Man könnte spöttisch behaupten, bei Honda werden die Probleme wenigstens gleichmäßig an beide Fahrer verteilt. Lustig ist es allerdings kein bisschen, was sich derzeit bei McLaren in Barcelona abspielt. Wie bereits Fernando Alonso am Montag, so hatte auch Neuling Stoffel Vandoorne am Dienstag mit großen Problemen an der Power Unit zu kämpfen.

Diese waren so schwerwiegend, dass das Aggregat getauscht werden musste und der Belgier für längere Zeit zum Zuschauen verdammt war. Erst eine Stunde vor Ende ging Vandoorne wieder auf die Strecke. Am Ende kam er immerhin noch auf 40 Runden. Seine persönliche Tagesbestzeit von 1:25.600 war jedoch fast fünf Sekunden hinter der Spitze und reichte nur zu Platz zehn von elf Fahrern.

Man hat den Eindruck, als hätte man eine Zeitreise ins Jahr 2015 gemacht, als die Verbindung McLaren und Honda gerade an ihrem Neubeginn stand. Auch damals verbrachten die Fahrer mehr Zeit an der Box als auf der Strecke, wenngleich es in diesem Jahr nicht so krass ist. Doch eine Weiterentwicklung sieht man nicht, eher einen Rückschritt nach 2016.

Erinnerungen an die Testfahrten 2015 werden wach, Foto: Sutton
Erinnerungen an die Testfahrten 2015 werden wach, Foto: Sutton

Erstaunlich auch die Ratlosigkeit, die vorherrscht. "Momentan wissen wir nicht genau, was es war. Heute Morgen haben wir Power verloren und wir hatten uns entschieden, den Motor zu tauschen. Honda wird nun analysieren, was genau schiefgelaufen ist und sie werden uns wahrscheinlich bald eine Antwort darauf geben", konnte Vandoorne nur wenig zu den Problemen sagen.

Neben Lance Stroll, dessen Tag ebenfalls gebraucht war und der gar nur auf zwölf Runden kam, ist Vandoorne der zweite Rookie der Formel-1-Saison 2017. Zwar bestritt er im vergangenen Jahr anstelle des bei seinem Unfall in Melbourne verletzten Alonso das Rennen in Bahrain, dies war bislang jedoch sein einziger Auftritt. Viel Fahrzeit war ihm an seinem ersten Einsatztag als Stammpilot nicht vergönnt.

Positiver erster Eindruck - trotz allem

Sein erster Eindruck war jedoch gut. "Zuerst einmal war es gut, wieder hinter dem Lenkrad zu sitzen, nachdem ich vier Monate nicht gefahren bin", konstatierte der 24-Jährige. "Ich hatte ein gutes Gefühl im Cockpit, das ist ein gutes Zeichen. Wenn man in ein neues Auto steigt, mit den neuen Regeln, und man sich sofort wohl fühlt, dann ist das ein guter Start", konnte Vandoorne dem Tag auch etwas Positives abgewinnen.

Doch auch ihm ist nicht verborgen geblieben, dass der Teststart für McLaren alles andere als gut verlaufen ist. Nach zwei vollen Tagen steht man bei 69 Runden. Zum Vergleich: Mercedes steht bei 320 Umläufen, also fast fünfmal so viel. "Die beiden Tage waren schwierig für uns, aber wir hoffen, dass wir über Nacht herausfinden können, was falsch gelaufen ist und dass wir morgen ein zuverlässiges Auto haben. Fernando konnte gestern auch nicht viel fahren, entsprechend wichtig wird der Tag morgen für uns", weiß der Neuling.

Regentest am Donnerstag kostet weitere Zeit

Erschwerend kommt hinzu, dass am Donnerstag in Barcelona ein Regentest abgehalten wird. Dafür wird bereits am Mittwochabend die Strecke bewässert, am Donnerstag erfolgt eine zusätzliche Bewässerung, um Bedingen für die Full Wets zu schaffen. Mit zunehmend abtrocknender Strecke sollen die Teams herausfinden, wann der beste Zeitpunkt zum Wechseln auf Intermediates ist.

Testarbeit im klassischen Sinne fällt da also auch weg. Möglicherweise lässt McLaren daher am Mittwoch beide Fahrer ran, noch sei dies allerdings nicht besprochen. "Bislang gilt der ursprüngliche Plan: Fernando fährt morgen, ich am Donnerstag", erklärte Vandoorne.

Angesichts dieser Situation könnte man annehmen, die Stimmung im Team sei im Keller. Vandoorne aber wiegelt ab. "Ich glaube nicht, dass jemand den Kopf hängen lässt. Es ist erst der zweite Testtag. Es ist natürlich nicht der Start, wie wir ihn erwartet haben, wir wären gerne mehr Runden gefahren. Aber wir sind ein professionelles Team. Wir arbeiten sehr hart, um die Probleme, die wir hatten, zu lösen", gibt sich der Belgier kämpferisch.