Auch wenn der Lokalmatador Jacques Villeneuve in Montreal ohne Punkte blieb, reist das Sauber Team dank des vierten Ranges von Felipe Massa frohen Mutes eine Station weiter, um schon am kommenden Freitag wieder Gas zu geben.

Für das Rennen im Nudeltopf rechnen sich hierbei beide Piloten etwas aus, wobei die Voraussetzungen unterschiedlicher kaum sein könnten: Während Villeneuve eine Art zweites Heimrennen bestreitet, fährt der Brasilianer erst zum zweiten Mal auf dem legendären Brickyard.

Jacques Villeneuve:
Mir gefällt Indy. Einerseits gibt es diesen Infield-Komplex, andererseits fährt man den letzten Teil der Runde - den Abschnitt des Ovals mit der überhöhten Kurve - mit Vollgas. Wir erreichen dort Geschwindigkeiten von 300 km/h und es fühlt sich überhaupt nicht an, als ob wir durch eine Kurve fahren würden. Und dann ist da noch die sehr lange Start-/Zielgerade, auf der wir bis zu 340 km/h erreichen. Am Ende dieser Geraden müssen wir für die erste Kurve extrem abbremsen, was in dieser Form recht einzigartig ist. An dieser Stelle kann man gut überholen. Die Strecke ist aber bucklig und ziemlich schwierig. Es ist stets schön, nach Indy zu kommen, denn die Atmosphäre außerhalb des Fahrerlagers ist immer toll. Wegen den vielen kanadischen Fans, die dorthin kommen und den Anhängern, die ich in den USA noch von meiner Zeit in der IndyCar-Meisterschaft und meinem Indy-500-Sieg habe, ist es ein bisschen wie ein Heimrennen für mich. Ich verbinde den Speedway mit einigen guten Erinnerungen und freue mich jedes Mal, dort zu fahren.

Felipe Massa:
In Montreal konnte ich fünf WM-Punkte holen und zusammen mit Spa letztes Jahr war das mein bislang bestes Ergebnis meiner Formel-1-Karriere. Das hat mir gezeigt, was man mit Teamwork und Entschlossenheit erreichen kann. Ich denke, dass mir Strecken wie Montreal liegen, und Indianapolis mag ich auch. Während meiner Zeit in der Formel 1 bin ich nur ein Mal hier gefahren, und das war letztes Jahr und dauerte nur bis zur ersten Kurve! Es gibt also gute Chancen, dass es dieses Jahr besser wird. Ich hoffe, dass ich ins Ziel komme! Die Ovalkurve fährt man ohne Probleme mit Vollgas. Sie fühlt sich in einem Formel-1-Auto nicht wie eine Kurve an. Und eben dieser Hochgeschwindigkeitsabschnitt verlangt einen Kompromiss: für die engen Infield-Kurven braucht man Abtrieb, aber für die Gerade entlang der Boxen benötigt man gute Spitzengeschwindigkeiten und minimalen Widerstand. Ansonsten läuft man Gefahr, überholt zu werden. Ich mag Indianapolis. Man merkt, dass man an einem besonderen Ort mit viel Geschichte ist und vor einem Publikum fährt, dass Ahnung hat und Motorsport liebt.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Indianapolis ist eine sehr spezielle Strecke. Die überhöhte Kurve ist einmalig in der Formel 1, und die Start-/Zielgerade ist sehr lang. Der Bereich vom Infield über die Ovalkurve bis hin zum Ende der Hauptgeraden stellt den längsten Vollgasabschnitt im Formel-1-Kalender dar. Das und die oft hohen Lufttemperaturen beanspruchen die Motoren sehr. Die Strecke ist an dieser Stelle ziemlich breit und daher ist es möglich, auf mehreren Linien in die erste Kurve hinein zu fahren und zu überholen. Die Oberfläche greift die Reifen besonders im Oval, wo Drainage-Rillen gezogen wurden, ziemlich stark an. Das kann natürlich den Reifenverschleiß beeinflussen. Das Infield ist recht eng, und die Fahrer müssen dort pro Runde drei Mal in den ersten Gang herunterschalten. Ideal ist ein Setup, das in den langsameren Streckenabschnitten sowohl gute Bremsstabilität und gute Traktion, als auch hohe Spitzengeschwindigkeiten und geringen Widerstand für die lange Gerade bietet. Man muss also einen guten Kompromiss finden. Die Geschwindigkeiten auf der Geraden sind hier höher als in Kanada und daher fährt man am besten mit noch niedrigerem Abtrieb.