Red Bull Racing und Max Verstappen haben kurz vor Beginn der Trainings zum USA GP der Formel 1 in Austin die Vertragsbombe gezündet: Der Youngster hat bis 2020 mit den Bullen verlängert, bekennt sich, für einige Beobachter überraschend, langfristig zu dem Rennstall, mit dem er im Verlauf der F1-Saison 2017 so viele Rückschläge eingesteckt hatte.

Überraschend? Nicht für Helmut Marko. "Da sind einfach unfundierte Gerüchte nach außen gestreut worden", tut Red Bulls Motorsportberater im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com die Mercedes-Wechselgerüchte der vergangenen Wochen ab. Verstappen selbst will die Existenz zumindest solcher Gedankenspiel dagegen nicht bestreiten. "Spielt am Ende keine Rolle mehr. Ich habe den Vertrag ja verlängert", sagt er nur.

Verstappen überzeugt: Red Bull kann das beste Auto bauen

Und das ohne Bedenken. "Klar hatten wir unsere schwierigen Momente dieses Jahr, aber wir haben uns definitiv verbessert. Und vielleicht war es sogar gut, dass diese Dinge passiert sind. Denn daraus lernst du viel", sagt Verstappen, dem in Austin offenbar eine Gridstrafe wegen eines Power-Unit-Wechsels blüht. Offiziell ist das allerdings noch nicht. Für die Zukunft glaubt Verstappen jedoch so oder so fest an ein ganz starkes Red Bull. "Ich glaube an das Team. Es kann das beste Auto der Startaufstellung bauen. Wir können schon nächstes Jahr stark sein", so Verstappen.

Zudem fühle er sich im Team einfach wohl. "Und wir sind inzwischen auch richtig konkurrenzfähig, selbst mit dem Topspeed-Nachteil, den wir noch haben. Ich vertraue meinen Jungs, glaube an sie und sie glauben an mich. Unsere Arbeitsbeziehung ist also richtig gut, deshalb habe ich verlängert", ergänzt Verstappen.

Daniel Ricciardo überrascht, aber nur vom Timing

Genau diesen Beweggrund macht auch Teamkollege Daniel Ricciardo aus. "Ich weiß, dass Max sehr happy im Team ist. Deshalb bin ich nicht überrascht, dass er bleiben will. Das sind für mich keine Neuigkeiten", kommentiert der Australier den neuen Verstappen-Vertrag. Überrascht habe ihn allerdings der Zeitpunkt. "Ich denke, dass die Bekanntgabe ziemlich früh erfolgt ist. Ich denke das Timing war die einzige echte Überraschung", so Ricciardo.

Selbst verfolgt der Australier andere Pläne, will sich offenbar lieber noch eine Tür offenhalten, je nach dem wie stark Red Bull 2018 tatsächlich auftrumpfen wird. Das formuliert Ricciardo allerdings nur zwischen den Zeilen aus: "Ich könnte vielleicht länger als 2018 hierbleiben, aber ich denke nicht, dass das ähnlich bald verkündet wird wie bei Max. Aber aus keinem wirklichen Grund. Ich denke, es ist einfach noch genug Zeit. Gerade braucht es keine schnelle Entscheidung."

Ricciardo beteuert: Keine Sorgen wegen Ungleichbehandlung

Noch dazu habe er kein Angebot abgelehnt. "Es ist nicht so, dass ich nein zu etwas gesagt hätte. Es ist einfach noch sehr früh. Es hat nichts mit mir zu tun", winkt Ricciardo ab. Nicht mit Ricciardo, aber vielleicht mit Verstappen? Sieht der Australier vielleicht eher den Top-Status Verstappens im Team als Wechselgrund, nicht die potentiell besseren Chancen bei Ferrari oder Mercedes?

Manche Aussagen der Teamführung könnten dafür eine Erklärung liefern. Etwa jene Christian Horners, als der Teamchef im Zuge der Bekanntgabe äußerte, man wolle um Verstappen herum das Team aufbauen. Oder jene Helmut Markos bei Motorsport-Magazin.com im Interview. "Wir haben Max Verstappen in die Formel 1 gebracht, jetzt wollen wir mit ihm auch den Titel als jüngster Weltmeister aller Zeiten erreichen. (...) Generell passt das zusammen. Der Junge, die dynamische Marke, das passt."

Von Ricciardo ist hier erst einmal keine Rede. Fürchtet der Australier also neben Verstappen bei Red Bull künftig nurmehr die zweite Geige zu spielen? "Was die Medien angeht bekommt er natürlich viel Aufmerksamkeit, er hat ja zum Beispiel all diese Altersrekorde gebrochen", sagt Ricciardo, winkt jedoch ab: "Aber im Team herrschte immer Gleichberechtigung, was etwa die Teile angeht. Und da habe ich auch keine Bedenken (für die Zukunft; Anm. d. Red.). Das ist alles nur Medien-Kram."

Red Bull möchte auch mit Ricciardo verlängern

Ganz im Gegenteil: Ricciardo sieht in dem neuen Vertrag, dem Bekenntnis seines Teamkollegen sogar Grund für große Zuversicht. "Das Positive ist doch, dass er, sein Management und sein Vater sich mit Red Bull zuversichtlich fühlen. Das ist also sehr positiv für uns und nächstes Jahr und gibt dem Team Selbstvertrauen", sagt Ricciardo.

Nun muss nur noch er selbst nachziehen. Laut Helmut Marko würde Red Bull das sehr begrüßen. "Ein Fahrer ist fix, wir würden ihn auch gerne weiterhin bei uns sehen. Nun müssen wir schauen, wie sich das managen lässt", sagt der Motorsportberater im Interview mit Motorsport-Magazin.com.