69 Runden an zwei Testtagen: Die Pre-Season-Tests 2017 begannen für McLaren Honda ernüchternd. An beiden Tagen zogen dem britisch-japanischen Rennstall Probleme mit der Power Unit einen Strich durch die Rechnung. Dennoch will McLaren-Renndirektor Eric Boullier nichts von den Gerüchten wissen, man sei auf der Suche nach einem neuen Motorenpartner - am liebsten noch vor dem Saisonauftakt in Melbourne.

McLaren nicht auf Suche nach neuem Motorenpartner

Süffisant wiegelte der Franzose in einer Presserunde im Rahmen der Testfahrten in Barcelona ab. "Ich habe erwartet, die Marca eine Story schreiben, dass Honda McLaren abservieren würde", so Boullier. "Nein, wir können das nicht bestätigen." So kurzfristig wäre das auch ein Ding der Unmöglichkeit. Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa ist sich des Rückstandes aus den fehlenden Kilometern an den ersten beiden Testtagen bewusst. "Es tut mir Leid für die Fahrer und Eric", so der Japaner. "Aber es ist gut, Probleme während der Testfahrten ausfindig zu machen. Wir können da einige Daten aus den Problemen gewinnen." Die fehlende Streckenzeit habe ohnehin keinen großen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Antriebs, so Hasegawa.

Boullier sieht noch keinen Grund für die große Panik, zumal am heutigen dritten Testtag Fernando Alonso mit 72 Umläufen mehr Runden drehte als an den beiden Tagen zuvor. "Wir hatten Probleme, aber keines davon ist fundamental. Alle lassen sich beheben", sagte er. Die ersten Eindrücke vonseiten des Chassis stimmen den Franzosen indes zufrieden. "Was das Chassis angeht, haben sich beide Fahrer nicht beschwert und fühlen sich darin ziemlich wohl. Bis zum Saisonstart haben wir eine hohe Weiterentwicklungsrate. Aber ich erwarte ohnehin, dass die meisten Teams in Australien fast ein komplett neues Auto am Start haben werden. Unsere Basis gut. Darauf können wir bei der Entwicklung aufbauen."

McLaren MCL32: Technik-Check im Schnelldurchlauf (02:56 Min.)

Am Dienstag sah sich das Team gezwungen, die Power Unit am Dienstfahrzeug von Stoffel Vandoorne auszutauschen, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Das Design des Öltanks soll einer der Auslöser des plötzlichen Power-Verlusts an Vandoornes Auto gewesen sein. Über die genaue Ursache ist man sich bei McLaren-Honda noch nicht im Klaren, der defekte Antrieb wurde zur Prüfung nach Japan geschickt.

McLaren mit Schadensbegrenzung

Währenddessen heißt es für McLaren, das Beste aus der Situation zu machen. "Es gibt da nicht viel, was wir tun können. Wir lernen zumindest das Auto und das Setup besser verstehen und dann sehen wir weiter", sagte Boullier. Hasegawa versichert hingegen: "Wir wissen noch nicht genau, was das Problem ist. Aber wir werden es bis Melbourne gelöst haben."

Bezüglich des Kräfteverhältnisses lässt sich bei den ersten Testfahrten natürlich noch wenig sagen. "Man weiß nicht, mit wieviel Sprit die anderen unterwegs sind und ob sie die Motoren gedrosselt haben", so Boullier. Eine Überraschung hat der McLaren-Renndirektor dennoch ausgemacht. "Viele Leute haben wahrscheinlich nicht erwartet, dass Ferrari die Mercedes-Rundenzeiten matchen kann. Red Bull liegt vielleicht etwas zurück. Aber wir kennen die Spritladungen nicht. Da macht jeder ein Geheimnis daraus." Nächste Woche erwartet der Franzose eine eindeutigere Tendenz: "Der Test nächste Woche wird mehr über das Kräfteverhältnis offenlegen. Aber wir müssen definitiv erst einmal Australien abwarten."