Der Große Preis von Italien 2017 stand ganz im Zeichen von Lewis Hamilton: Der Mercedes-Pilot übernahm in Monza nicht nur die WM-Führung von Sebastian Vettel, er verdrängte auch Ferrari-Legende Michael Schumacher vom Pole-Position-Thron der Formel 1. Auf den Nebenschauplätzen arbeiteten Red Bull und McLaren an ihren Statistiken - im negativen wie auch im positiven Sinne. Motorsport-Magazin.com liefert die Zahlen zum 13. Saisonrennen.

Die Topspeeds: Doppelt so breit und kein bisschen langsamer

Durch das 2017er Reglement herrschten vielerorts Zweifel, ob die Boliden in dieser Saison auf dem Highspeed-Tempel von Monza die Werte aus den vergangenen Jahren erreichen würden. Die durch die breiteren Reifen erhöhte Roll- und Luftwiderstände sowie der höhere Anpressdruck der neuen Aerodynamik sprachen in der Theorie für geringe Topspeed-Werte. Am Rennsonntag bewies die Generation 2017 aber das Gegenteil: Mit 357,4 km/h war Sergio Perez nur 1,6 km/h langsamer als Lewis Hamiltons Bestwert aus dem Vorjahr.

Neben dem Force India des Mexikaners landeten noch drei weitere Autos mit Mercedes-Power unter den Top-10. Zusammen mit den beiden Williams-Boliden finden sich drei der vier Kundenfahrzeuge von Mercedes in der vorderen Tabellenhälfte wieder. Vom Werksteam gesellte sich lediglich Valtteri Bottas (348,4 km/h) auf Platz zehn dazu. Lewis Hamilton kam auf seiner einsamen Fahrt zum Sieg selten in den Genuss von DRS und Windschatten. Mit 342,2 km/h landete er als 18. auf dem vorletzten Platz.

Von den sechs Ferrari-befeuerten Boliden im Feld schaffte es beim Heimspiel der Italiener lediglich Kimi Räikkönen (349,5 km/h) unter die ersten Zehn. Überraschend stark war Renault aufgelegt. Daniel Ricciardo und Max Verstappen landeten mit ihren TAG Heuer umbenannten Renault-Aggregaten auf den Rängen vier und fünf. Red Bull hatte aufgrund der Strafversetzungen seine Boliden kompromisslos auf Topspeed getrimmt. "Was sie hier gebracht haben, war auf Messers Schneide", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Italien 2017

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Sergio PerezForce IndiaMercedes357,4 km/h
2Felipe MassaWilliamsMercedes357,7 km/h
3Daniel RicciardoRed BullRenault355,2 km/h
4Max VerstappenRed BullRenault353,0 km/h
5Daniil KvyatToro RossoRenault352,8 km/h
6Lance StrollWilliamsMercedes351,5 km/h
7Carlos SainzToro RossoRenault350,3 km/h
8Kimi RäikkönenFerrariFerrari349,5 km/h
9Nico HülkenbergRenaultRenault349,2 km/h
10Valtteri BottasMercedesMercedes348,4 km/h

DHL Fastest Pitstop Award: Mercedes dominiert auf der Strecke und in der Boxengasse

Bei Mercedes befindet sich offenbar nicht nur Lewis Hamilton nach der Sommerpause in Höchstform. Während der Brite in Monza zu seinem sechsten Saisonsieg eilte, legte die Boxencrew der Silberpfeile die zwei schnellsten Reifenwechsel des Rennens hin. Mit 2,15 Sekunden war Mercedes beim Service von Bottas einsame Spitze. Bei Hamilton dauerte der Boxenstopp 2,33 Sekunden. Das zweitschnellste Teams war in Italien die Truppe von Red Bull, die Ricciardo in 2,40 Sekunden abfertigte.

