Formel 1 US GP 2017: Die Top-4 Brennpunkte in Austin (03:03 Min.)

Die Formel 1 wechselt zum großen Schlussakkord der Saison 2017 den Kontinent. Von Asien geht es nach Amerika. Den Auftakt der drei Rennen langen Tournee macht beim 17. Saisonlauf der Große Preis der USA in Austin, Texas.

Seit 2012 fährt die Formel 1 dort auf dem Circuit of the Americas. Die diesjährige Ausgabe bietet insbesondere mit Blick auf das WM-Duell Sebastian Vettel vs. Lewis Hamilton besonders viel Zündstoff. Das sind die Brennpunkte in Austin.

Verwandelt Lewis Hamilton gleich den ersten WM-Matchball?

Erster Matchball für Lewis Hamilton: Lange hatte es 2017 nach einem spannenden WM-Kampf mit Sebastian Vettel bis zum letzten Rennen ausgesehen, doch nach den Horror-Wochen Ferraris mit Motorenschäden am laufenden Band und dem Startunfall in Singapur liegt Vettel in der WM jetzt plötzlich 59 Punkte zurück.

Heißt für Hamilton: In Austin kann er den Meistertitel bereits perfekt machen. Und der Mercedes-Pilot weiß, wie das geht: Schon 2015 krönte sich Hamilton in Austin zum F1-Weltmeister. 2017 braucht er dafür 16 Punkte mehr als Vettel. Dazu muss er entweder gewinnen und Vettel bestenfalls Sechster werden oder Zweiter werden und Vettel maximal Neunter.

Was Hamiltons Chancen auf dem Papier sehr gut wirken lässt, ist die Statistik: Vier von fünf Ausgaben auf dem CotA entschied der Brite bereits für sich. Noch dazu feierte Mercedes in den USA seit Beginn der Hybrid-Ära nichts als Siege. Seinen Teil des Jobs sollte Hamilton also offenbar mehr als gut beherrschen.

So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com
So holt sich Lewis Hamilton schon in Austin den WM-Titel, Foto: Motorsport-Magazin.com

Reißen Sebastian Vettel & Ferrari das Ruder nochmal herum?

Aber: In eigenen Händen hält Hamilton in Austin den Titel nicht. Vettel kann die Entscheidung zumindest mühelos vertagen, selbst wenn er dem Briten deutlich unterliegen sollte. Doch genau das muss überhaupt nicht passieren. Gut möglich, dass es Sebastian Vettel und Ferrari insgesamt in Austin noch einmal gelingt, das Ruder herum zu reißen.

Immerhin hatte der Ferrari in puncto Performance zuletzt alles andere als schlecht ausgesehen. Eigentlich war es immer der Bolide aus Maranello, der das konkurrenzfähigste Auto zu sein schien. Nur Ausfälle und Unfälle stoppten Ferrari mehrfach. Allerdings: Das wahre Kräfteverhältnis im direkten Duell haben wir zumindest sonntags so auch recht lang nicht mehr gesehen.

Fakt ist jedenfalls: Wollen Vettel und Ferrari die Entscheidung nicht nur vertagen, sondern ihre Chancen zur Abwechslung mal wieder verbessern, müssen sie Hamilton und Mercedes schlagen. Zuletzt gelang das Ende Juli in Ungarn. Immerhin ist Vettel der einzige Formel-1-Fahrer, der weiß, wie das in Austin geht: 2013 siegte der Deutsche beim USA GP. Ein Kunststück, das in Austin sonst einzig Lewis Hamilton gelang.

So wird Lewis Hamilton in den USA Formel-1-Weltmeister 2017 (01:54 Min.)

Wie stark fordert Renault-Neuling Carlos Sainz Nico Hülkenberg?

Spannend geht es in Austin jedoch nicht nur an der Spitze zu. Im Mittelfeld bietet sich diesmal nicht nur der übliche enge Kampf, sondern noch dazu einige Neuerungen, die für Zündstoff sorgen. Allen voran zu nennen ist hier Carlos Sainz' Wechsel von Toro Rosso zu Renault. Wie sehr wird der Spanier Nico Hülkenberg aus dem Stand fordern?

