Nach monatelanger Winterpause steht die neue Saison der Formel 1 nun in ihren Startlöchern. Mit dem ersten Rennen in Australien warten einige bekannte Details auf die Zuschauer, doch auch signifikante Änderungen haben Einzug in die Königsklasse gehalten. Motorsport-Magazin.com liefert die Übersicht zu allen Neuerungen der Saison 2017.

Das ist 2017 neu:

Technische Regeln: Die deutliche Kritik an der Formel 1 wurde erhört. 2017 präsentiert sich die Königsklasse in neuem Gewand. Dank neuer Regeln sind die Autos nun breiter und strahlen optisch eine deutlich höhere Aggressivität aus. Ziel der aerodynamischen Veränderungen ist ein Zugewinn an Abtrieb, der besonders in den Kurven zum Tragen kommen soll. Die Kurvengeschwindigkeiten werden deutlich ansteigen, was die Testfahrten in Barcelona bereits bewiesen haben. Damit steigen auch die G-Kräfte und als Konsequenz die Belastungen für die Fahrer. Klares Ziel: Formel-1-Fahren soll wieder echter Sport werden. Für die Fahrer hieß das im Winter: Zusatzschichten im Fitnessraum.

Fahrer: Diese neue Epoche bedeutet für zwei Fahrer gleichzeitig den Einstieg in die Formel 1. Lance Stroll, amtierender Formel-3-Europameister, fährt für Williams. Ebenfalls erstmals als Stammfahrer dabei: Stoffel Vandoorne. Der Belgier geht für McLaren an den Start. Unterschiedlicher könnten die Voraussetzung dabei kaum sein.

Auf der einen Seite der 18-jährige Stroll, der seit Jahren durch die finanzielle Unterstützung seines Vaters gefördert wird. Der Kanadier profitierte dabei auch von der Beteiligung seines Vaters Lawrence am Williams-Team, was ihm den Zutritt in die Formel 1 vereinfachte. Bei den Testfahrten präsentierte sich der Teenager in der ersten Woche nervös und baute gleich mehrere Unfälle, eher er in der zweiten Woche beinahe schon routiniert sein Programm souverän abspulte. Man darf gespannt sein, wie er sich im Rennbetrieb schlagen wird.

Lance Stroll bestreitet seine erste Saison, Foto: Sutton
Lance Stroll bestreitet seine erste Saison, Foto: Sutton

Auf der anderen Seite steht Vandoorne, dem von allen Seiten riesiges Talent nachgesagt wird. Doch er musste lange warten, bis er sich nun Stammpilot in der Formel 1 nennen darf. Am Renntag in Melbourne wird Vandoorne 25 Jahre alt, es wird nach dem Bahrain GP 2016 erst sein zweites Rennen in der Formel 1. Nach seinem souveränen Sieg in der GP2 2015 musste sich Vandoorne im vergangenen Jahr mit der Rolle des Reservefahrers bei McLaren begnügen und blieb nebenbei in der japanischen Super Formula im Rennbetrieb aktiv. Mit Fernando Alonso hat der Belgier gleich ein echtes Kaliber als Teamkollegen.

Safety-Car-Starts: Nach den heftigen Diskussionen beim Großbritannien GP im vergangenen Jahr, als der Start aufgrund des Regens hinter dem Safety Car erfolgte und tendenziell stärkeren Regenfahrern somit die Chance geraubt wurde, zu profitieren, gibt es für 2017 eine Änderung. Nun wird, falls das Wetter einen normalen Start nicht zulässt, nach Beendigung der notwendigen Safety-Car-Phase dennoch stehend gestartet. Die Fahrer reihen sich dazu normal auf und warten auf das Erlöschen der Ampeln. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass der reguläre Start nicht erfolgen kann. Nach Safety-Car-Phasen während des Rennens erfolgt weiterhin der gewohnte fliegende Neustart.

Lackierungen: Bunt wie lange nicht mehr präsentiert sich die Formel 1 2017. McLaren wechselte zum heiß ersehnten Orange, Toro Rosso sorgte mit dem neuen Blauton für Funkeln in den Augen der Beobachter. Für die größte Überraschung sorgte kurz vor Saisonstart aber Force India. Dank eines neuen Sponsors werden Sergio Perez und Esteban Ocon in pinken (!) Boliden an den Start gehen. In Aktion konnte man das neue Design noch nicht erleben, da während der Testfahrten noch die alte Lackierung an den Force-India-Autos haftete.