Hinter den beiden Top-Teams reihte sich überraschend Haas an dritter Stelle ein. Die US-Amerikaner sind für gewöhnlich mit Zeiten von über drei Sekunden im letzten Drittel zu finden, waren bei Kevin Magnussen dieses Mal mit 2,43 Sekunden richtig flink. Dahinter schafften es nur noch die Pitcrews von Ferrari und Force India unter der 3-Sekunden-Marke zu bleiben. Die Boxenstopp-Koryphäen von Williams landeten mit 3,35 Sekunden abgeschlagen auf dem drittletzten Rang. Nur Sauber und McLaren waren noch langsamer.

Die schnellsten Boxenstopps der Teams in Monza

PlatzTeamFahrerZeit (in Sekunden)
1MercedesValtteri Bottas2,15
2Red BullDaniel Ricciardo2,4
3HaasKevin Magnussen2,43
4FerrariSebastian Vettel2,72
5Force IndiaEsteban Ocon2,85
6RenaultNico Hülkenberg3,03
7Toro RossoCarlos Sainz3,17
8WilliamsFelipe Massa3,35
9SauberPascal Wehrlein3,4
10McLarenFernando Alonso3,46

DHL Fastest Lap Award: Ricciardo verhindert Hamilton-Hattrick

Anders als bei seinen bisherigen Siegen im Jahr 2017, musste Hamilton in Monza keine ganze Renndistanz unter Einsatz von 'Hammer Time' zurücklegen. Gegen Rennende zog der 32-Jährige aber nochmal richtig das Tempo an. "In den letzten paar Runden waren die Reifen noch ganz gut. Dann bekomme ich gerne ein Gefühl dafür, was das Auto so kann mit dem Setup", erklärte Hamilton. Drei Runden vor Schluss brannte er in 1:23.488 Minuten seine schnellste Runde in den italienischen Asphalt. Ricciardo hatte einen Umlauf zuvor allerdings eine Zeit vorgelegt, die Hamiltons Hattrick vereiteln sollte.

Der Australier hatte sich mit seinem Red Bull in der 37. Runde einen Satz Supersoft-Reifen abgeholt und war in der Schlussphase auf der Jagd nach Vettel. Mit 1:23.361 Minuten war er 0,127 Sekunden schneller als Hamilton und sicherte sich die erste schnellste Rennrunde in dieser Saison. Teamkollege Max Verstappen war eine knappe Sekunde langsamer. Als der Niederländer von seinem Team die Ricciardo-Zeiten ins Ohr geflüstert bekam, antwortete er mit einem knappen "was erwartet ihr?" Der Niederländer war auf zehn Runden älteren Pneus unterwegs.

Die Top-10 der schnellsten Rundenzeiten in Monza

PlatzFahrerTeamRundenzeitRunde
1Daniel RicciardoRed Bull1:23.361 min49
2Lewis HamiltonMercedes1:23.488 min50
3Valtteri BottasMercedes1:23.722 min53
4Sebastian VettelFerrari1:23.897 min51
5Max VerstappenRed Bull1:24.351 min48
6Sergio PerezForce India1:24.968 min48
7Romain GrosjeanHaas1:25.020 min48
8Kimi RäikkönenFerrari1:25.054 min53
9Felipe MassaWilliams1:25.477 min30
10Lance StrollWilliams1:25.625 min51

Die 3 Top-Facts zum Rennen

1. - Hamilton bricht Schumachers Pole-Rekord: Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Lewis Hamilton als erfolgreichster Qualifyer aller Zeiten in die Geschichtsbücher der Formel 1 eintragen würde. In Montreal egalisierte er die 65. Pole Positions seines großen Idols Ayrton Senna. Michael Schumachers Rekord von 68 Qualifying-Bestzeiten wurde in Spa-Francorchamps egalisiert - eine Woche später fiel er. In Monza sicherte sich Hamilton Nummer 69, die ihn zum alleinigen Spitzenreiter in der ewigen Bestenliste machte. Wenn es nach ihm geht, ist diese Hausnummer erst der Anfang: "Vettel ist nicht so weit hinter mir, also muss ich weitermachen. Ich muss meinen Rekord weiter ausbauen, ansonsten holt er mich vielleicht ein. Ich werde noch eine Weile bleiben und versuchen, ihm das Leben zur Hölle zu machen." Was die Quote angeht, muss sich Hamilton allerdings hinter einigen Legenden anstellen.

