Bei Toro Rosso läuft es weiterhin nicht rund. Nachdem es bereits am Mittwoch aufgrund technischer Probleme nur zu insgesamt 63 Runden der beiden Fahrer Carlos Sainz und Daniil Kvyat reichte, konnte der Russe am Donnerstagmorgen gar nur eine Runde drehen. Die Gründe sind vielschichtig, wie Teamchef Franz Tost erklärt. "Es ist ein komplett neues Auto und es ist eine Mischung aus allem", beschreibt er. "Gestern mit Daniil Kvyat zum Beispiel hatten wir ein Problem mit der Kupplung. Bei Carlos hatten wir uns entschlossen, den Motor zu wechseln, und auch heute Morgen haben wir den Motor getauscht", so Tost über die Gründe der bislang dürftigen Ausbeute.

Während man dennoch bereits wichtige allgemeine Daten sammeln konnte, geht Toro Rosso vor allem eine Erfahrung bislang komplett ab. "Leider haben wir gestern wichtige Testzeit mit Carlos verloren, denn wir wollten das erste Mal mit den Softs auf die Strecke, die sind wir bislang noch gar nicht gefahren", merkt er an. Daran änderte sich bislang auch nichts. "Diese Informationen sind sehr wichtig. Bislang haben wir Daten, aber nur mit Mediums. Aber wir brauchen auch Daten auf einer anderen Mischung, um zu sehen, wie das Auto sich verhält", erklärt er.

Bislang kam Toro Rosso nicht viel zum Fahren, Foto: Sutton
Bislang kam Toro Rosso nicht viel zum Fahren, Foto: Sutton

Ab 2018: Stärkere Zusammenarbeit mit Red Bull

Einiges noch zu tun also für die Truppe aus Faenza. Ein wichtiges Thema in der Presserunde des Österreichers war jedoch auch die Zusammenarbeit zwischen Red Bull und Toro Rosso. Die Italiener sind das B-Team der Truppe aus Milton Keynes, auch technisch arbeitet man eng zusammen. Diese Synergieeffekte sollen ab 2018 sogar noch weiter ausgebaut werden, kündigte Tost an. "Wir haben bereits die Bestandteile des Getriebes, das Hydrauliksystem und andere Teile von Red Bull, aber ich denke, für nächstes Jahr werden wir das erhöhen."

Als Red Bull im Jahr 2006 das Minardi-Team übernahm und als Toro Rosso an den Start schickte, bezog Faenza ein klassisches Kundenauto aus England. Wenige Jahre später verbot das Reglement jedoch ein solches Modell, ein Team in der Formel 1 musste seither seinen Boliden selbst konstruieren. Für Red Bull damals äußerst unvorteilhaft, erhöhten sich doch die Ausgaben durch das Vorhandensein eines zweiten Teams drastisch. "Natürlich können wir als Toro Rosso profitieren, denn Red Bull ist eines der stärksten Teams auf technischer Seite", erklärt Tost.

Die Debatte, wie viele Teile ein Team von einem anderen kaufen darf, ohne selbst Hand anzulegen, bekam durch den Einstieg des Haas-Teams im vergangenen Jahr neue Nahrung. Die Amerikaner reizen das Reglement vollends aus und beziehen alle möglichen Teile von Ferrari. Die Beziehung ist damit noch enger als jene zwischen Red Bull und Toro Rosso aktuell. Ein Umstand, der nun wohl zu einem Umdenken geführt hat.

Ferrari und Haas arbeiten maximal zusammen, Foto: Sutton
Ferrari und Haas arbeiten maximal zusammen, Foto: Sutton

Key: Weniger relevante Teile nicht zweimal bauen

"Wir haben eine Fabrik in Faenza und Toro Rosso ist ziemlich klar sein eigener Herr und wahrscheinlich größer, als die meisten Leute denken", erklärt Technikdirektor James Key. Doch es gelte, die Kosten insgesamt zu begrenzen. "Es macht bei manchen Bauteilen keinen Sinn, sie zweimal zu fertigen. Besonders bei denen nicht, die für die Performance nicht so ausschlaggebend sind", argumentiert Key nachvollziehbar.

In Anhang 6 des sportlichen Reglements ist festgehalten, welche Bauteile und Elemente ein Team selbst herstellen muss und nicht von einem direkten Konkurrenten beziehen darf. Diese sind die so genannten "Listed Parts". Dazu zählen: die Sicherheitszelle eines Boliden, die Frontaufprallstruktur, die Überrollstruktur sowie das gesamte Bodywork eines Autos mit Ausnahme der Airbox und der Auspuffanlagen. Das Haas-Team lässt den Boliden zwar von Dallara bauen, da der italienische Hersteller aber nicht selbst in der Formel 1 aktiv ist, entspricht auch dieses Vorgehen dem Reglement.

"Haas hat einen brillanten Job gemacht. Es ist sehr schön ein neues Team zu sehen, das einsteigt und gleich Punkte holt. Das ist eine gute Sache", lobte Key den letztjährigen Neuling. Ganz kann und will man bei Toro Rosso ohnehin nicht auf Selbständigkeit verzichten. "Wir haben eine Infrastruktur, und die sollten wir nicht wegschmeißen. Das ist schon was wert. Es geht mehr darum, das Team konkurrenzfähiger zu machen. Und es sind die 'Listed Parts', die den größten Performanceunterschied machen. In die muss investiert werden und das haben wir getan", stellt Key klar. "Aber es gibt die Bereiche, wo du Zeit und Ressourcen und Geld sparen kannst, die nicht aufgelistet sind. Und da macht es viel Sinn, das Know-how zwischen den Teams zu teilen."

In den Anfangsjahren bezog Toro Rosso Kundenautos von Red Bull, Foto: Sutton
In den Anfangsjahren bezog Toro Rosso Kundenautos von Red Bull, Foto: Sutton

Wehmütiger Blick zurück

Dieser Ansicht schließt sich auch Franz Tost an. "Es ist nicht nötig, dieselben Fabrikate zu designen und bauen, wenn man sie von Red Bull kaufen kann", stellt er klar und verweist auf die Vergangenheit. "Wenn man sich zurück erinnert, war die ursprüngliche Philosophie, alles von Red Bull zu bekommen. Dann wären wir nach ein paar Jahren vielleicht zu erfolgreich gewesen und sie haben die Regeln verändert in dem Sinne, dass die Teile aufgelistet wurden", glaubt der Österreicher an ein konkretes Vorgehen der FIA gegen diese Politik.

Tost lässt anklingen, dass er sich nicht beschweren würde, wenn man das Reglement wieder abändern würde. "Die ursprüngliche Herangehensweise war ziemlich erfolgreich aus sportlicher Sicht, aber auch aus kommerzieller Sicht. Nun gibt es diese Liste, die wir auch respektieren und die besagt, dass wir aerodynamisch alles selbst entwickeln müssen. Aber mir hatte diese ursprüngliche Philosophie gefallen, die Red Bull mit Toro Rosso hatte", stellt er klar.