Sportlich läuft es bei Mercedes nach Lewis Hamiltons dominanter Pole Position in Silverstone rund. Abseits der Strecke sah das zuletzt anders aus. Hamiltons Fernbleiben vom Fan-Event in London am vergangenen Mittwoch hatte für schlechte Schlagzeilen gesorgt. Genau wie die krumme Geschichte, dass Toto Wolffs Besuch bei Sebastian Vettels 30. Geburtstag der Auslöser dafür gewesen sein könnte. Am Samstagabend nahm sich der Mercedes-Motorsportchef Zeit, zurückzufeuern.

Dabei stellte sich Wolff vor allem vor Hamilton und teilte gegen Red Bulls Teamchef Christian Horner aus, der während der Fan-Veranstaltung auf der Bühne angemerkt hatte, dass ja alle Fahrer mit einer Ausnahme anwesend seien. "Der Erste, der erwähnte, dass 19 Fahrer und nicht alle da sind, war Christian", sagte Wolff über seinen Kollegen. "Christian versucht immer, ein bisschen Unruhe zu stiften. So weit, so gut."

Alles mit Hamilton abgesprochen

Auch die Buh-Rufe einiger Zuschauer, ausgelöst durchs Hamiltons Abwesenheit und Horners Hinweis, wies Wolff zurück: "Es gab drei Buh-Rufer unter den 10.000 Menschen, die vor mir standen. Und nicht mehr. Ich war da und habe es gesehen. Aber wenn man die Frage richtig stellt, dass der Superstar nicht da ist, dann sind die Leute natürlich nicht happy. Wäre ich auch nicht, wenn der Kerl, den ich sehen möchte, nicht da ist."

Dass Hamilton sich das Fan-Event sparte, sorgte für mehr Schlagzeilen als die Veranstaltung selbst. Der Medien-Donnerstag in Silverstone wurde überschattet von der Story, dass Hamilton im Gegensatz zu all seinen Fahrerkollegen lieber ein paar Tage Urlaub in Griechenland verbrachte. Für Wolff selbst halb so wild, das sei mit Hamilton zu Beginn der Woche so abgesprochen worden.

Das ist eine Beleidigung

"In Frage zu stellen, ob ein dreifacher Weltmeister - der Schumachers Pole-Rekord brechen wird - weiß, wie er sich vorbereiten muss, ist eine Beleidigung", holte Wolff zum Schlag gegen diverse Medienberichte aus. Hamilton selbst hatte argumentiert, dass er sich nach der bisher intensiven Saison bestmöglich auf das Heimrennen in Silverstone vorbereiten wollte. Es sei auch keine Verpflichtung seitens Liberty Media gewesen, am Fan-Event teilzunehmen.

"Wie er von einigen Medien behandelt worden ist, ist nicht fair", sagte Wolff. "Und das vor seinem Heimrennen und nach solch harten Wochen. Den Lokalmatador da so zu behandeln, widerspricht mir sehr. Wir müssen aufpassen, dass wir die Sache nicht zu sehr aufblasen. Aber wie bei allen Superstars gibt's immer Leute, die ihn mögen und welche, die ihn nicht leiden können. Und wenn alles, was du tust, so überwacht wird, dann musst du selber wissen, was für dich wichtig ist."

Ärger über Schmutzgeschichten

Wolff war im Vorfeld bewusst gewesen, dass Hamiltons London-Absage zu Kritik führen könnte. Vermutlich hatte er auch damit gerechnet, dass es zu einem kleinen Shitstorm im Internet kam. Schließlich ist Hamilton der wohl streitbarste Fahrer in der Formel 1. Dass gewisse Medien vermutet hatten, teaminterne Probleme könnten der Auslöser gewesen sein, missfiel dem Österreicher aber: "Es gab ein paar Schmutzgeschichten, dass es Beziehungsprobleme zwischen Lewis und dem Team beziehungsweise mit mir gibt."

Wolff weiter: "Aber die Dynamik ist super. Nach fünf gemeinsamen Jahren weiß ich, dass es das Wichtigste ist, dass er sich wohlfühlt. So führe ich das Team: Ich gebe ihm die Freiheit, seine Tage so zu organisieren, wie er das möchte. Wenn er das Gefühl hatte, dass ihm das Fernbleiben von der F1-Umgebung und auch seinen Freunden hilft, über die zuletzt harten Wochen hinwegzukommen, dann ist das so. für mich war das immer in Ordnung."