Vier Ausfälle wegen technischen Problemen in den letzten sechs Rennen. Max Verstappen hat die Nase gestrichen voll. Und zwar so sehr, dass er nach seinem Defekt in Baku am Sonntag überhaupt keine Lust hatte, mit den Medien zu sprechen. Das gehört allerdings zum Job eines Rennfahrers dazu, unabhängig vom Ergebnis.

Für sein Fernbleiben soll er laut niederländischen Medienberichten 25.000 Euro Strafe an die FIA gezahlt haben. Im Sportlichen Reglement ist unter Artikel 19.4 notiert, dass ein Fahrer in Folge eines vorzeitigen Ausfalls nach seiner Rückkehr ins Fahrerlager für die Medien verfügbar sein muss.

Ob Verstappen die Strafe selber zahlt oder Red Bull das Portemonnaie aufmacht, ist unklar. Das Team täte aber vermutlich nicht schlecht daran, um Verstappen zumindest ein klein wenig zu besänftigen. Die Defekt-Serie hat Spuren hinterlassen beim Jahrhundert-Talent. Schon zuletzt in Kanada war Verstappen sichtlich angefressen gewesen, in Baku dann das Fass übergelaufen.

Abflug vor Rennende

Verstappen blieb nach seinem Ausfall in Runde 12 - einmal mehr auf Kurs in Richtung Podestplatz - noch eine halbe Stunde an der Strecke, um sich mit seinen Ingenieuren zu besprechen. Als Teamkollege Daniel Ricciardo den Sieg beim chaotischen Aserbaidschan Grand Prix später auf dem Podium feierte, war Max schon längst weg gewesen.

"Ich fand das am schlauesten", rechtfertigte Verstappen seinen frühen Abflug, als er am Montag erstmals in der niederländischen TV-Show Peptalk über das Rennen in Baku sprach. Und auch seinen Verzicht auf die obligatorischen Interviews in der Mixed Zone: "Ich habe mich in dem Moment nicht danach gefühlt. Ich bin eine halbe Stunde an der Strecke geblieben, um über das Rennen und die Balance des Autos mit meinen Ingenieuren zu sprechen. Danach bin ich weg."

Kleiner Lichtblick in Baku? Mariah Carey zu Gast bei Red Bull, Foto: Sutton
Kleiner Lichtblick in Baku? Mariah Carey zu Gast bei Red Bull, Foto: Sutton

Verstappen macht sich über Motor lustig

Der Frust über das nächste verpasste Podium und all den Technik-Ärger sitzt noch tief. Der über Skype zugeschaltete Verstappen süffisant im Fernseh-Interview: "Am Mittwoch sitze ich im Simulator. Zumindest kann da der Motor nicht kaputtgehen." Red-Bull-Teamchef Christian Horner war überzeugt, dass Verstappen das Baku-Rennen hätte gewinnen können - und dass die Pleiten-Serie irgendwann ein Ende finde.

Dafür darf ab jetzt aber nichts mehr mit der Power Unit in seinem Boliden passieren. Verstappen verriet, dass er als einziger Fahrer mit Renault-Motor im Heck im Baku-Qualifying die Leistung habe herunterdrehen müssen. Mit dem angeblich gedrosselten Motor qualifizierte er sich als Fünfter, während der spätere Rennsieger Ricciardo in der Mauer landete. "Jetzt ist der Motor durch, wir können also einen neuen einbauen", sagte Verstappen.

Motorwechsel ohne Strafen

Ein Motorwechsel zum kommenden Rennen in Österreich in zwei Wochen hätte für Verstappen keine negativen Konsequenzen. In der Saison 2017 hat er bislang zwei Power Units eingesetzt, Strafen gibt es erst nach dem vierten Austausch von einzelnen Komponenten. Red Bull scheint das genaue Problem an Verstappens Baku-Motor noch nicht gefunden zu haben. Lediglich einen plötzlichen Verlust des Öldrucks stellte das Team fest.

"Das Team schaut noch nach dem Problem", sagte Verstappen. "Es war auf jeden Fall irgendwas mit dem Motor. Während des Rennens habe ich gar nicht darüber nachgedacht und plötzlich hatte ich wieder ein Problem. Es ist einfach enttäuschend, von so einer guten Position aus schon wieder auszufallen. Vor allem, wenn man schaut, was danach passiert ist... Sie erwarten, dass ich mein Bestes gebe. Und ich erwarte, dass seitens Red Bull und des Motors auch alles perfekt ist."

Verstappen hätte in Baku gute Siegchancen gehabt, Foto: Sutton
Verstappen hätte in Baku gute Siegchancen gehabt, Foto: Sutton

Verschwörung gegen Verstappen?

In der Weltmeisterschaft hat Verstappen nach seinem soliden Saisonstart deutlich an Boden verloren. Mit 45 Punkten liegt er an sechster Stelle in der Gesamtwertung. Teamkollege Daniel Ricciardo hat nach seinem vierten Podestplatz in Folge 92 Zähler auf dem Konto - also mehr als doppelt so viele.

Einige Fans spekulierten bereits, ob Verstappen innerhalb des Teams absichtlich benachteiligt würde - die üblichen Spekulationen in der Formel 1, wenn es bei einem Fahrer schlechter läuft als beim anderen. Das wies Verstappen entschieden zurück: "Absolut nicht. Die Jungs arbeiten Tag und Nacht so hart, um das Auto perfekt hinzustellen. Sie sind dann genauso enttäuscht, wenn es ausfällt."