In Monza bereiteten sich die Sauber-Männer in der letzten Woche an drei Tagen auf den anstehenden Nordamerikaabstecher des F1-Trosses vor. Die erste Station in Montreal stellt dabei besonders für den zuletzt wieder einmal stark kritisierten kanadischen Neuzugang Jacques Villeneuve ein ganz besonderes Erlebnis dar.

Jacques Villeneuve:
Montreal ist ein ganz besonderes Rennen für mich. Das liegt nicht nur daran, dass es mein Heimrennen und daher für mich etwas Spezielles ist, sondern diese Veranstaltung hat einfach viel Großartiges zu bieten. Die Strecke liegt in einer sehr schönen Gegend und die Zuschauer sind fantastisch. Die Piloten sind hier den Fans näher als an den meisten anderen Rennstrecken, und das erzeugt solch eine tolle Stimmung. Die Stadt bietet viel Abwechslung und die Menschen sind sehr gastfreundlich. Ich kenne niemanden, der nach Montreal kommt und nicht von dieser Stadt begeistert ist. In Bezug auf den Grand Prix muss ich sagen, dass die Qualifyingrunden wegen des Mangels an wirklich schnellen Kurven nicht so aufregend sind. Das Rennen wiederum ist großartig, denn der Kurs verfügt über viele Stellen, an denen man stark abbremsen muss, und diese bieten gute Überholmöglichkeiten. Auf der Hauptgeraden erreicht man Geschwindigkeiten von 330 bis 340 km/h, aber die mittelschnelle Schikane nach der Hälfte der Strecke ist knifflig: Man muss mit hoher Geschwindigkeit hineinfahren und dann sehr schnell lenken. Viele Fahrer hatten an dieser Stelle Unfälle, mich eingeschlossen! Ich hoffe, dass wir in Montreal WM-Punkte holen können. In den letzten Rennen wurden wir vom Pech verfolgt, doch das Team verdient wirklich ein paar gute Ergebnisse. Ich weiß, dass ich diese Woche sehr viel zu tun haben werde, aber ich freue mich schon auf Montreal.

Felipe Massa:
Montreal ist eine großartige Stadt, und die Strecke gefällt mir auch. Sie ist recht speziell und ein wenig wie Imola: viele Geraden und Schikanen. Das beansprucht natürlich die Bremsen, aber bedeutet auch, dass es hier Überholmöglichkeiten gibt. Man muss versuchen, gut aus der vorhergehenden Kurve herauszukommen, das gilt besonders für die Haarnadelkurve. Es ist normalerweise einfacher, jemanden auf der folgenden Geraden zu überholen, als zu versuchen, ihn eingangs der Kurve auszubremsen. Die Chance ist in diesem Fall gering. Ich denke, dass Montreal ähnlich wie Imola unserem Fahrzeug besser liegt, als manch andere Strecke. Daher glaube ich, dass wir wettbewerbsfähig sein sollten.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Aufgrund der sehr langen Geraden, die von der Haarnadelkurve zur letzten Schikane führt, zählt Montreal zu den Strecken, die mittleren Abtrieb verlangen. Das Fahrzeug muss in den schnellen Bereichen über eine gute Balance und hohe Spitzengeschwindigkeiten verfügen, so dass der Fahrer seine Position verteidigen oder auf der Geraden überholen kann. Im hinteren Abschnitt der Strecke fährt der Pilot oft sehr nah an den Betonmauern entlang und daher ist ein sehr gut ausbalanciertes Fahrzeug ein Muss, um mit dem nötigen Vertrauen ins Auto gute Rundenzeiten zu erzielen. Seit 2004 wurde die Strecke neu asphaltiert und daher wissen wir noch nicht genau, was uns in Bezug auf die Reifenperformance erwarten wird. Wegen dem ständigen Abbremsen und Beschleunigen sowie dem Bedarf an guter Traktion fahren wir hier normalerweise mit ziemlich weichen Reifen. Montreal beansprucht die Bremsen so stark wie keine andere Strecke im Formel-1-Kalender. Maximale Bremskühlung und die Verwendung von Hochleistungs-Bremsmaterial ist dabei absolut notwendig. Außerdem werden hier die Motoren stark gefordert. Da die Lufttemperaturen schwer vorhersehbar sind, müssen wir diverse Möglichkeiten für die Motorkühlung bereithalten. Wir werden ein überarbeitetes Aerodynamikpaket mit neuen Front- und Heckflügeln nach Montreal bringen, welches wir vor Monaco in Le Castellet und nochmals letzte Woche in Monza getestet hatten. Überholmöglichkeiten existieren ausgangs der Haarnadelkurve, entlang der Start-/Zielgeraden und beim Anbremsen der letzten Schikane vor der Boxengasseneinfahrt. Bremsstabilität und Traktion sind hier wichtig, was dem C24 eigentlich liegen sollte.