1. - Wie reagierte Hamilton auf die Buh-Rufe?

Wer in Ferrari-Land gewinnt und kein rotes Auto fährt, muss mit den Konsequenzen rechnen. So erging es Lewis Hamilton nach seinem Sieg auf dem Podium. Der neue WM-Führende wurde von zehntausenden Ferrari-Fans ausgebuht. Dass Hamilton dann noch meinte, Mercedes-Power sei definitiv besser als Ferrari-Power, half auch nicht weiter...

Hamilton nahm das Pfeifkonzert sportlich: "Ich hatte einen schönen Song in meinem Kopf und hörte es nicht wirklich. Es ist unausweichlich, dass du hier der Bösewicht bist, wenn ein Ferrari-Fahrer nicht ganz oben steht. Aber an manchen Tagen bin ich gern der Böse, das stört mich nicht. Ich respektiere die Fans und ihre Leidenschaft. Sie fühlen sich an wie aggressive Fans im Fußball - aber alles im Namen der Liebe für die roten Autos."

2. - Wieso fehlte Ferrari die Pace beim Heimspiel?

Nachdem Ferrari Mercedes in Spa zur Überraschung vieler noch erstaunlich gut Paroli zu bieten wusste, lief es Monza diverse Lichtjahre schlechter. Unfassbare 30 Sekunden fehlten Sebastian Vettel auf Rennsieger Lewis Hamilton. Zu keinem Zeitpunkt stellte Ferrari auch nur im Ansatz eine Gefahr für Mercedes dar. Über den genauen Grund rätselt auch die Scuderia noch. „Es ist eine sehr schwere Frage, denn auch wir haben uns verbessert“, sagte Kimi Räikkönen.

Doch eine klare Ahnung existiert bereits in Maranello: Es sei schlicht das Layout gewesen. „Wir wussten, dass wir hier leiden würden“, sagte Maurizio Arrivabene „Das Layout hier macht es vielleicht zu einem der Kurse, die für uns nicht so leicht sind. Es gibt einfach Orte wie diesen, wo wir nicht mit Mercedes mithalten können. Und leider ist das unser Heimrennen. Aber das nächste Rennen kann schon eine ganz andere Geschichte sein“, bestätigte Räikkönen.

Vettel dagegen nannte noch weitere Gründe: a) die schlechten Startpositionen Ferraris und b) die damit verbundene unsaubere Startphase für die Scuderia. So sei Mercedes bereits auf zehn Sekunden enteilt gewesen als er sich erst an Ocon, Stroll & Co. vorbeigearbeitet hatte. Dennoch: „Man braucht nicht um den herumreden. Sie waren schneller und haben verdient gewonnen“, so Vettel.

3. - Warum fiel Alonso so spät aus?

In der vorletzten Runde endete für Fernando Alonso auch der Italien GP vorzeitig. Für den Spanier war es der neunte Ausfall in seinem zwölften Saisonrennen - Monaco hatte Alonso zugunsten des Indy500 ausgelassen. Doch diesmal war es zu Abwechslung nicht die Power Unit aus dem Hause Honda, die für den Ausfall verantwortlich zeichnete. Jetzt funktionieren auch schon die Getriebe von McLaren nicht. Oder besser gesagt die Sensoren: Man habe das Getriebe nicht mehr von der Box aus überwachen können, deshalb habe man Alonso aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen genommen, ließ McLaren wissen. Alonso selbst indessen machte Palmer (warum den Briten, siehe Frage unten) mitverantwortlich: „Die Probleme, die wir mit dem Getriebe hatten, kamen von der Hitze, weil wir Jolyon drei oder vier Runden vor uns hatten.“

4. - Hätte Ricciardo es aufs Podium schaffen können?

Nein. Daniel Ricciardo sorgte gegen Kimi Räikkönen zwar für das Überholmanöver des Rennens und blies dann zur Aufholjagd auf Sebastian Vettel. Wirklich gefährlich werden konnte er seinem früheren Teamkollegen aber nicht. In der Schlussphase nahm Vettel Gas aus seinem Ferrari, auch, weil er ein merkwürdiges Geräusch im Auto vernommen und sich einen Fahrfehler in der ersten Kurve geleistet hatte.

Dabei wäre Vettel jederzeit in der Lage gewesen, die Pace bei Bedarf wieder anzuziehen. Dass Ricciardo mit seinen Supersoft-Reifen bis zu einer Sekunde pro Runde aufholte, störte Vettel nicht. "Der Abstand war ja groß genug", argumentierte er. Ricciardo zur vermeintlichen Attacke auf den zweiten Ferrari: "Ich kam näher ran, aber meine Reifen bauten stark ab." Ricciardos Sturm vom 16. Startplatz bis auf P4 machten ihn dennoch zum offiziellen Fahrer des Rennens.

5. - Wieso kam Räikkönen so lange nicht an Ocon und Stroll vorbei?

Kimi Räikkönen tat sich in der Anfangsphase des Italien GP extrem schwer, die Youngster Esteban Ocon und Lance Stroll zu überholen. Dabei sollten ein Williams und ein Force India für einen Ferrari doch eigentlich nicht mehr als Kanonenfutter sein … Doch vermochte Räikkönen Stroll nur per Undercut, Ocon erst nach dem Stopp zu überholen. Den Grund machte Räikkönen bereits im Boxenfunk deutlich: ein mysteriöses Problem an der Hinterachse seines Boliden. „Ich weiß nicht, wie das Heck des Autos derart schlecht sein konnte. Es war sehr unruhig. Ich habe mich ein paar Mal in der letzten Kurve fast gedreht“, erklärte Räikkönen schließlich nach Rennende seine Startschwierigkeiten.

