Max Verstappen bleibt in dieser Saison auch gar nichts erspart. Als wäre in Spa sein sechster Ausfall im zwölften Saisonrennen nicht genug gewesen, droht dem Red-Bull-Piloten am kommenden Wochenende in Monza auch noch eine Strafe. Ein defekter Zylinder legte Verstappen beim Belgien Grand Prix lahm. Muss das Team bestimmte Teile seines Motors zwischen den aufeinanderfolgenden Rennen tauschen, erhält er eine Motoren-Strafe.

Verstappen ist bei seinem MGU-H Kontingent an der Grenze angelangt und auch beim Verbrennungsmotor, nachdem dieser nach dem 3. Training in Spa ausgetauscht worden war. Viermal wurden die jeweiligen Teile bereits in seiner Power Unit ausgetauscht. Beim fünften Wechsel einer Komponente kassiert er laut Reglement eine Strafversetzung in der Startaufstellung um zehn Plätze. Dieses Schicksal hatte Teamkollege Daniel Ricciardo in Silverstone ereilt, als er nach dem Einbau seiner fünften MGU-H zurückversetzt wurde.

Horner: Frustrierend für Max

Glück für Verstappen, den großen Pechvogel der Formel-1-Saison 2017: Bislang setzte er erst drei Turbolader ein, dazu je zwei Module von MGU-K, Energiespeicher und Kontrollelektronik. Zumindest bei diesen Komponenten hat Verstappen noch etwas Luft nach oben. Ricciardo hingegen ist auch bei seinem Turbolader-Kontingent am Limit angelangt.

"Ihm stehen einige Strafen für Monza bevor, das ist sehr frustrierend für ihn", sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner. "Er hatte unheimlich viel Pech. Die Probleme kommen aber nicht vom Auto, sondern vom Motor. Wir wissen nicht, was hinter den Kulissen passiert. In unserer gemeinsamen Geschichte hat Renault beiden Fahrern aber immer die gleiche Ausstattung gegeben."

Auch Ricciardo mit Problemen

Nach dem frühen Spa-Ausfall, der Verstappen ein mögliches Podest kostete, zweifelte er an reinem Unglück. "Einem Top-Team darf so etwas nicht passieren", meinte Verstappen resigniert. "Am Anfang kann man von Pech sprechen und dass solche Dinge passieren. Aber wenn das innerhalb eines Jahres sechsmal geschieht, kann man nicht mehr von Pech sprechen."

Die Motoren-Statistik zeigt allerdings, dass auch Ricciardo alles andere als frei war von Problemen. Während Verstappen bislang straffrei davonkam, kassierte der Australier bereits eine Motoren-Bestrafung. Horner: "Es ist unglücklich, dass die Fehler an Sonntagen bei Max zu passieren scheinen. Daniel hatte genauso viele Fehler, aber eher an den Freitagen und Samstagen statt am Sonntagnachmittag."

Verstappen Senior spricht

Im Zuge all der Probleme sprang auch Verstappens Vater Jos in die Bresche. Die Defekte hätten nichts mit seinem Fahrstil zu tun, versicherte der frühere Formel-1-Pilot. Ein Vorwurf, den sich Max in den vergangenen Monaten öfter gefallen lassen musste. "Max kann nichts machen, er macht nichts falsch", sagte Jos beim niederländischen Ziggo TV. "Die Leute fragen, ob er zu hart mit seinem Material umgeht. Aber das ist kompletter Unsinn. Er kann es nicht überfahren oder kaputtmachen. Wir alle wissen, was los ist: Das Material ist nicht gut genug."

Verstappens anhaltende Schwierigkeiten blieben natürlich auch Teamkollege Ricciardo nicht verborgen. Durchaus von Interesse für ihn - schließlich könnte er gegebenenfalls aus Max' Fehlern lernen und es mit dem eigenen Auto besser machen. "Ich habe alle im Team gefragt", sagte Ricciardo. "Gibt es da etwas, das Max macht und ich vermeiden sollte? Sie verneinten. Er macht nichts. Er dreht nicht zu hoch oder macht was anderes Dummes. Es ist Pech."

Übersicht der bereits genutzten PU-Komponenten

ICETCMGU-HMGU-KESCE
Mercedes
Lewis Hamilton444322
Valtteri Bottas444322
Red Bull
Daniel Ricciardo445322
Max Verstappen434222
Ferrari
Sebastian Vettel343333
Kimi Räikkönen343333

Marko fürchtet Abgang

Verstappen deutete nach seinem Quasi-Heimspiel in Belgien an, dass er nicht mehr allzu viele Motorenprobleme akzeptieren wird. In der Saison 2018 hat er noch Vertrag bei Red Bull, danach könnte er sich anderweitig umsehen - und das noch mehr, wenn es mit Red Bull und Renault nicht aufwärts gehen sollte. "Wenn sich das nicht ändert, ist es verständlich, wenn er sich nach Vertragsende anderweitig umsieht", fürchtete Helmut Marko bereits.

Laut Horner besteht Hoffnung, dass Renault seine Probleme in den Griff bekommt. Im Vergleich zu letzten Jahren habe sich immerhin schon einiges bei der Power Unit der Franzosen getan. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte der Teamchef. "Ferrari hat es auch hinbekommen. Die waren 2014 in einer noch schlechteren Situation als Renault. Sie haben die richtigen Bereiche untersucht und die richtigen Leute geholt. Damit haben sie sich in eine wettbewerbsfähige Position gebracht."

In der laufenden Saison hat Ricciardo fast doppelt so viele Punkte geholt wie Verstappen. Der Australier belegt den vierten Rang in der Weltmeisterschaft mit 132 Punkten. Verstappen ist komplett abgeschlagen Sechster mit 67 Zählern. Ricciardo gelang es zwischen Spanien und Österreich fünfmal in Folge, auf das Podest zu fahren. Darunter der Überraschungs-Sieg in Baku. Verstappen blickt auf lediglich einen Podestplatz beim zweiten Saisonrennen in China zurück.