Force India tritt in ungewohnten Farben an, Foto: Force India
Force India tritt in ungewohnten Farben an, Foto: Force India

Reifen: Analog zu den Ausmaßen der Autos ändern sich 2017 auch die Reifen. Die neuen Walzen kommen dieser Bezeichnung deutlich näher als in den Jahren zuvor. Bis zu 20 Zentimeter sind die Reifen nun breiter, was mehr Auflagefläche und damit auch mehr Grip bedeutet. Zusammen mit dem Zugewinn an Abtrieb tragen die Reifen dazu bei, dass die Rundenzeiten in den Keller gehen. In den letzten Jahren stand Pirelli häufig in der Kritik: die Reifen bauen zu stark ab, sie überhitzen zu schnell und sind in der Folge am Ende. Echte Zweikämpfe? Keine Chance, so die einhellige Meinung der Fahrer.

Dieses Problem soll nun behoben sein. Pirelli versicherte, dass der Verschleiß abgenommen hat, was jedoch auch weniger Boxenstopps nach sich ziehen wird. Strategische Spielereien werden somit abnehmen. Gleichzeitig sollen die Pneus aber in Duellen weniger überhitzen und Comeback-Eigenschaften aufweisen. Nach den Testfahrten in Barcelona zog Pirelli ein positives Fazit. Durch die kühleren Außentemperaturen in Spanien bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Reifen unter wärmeren Bedingungen verhalten.

Die F1-Neuheiten im Überblick (00:35 Min.)

Das fehlt 2017:

Titelverteidiger: Nach dem Rücktritt von Nico Rosberg fehlt der Formel 1 zum ersten Mal seit 1994 der amtierende Weltmeister. Damals verließ Alain Prost die Königsklasse nach seinem Titelgewinn ein Jahr zuvor. Das Duell Jäger gegen Gejagter fällt somit aus. Umso spannender jedoch die Frage, wer in die Fußstapfen Rosbergs treten kann. Denn klar ist auch: Es wird definitiv einen neuen Weltmeister geben.

Token: Es war eines der Unwörter der vergangenen Jahre. Die Token, die jedem Hersteller zur Weiterentwicklung der Motoren zur Verfügung standen und die Kosten begrenzen sollten, wurden nun abgeschafft. Den vier Herstellern steht es ab sofort frei, wann und wie stark sie ihre Power Units weiterentwickeln. Im Gegenzug sinkt die Anzahl der Motorenkomponenten, die straffrei verwendet werden dürfen, von fünf auf vier für die gesamte Saison. Wechselarien wie unter anderem bei Lewis Hamilton in Belgien, als er gleich mehrere Motoren verbaute, um für den Rest der Saison 'Vorrat' zu haben, sind ebenfalls Geschichte. Ab sofort darf nur noch das letzte eingesetzte Element straffrei verwendet werden.

Deutschland GP: Nach 2015 wird es auch 2017 keinen Deutschland GP geben. Turnusmäßig wäre eigentlich der Nürburgring mit der Austragung an der Reihe gewesen, doch in der Eifel findet schon lange kein Rennen der Königsklasse mehr statt. Hockenheim war als Ersatz im Gespräch, doch die Ausrichter dort winkten ab. Zu groß war das finanzielle Risiko. Erst 2018 kehrt die Formel 1 wieder nach Hockenheim zurück. Was danach mit dem Deutschland GP passiert, ist unklar.

2017 bleiben die Tribünen in Hockenheim leer, Foto: Sutton
2017 bleiben die Tribünen in Hockenheim leer, Foto: Sutton

Fahrerabschiede: Mit Jenson Button ist eine Institution der letzten Jahre nicht mehr dabei. Der Brite ist zwar noch Teil der Fahrerstruktur bei McLaren, ein Stammcockpit hat er jedoch nicht mehr. Mit dem Weltmeister von 2009 verließ nicht nur ein starker Fahrer die Formel 1, sondern auch ein Sympathieträger. Ebenfalls weg ist Esteban Gutierrez, der bei Haas kein Cockpit mehr bekam und nun in der Formel E fährt. Auch Felipe Nasr hat nach seinem Abgang von Sauber kein neues Team mehr gefunden.

Bernie Ecclestone: Noch deutlich länger als Jenson Button war Bernie Ecclestone Teil der Formel 1, oder besser gesagt: der Boss des ganzen Geschäftes. Der Brite machte die Formel 1 erst groß, sorgte in der jüngeren Vergangenheit mit mancher Aussage jedoch für Kopfschütteln. Nach 40 Jahren wurde er von den neuen Besitzern um Liberty Media nun gebeten, von seinem Posten als Geschäftsführer zurückzutreten. Damit endete eine Ära der Formel 1, die Saison 2017 markiert den Beginn einer neuen.

Manor: Auch für Manor Racing ist das Abenteuer Formel 1 endgültig beendet. Nachdem bereits 2015 bereits alles beendet schien, rettete Stephen Fitzpatrick das Team vor der Schließung. Nun aber war das Ende besiegelt, der Verlust des zehnten Platzes in der Konstrukteurs WM an Sauber war der finale Sargnagel. Fitzpatrick zog die Einschreibung Anfang März zurück, damit ist ein Weiterbetrieb des Teams unmöglich geworden.