Die besten Pole-Quoten in der Geschichte der Formel 1

PlatzFahrerQuotePole PositionsTeilnahmen
1Juan Manuel Fangio55,772952
2Jim Clark45,213373
3Alberto Ascari42,421433
4Ayrton Senna40,1265162
5Lewis Hamilton34,3359201
6Sebastian Vettel25,0048192
7Stirling Moss23,881667
8Michael Schumacher22,0868308
9Jerry Hoyt20,0015
10Duke Nalon20,0015

2. - Hamiltons zwölf Monate Rosberg-Trauma: Mit seinem Sieg beim 13. Rennen der Saison übernahm Lewis Hamilton erstmals in diesem Jahr die WM-Führung von Sebastian Vettel. Kurioserweise ist es auch genau zwölf Monate her, dass Hamilton zuletzt an der Spitze der Fahrerwertung lag. Nach Monza 2016 verlor der die WM-Spitze beim darauffolgenden Rennen an Nico Rosberg und sollte sie bis zum nächsten Italien GP nicht wiedersehen. Zwischen Hamiltons erstem und momentanem Platz an der WM-Spitze liegen übrigens 10 Jahre, 3 Monate und 21 Tage. Das erste Mal übernahm er 2007 in seiner Debüt-Saison beim Spanien GP die Führung in der Gesamtwertung.

Top 10: Die längsten WM-Führungs-Intervalle in der Formel 1

PlatzFahrerIntervall1. WM-FührungLetzte WM-Führung
1Michael Schumacher12 Jahre, 6 Monate und 4 TageBrasilien 1994China 2006
2Alain Prost11 Jahre, 9 Monate und 15 TageSüdafrika 1982Australien 1993
3Jack Brabham11 Jahre und 28 TageMonaco 1959Belgien 1970
4Lewis Hamilton10 Jahre, 3 Monate und 21 TageSpanien 2007Italien 2017
5Niki Lauda10 Jahre, 3 Monate und 14 TageFankreich 1974Portugal 1984
6Kimi Räikkönen9 Jahre, 11 Monate und 22 TageMalaysia 2003Australien 2013
7Mario Andretti7 Jahre, 7 Monate und 2 TageSüdafrika 1971Kanada 1978
8Fernando Alonso7 Jahre, 6 Monate und 17 TageMalaysia 2005Japan 2012
9Nelson Piquet7 Jahre, 5 Monate und 28 TageMonaco 1980Australien 1987
10Jackie Stewart7 Jahre, 4 Monate und 15 TageMonaco 1966USA 1973

3. - McLaren Hondas Odyssee: Der Große Preis von Italien markierte McLaren Hondas vierten Doppelausfall in der laufenden Saison. Für Fernando Alonso war es der neunte Ausfall in zwölf Rennen. Angesichts dieser Zahlen überrascht es kaum, dass das Team dieses Jahr noch nicht die meisten Rennrunden abgespult hat. Die chaotische Ehe zwischen dem britischen Traditionsrennstall und dem japanischen Motorenlieferanten hat aber trotzdem mehr Kilometer auf dem Tacho als Red Bull. Max Verstappen ist bei den Fahrern mit nur 457 Runden das Schlusslicht. Vor ihm liegen Alonso und Jolyon Palmer mit 496 respektive 556 Runden.

Formel-1-Saison 2017: Welches Team die meisten Runden auf dem Buckel hat

PlatzTeamRundenKilometer
1Force India15267707
2Mercedes15247722
3Ferrari14817516
4Sauber13506778
5Williams13086620
6Haas12906518
7Toro Rosso12416258
8Renault12346178
9McLaren11605838
10Red Bull10845483