlos. Nun jagte Hamilton also Räikkönen. 12 Runden blieben ihm, um vier Sekunden aufzuholen und ein Manöver zu setzen.

Doch leicht machte es der Finne ihm nicht. Kaum war Hamilton an Verstappen vorbei, drehte Räikkönen noch einmal auf. Etwas Reifen hatte sich der Ferrari-Pilot also aufgehoben. Verstappen kam derweil nochmal an die Box, hatte ohnehin genug Polster auf Ricciardo. Mit frischen Reifen und leichten Auto stellte Verstappen sofort einen neuen Rundenrekord auf: 1:11.044 Minuten.

Fünf Runden vor Schluss war Hamilton schließlich im DRS-Fenster Räikkönens angekommen, eine Attacke vermochte er allerdings nicht mehr zu setzen. Weiter hinten griff Alonso Massa zumindest an, scheiterte allerdings ebenso.

Die Ausfälle: Für Esteban Ocon, Kevin Magnussen und Stoffel Vandoorne war der Brasilien GP nach Unfällen bereits vor Ende der ersten Runde beendet. Bitter besonders für den Franzosen, dessen 27 Rennen lange Zielankunft-Serie endete. In Runde 42 musste Brendon Hartley mit einem technischen Defekt abstellen.

Die Analyse: Wie erwartet kam die große Spannung durch die Aufholjagd Lewis Hamiltons. Die war sensationell. Wie ein heißes Messer ging der Brite durch das Feld. An der Spitze jedoch war es ansonsten ein eigentlich wenig spektakulärer Grand Prix. Da haben wir dieses Jahr schon viel besseres gesehen.

Die Top-Facts des Rennens

  • Sebastian Vettel gewinnt in Brasilien
  • 5. Saisonsieg, 47. der F1-Karriere
  • Bottas & Räikkönen komplettieren Podium
  • Hamilton Vierter nach Top-Aufholjagd
  • Chaos am Start: Zwei Unfälle
  • Toro Rosso schon wieder mit Defekt