6. - Wieso beschwerte sich Alonso über die Rennleitung?

“Dieses Mal muss die FIA ein Heineken gehabt haben“, wetterte Alonso nach Rennende gegen die Rennleitung. Schon während des Rennens hatte er einen Urteilsspruch der Stewards als „Witz“ bezeichnet. Doch was war passiert? Die Antwort: Jolyon Palmer. Der Renault-Pilot duellierte sich in der Anfangsphase des Rennens mit Alonso um P12. Als das Duo Rad an Rad in die zweite Schikane ging, verpasste Palmer diese, gab die Position jedoch nicht zurück. Die Quittung der Rennleitung: Fünf Strafsekunden und einen Strafpunkt. Für Alonso viel zu wenig. „Du verlierst da zehn Sekunden“, erklärte Alonso seine Aufregung am Funk. Immerhin das Schicksal versöhnte den Spanier noch während des Rennens: „Wo ist Palmer?“, wunderte sich Alonso plötzlich. Als sein Team ihm den Ausfall des Briten mitteilte retournierte Alonso cool: „Karma!“

7. - Hätte Verstappen bestraft werden sollen?

In Runde 45 wurde es haarig zwischen Max Verstappen und Kevin Magnussen beim Kampf um Platz zehn. Verstappen beschleunigte aus der ersten Schikane in Magnussens Windschatten heraus, saugte sich durch Curva Grande an und setzte sich noch vor der zweiten Schikane vor den Haas-Piloten. Unmittelbar in der Anbremszone scherte Verstappen wieder auf die Ideallinie zurück, was Magnussen in die Bredouille brachte.

Der Däne musste ausweichen, fuhr auf den Kerb und anschließend geradeaus durch die Schikane. "Wenn das erlaubt ist, ist es verrückt", funkte Magnussen. Die Rennleitung untersuchte den Zwischenfall, verhängte aber keine Strafe gegen Verstappen. Haas-Teamchef Günther Steiner ging später zur Rennleitung und bat um eine Klarstellung. Schließlich gilt der US-Rennstall als gebranntes Kind, was Strafen angeht.

Gene Haas zu Motorsport-Magazin.com: "Das war hartes Racing und vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich kritisiere ihn dafür nicht. So fahren diese Jungs. Wenn sie ihm eine kleine Strafe gegeben hätten, die ihn nichts gekostet hätte, dann hätte sich das für uns besser angefühlt. Eine Fünf-Sekunden-Strafe hätte ihn nichts gekostet und man hätte gesagt, dass er das nicht machen soll. Hätte Kevin es gemacht, hätte er wohl eine Strafe bekommen..." Zuvor wurde Verstappen nach einer Kollision mit Felipe Massa in Runde 2 mit einem Reifenschaden ans Ende des Feldes zurückgeworfen. Mit Platz zehn holte er immerhin einen Punkt, nachdem er das Rennen wegen einer Motoren-Strafe von Platz 13 statt von P2 aufgenommen hatte.

8. - Wieso fiel Stroll von Startplatz 2 zurück?

Die Motoren-Strafen für beide Red Bull katapultierten Lance Stroll auf den zweiten Startplatz - und damit zum jüngsten Fahrer in der Geschichte der Formel 1, der ein Rennen aus der ersten Reihe in Angriff nahm. Am Sonntag hatte der Rookie allerdings zahlreiche Probleme. Pole-Setter Lewis Hamilton war schnell in weiter Ferne und zudem wurde er von Hintermann Esteban Ocon überholt.

Trotz eines ungewöhnlich schlechten Williams-Boxenstopps konnte Stroll im zweiten Stint wieder zum Force-India-Piloten aufholen. Dann patzte er: "Ich habe einen Fehler in Kurve 1 gemacht und mich verbremst. Das hatte verheerende Folgen, denn statt weiter anzugreifen, musste ich mich für den Rest des Rennens gegen Felipe verteidigen." Massa griff bis zur letzten Runde an, doch Stroll verteidigte Platz sieben bis über die Ziellinie.

9. - Warum fiel Stoffel Vandoorne aus?

Anders als Fernando Alonso ereilte Stoffel Vandoorne in Monza der für McLaren-Honda typische Ausfall: Power-Unit-Defekt. In Runde 34 von 53 musste der Belgier seinen MCL32 abstellen nachdem er einen Leistungsabfall vermeldet hatte. Als Ursache des Übels vermutet das Team ein „neuerliches Problem mit der MGU-K in der neuen Power Unit“. Die hatte Vandoorne erst vor dem Rennen ganz neu eingebaut bekommen, nachdem ihm auch am Ende des Qualifyings plötzlich die Leistung abhanden gekommen war. Entsprechend beginnt nun das große Zittern: Blühen nun trotz aller Vorkehrungen auch in Singapur erneute Gridstrafen?

10. - Was führte zum späten Ausfall von Ericsson?

Etwas merkwürdig: Drei Runden vor Schluss nahm Sauber Marcus Ericsson aus dem Rennen - ohne, dass ein direkter Vorfall zu sehen gewesen wäre. Tatsächlich hatte der Schwede schon viel früher im Rennen etwas abbekommen. Der Schaden - unklar, woher genau er rührte - wurde im Verlauf der 50 Runden immer beträchtlicher. Der Sauber-Kommandostand entschied sich anhand der Daten, Ericsson auf Platz 18 liegend an die Box zu rufen. "Am Anfang des Rennens wurde mein Auto beschädigt, wodurch das Fahrverhalten beeinträchtigt wurde", sagte Ericsson später. Teamkollege Pascal Wehrlein wurde in seinem unterlegenen Sauber-Rennwagen 16.