Mehr als sein Vorgänger Jolyon Palmer. Da ist sich das Fahrerlager sicher. Kein Wunder jedoch angesichts der 0:16-Niederlage des Briten im Qualifying-Duell gegen Hülkenberg. Doch reicht es für den im Toro Rosso stets extrem starken Sainz sofort zur Augenhöhe. "Natürlich ist es mein Ziel, seine Pace so schnell wie möglich zu erreichen", sagt Sainz.

"Aber das wird nicht von alleine passieren. Du musst dafür hart arbeiten. Es geht darum, sämtliche Daten zu analysieren und zu lernen, wie man das Auto fahren muss", beruhigt der Spanier. Er werde schon eine Weile brauchen, um 16 Rennen Erfahrungsrückstand im R.S.17 aufzuholen. Gelingt Sainz das jedoch schnell, werden seine Aktien für einen künftigen Wechsel zu Red Bull sicher steigen. 2019 könnte sich dort eine Gelegenheit eröffnen.

Wie macht sich Brendon Hartley beim Debüt?

Dasselbe, aber potentiell schon 2018, gilt für Brendon Hartley. Der Neuseeländer ersetzt in Austin Pierre Gasly bei Toro Rosso. Der Rookie wurde nach nur zwei Rennen für das Nachwuchsteam nicht etwa ausgebootet, sondern soll am Wochenende lieber das Finale in der japanischen Super Formula bestreiten. Dort verfügt der Franzose über sehr gute Chancen auf die Meisterschaft.

Weil bei Toro Rosso Rückkehrer Daniil Kvyat jedoch schon Renault-Abwanderer Carlos Sainz ersetzen muss, fehlte dem Team plötzlich ein zweiter Fahrer. Eine Woche ließ man sich Zeit, während der so ziemlich jeder Fahrer mal als Ersatz durch die Medien geisterte. Am Ende wurde es allerdings nicht der Favorit vieler - Red Bulls Ersatzfahrer Sebastien Buemi -, sondern mit Hartley ein anderer alter Bekannter aus der hauseigenen Junior-Schule.

Der Neuseeländer testete bereits 2009 für Toro Rosso, war später als Test- und Simulatorfahrer für Mercedes aktiv. In den vergangenen drei Jahren trat Hartley erfolgreich in einem LMP1 Porsche in der WEC sowie bei den 24-Stunden von Le Mans an, die er in diesem Jahr gewinnen konnte. 2015 wurde er zusammen mit dem früheren Red-Bull-Formel-1-Fahrer Mark Webber und Timo Bernhard Weltmeister in der WEC.

Erfolge, die nach all den Jahren nun doch wieder die F1-Tür einen kleinen Spalt aufstoßen. Denn: Schlägt sich Hartley in Austin gut, darf er sich womöglich sogar gute Chancen auf eine vollständige Rückkehr 2018 ausrechnen. Noch hat Toro Rosso keinen Fahrer für die kommende Saison bestätigt - weder Kvyat noch Gasly. Entsprechend nicht minder unter Beobachtung steht nach seinen zwei Rennen Pause Kvyat.

Schon wieder Regen im Anmarsch?

Singapur, Malaysia, Japan - überall spielte der Regen zuletzt eine kleine bis große Rolle. Im asiatischen Raum war das keine große Überraschung, doch in Texas sollte es jetzt doch ganz sicher anders aussehen. Mitnichten. Staubtrocken wird es in Austin nicht. Trainings und Qualifying sollten nach aktuellen Prognosen zwar noch weitgehend trocken ablaufen, doch schwelt zumindest ein gewisses Regenrisiko.

Sobald aber der Rennsonntag da ist, wechselt das Wetter deutlich: Auf die fast 30 Grad der Vortage klettert das Quecksilber nicht mehr, noch dazu gehen die Meteorologen Stand Mittwoch sogar von kräftigen Gewitterschauern am Vormittag aus. Die sollen sich zwar bis zum Rennen erledigt haben, doch werden sie wohl sämtlichen Gummi von der Strecke geschwemmt haben. Das und das kühlere Wetter könnte dabei vor allem Mercedes helfen