Am dritten Tag der Formel-1-Testfahrten in Barcelona stand ein junger Mann im Fokus: Lance Stroll. Der Williams-Neuzugang fabrizierte am Mittwoch gleich zwei Unfälle. Unglücklich, nachdem der F1-Rookie schon am Vortag nach einem Dreher den Tag frühzeitig beenden musste. Unterdessen purzeln die Rundenzeiten immer weiter. Valtteri Bottas im Mercedes und Ferrari-Star Sebastian Vettel knackten erstmals die 1:20er-Marke.

Die Zeiten: Es wird schneller und schneller auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Valtteri Bottas erzielte die Bestzeit des Tages in 1:19.705 Minuten. Der Mercedes-Pilot fuhr seine persönliche Bestzeit während seines Einsatzes am Vormittag. Dabei war sein Silberpfeil auf den schnellen Ultrasoft Reifen unterwegs. Pirelli erwartet zum Ende der Testfahrten kommende Woche übrigens Zeiten im 1:18er-Bereich.

Nicht nur Mercedes war am Mittwoch fix unterwegs. Auch Ferrari zeigte, wozu das Auto in dieser Saison fähig zu sein scheint. Sebastian Vettel war der zweite Fahrer, der die 1:20er-Marke unterbieten konnte. Der vierfache Weltmeister fuhr eine 1:19.952 und hatte damit rund zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Spitzenreiter Bottas. Bei seinem besten Run hatte Vettel die Soft-Mischung auf seinem SF70H montiert.

Mit Red Bull platzierte sich das nächste Spitzenteam in den Top-3 der Zeitentabelle, die zum aktuellen Stand der Fahrzeugentwicklung mit Vorsicht genossen werden muss. Daniel Ricciardo hatte mit seiner besten Runde in 1:21.153 Minuten deutlichen Rückstand auf das Spitzenduo Bottas und Vettel. Hinter Ricciardo platzierte sich Jolyon Palmer im Renault auf der vierten Position. Teamkollege Nico Hülkenberg war Fünftschnellster.

Endstand des dritten Testtages
Pos.FahrerTeamZeitRundenReifen
1.Valtteri BottasMercedes1:19.70575Ultrasoft
2.Sebastian VettelFerrari1:19.952139Soft
3.Daniel RicciardoRed Bull1:21.15370Soft
4.Jolyon PalmerRenault1:21.39651Soft
5.Nico HülkenbergRenault1:21.79142Soft
6.Marcus EricssonSauber1:21.824126Supersoft
7.Lewis HamiltonMercedes1:22.09095Soft
8.Romain GrosjeanHaas1:22.11856Supersoft
9.Lance StrollWilliams1:22.35198Soft
10.Fernando AlonsoMcLaren1:22.59872Ultrasoft
11.Carlos Sainz jr.Toro Rosso1:23.54032Medium
12.Alfonso Celis jr.Force India1:23.56871Supersoft
13.Daniil KvyatToro Rosso1:23.95231Medium

Die Zwischenfälle: Tag drei der Tests war geprägt durch Lance Strolls Zwischenfälle. Der Williams-Rookie flog gleich zweimal von der Strecke. Kurz vor der Mittagspause erwischte es den jungen Kanadier zum ersten Mal, sein Auto musste zurück in die Box geschleppt werden. Allerdings konnte Stroll in der Folge sein Programm fortsetzen. Rund zwei Stunden vor Feierabend flog Stroll dann ein weiteres Mal ab.

Ausgangs Kurve 5 verlor er die Kontrolle und schlug in der Streckenbegrenzung ein. Damit war der Tag für Williams gelaufen. Ein bislang unglücklicher Auftritt des F1-Neulings bei den Testfahrten, nachdem er sich bereits am Dienstag auf der Strecke gedreht hatte. Mangels Austauschteilen hatte Williams das Programm schon zur Mittagszeit abbrechen müssen. Immerhin konnte Stroll am Mittwoch gute 98 Runden abspulen. "Gebt ihm Zeit", sagte der frühere Williams-Weltmeister Damon Hill. "Schumacher hat bei seinen ersten F1-Erfahrungen wahrscheinlich auch viele Unfälle gebaut."

Stroll war nicht der einzige Fahrer, der seinem Team Sorgen bereitete. Den Anfang machte am frühen Morgen Jolyon Palmer, als er für die erste Rotphase des Tages sorgte. Der Renault-Pilot drehte sich ausgangs Kurve 2 während einer Outlap. Palmer konnte sein Programm später fortsetzen. Für eine weitere Unterbrechung sorgte Carlos Sainz. Der Toro-Rosso-Pilot verlor in Kurve 4 die Kontrolle über seinen Boliden und rasselte um 16:00 Uhr ins Kiesbett. Wenige Minuten vor Feierabend blieb Sebastian Vettel mit seinem Ferrari auf der Zielgeraden liegen. Mehrere Streckenposten schoben den gestrandeten Boliden zurück an die Box.

Sebastian Vettel blieb kurz vor Feierabend mit seinem Ferrari liegen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Sebastian Vettel blieb kurz vor Feierabend mit seinem Ferrari liegen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Der Rundenkönig: Der neue Ferrari läuft weiter wie ein Uhrwerk. Sebastian Vettel legte am dritten Tag deutlich über 120 Runden zurück. "Ferrari ist genauso gut vorbereitet wie wir", sagte Mercedes-Mann Niki Lauda zu Motorsport-Magazin.com. Er dürfte mit der Leistung seiner Silberpfeile ebenfalls zufrieden gewesen sein. Valtteri Bottas fuhr nicht nur Bestzeit, sondern sammelte zudem 75 Runden. Teamkollege Lewis Hamilton übernahm den F1 W08 am Nachmittag schraubte mehr als 80 Runden auf den Tacho.

Lance Stroll schaffte bis zu seinem finalen Unfall immerhin 98 Runden. Etwas unter dem Radar war auch Sauber-Pilot Marcus Ericsson fleißig mit mehr als 120 Umläufen. Alfonso Celis Junior, Force Indias Ersatzfahrer, legte mehr als 60 Runden zurück. McLaren scheint sich nach den anfänglichen Problemen etwas gefangen zu haben. Fernando Alonso kam diesmal auf mehr als 70 Runden im orangenen Rennwagen, der zuvor mit der Power Unit zu kämpfen gehabt hatte.

Was sonst noch war: Der Weltmeister zu Besuch! Nico Rosberg war am Mittwoch für einige Stunden im Fahrerlager unterwegs, nachdem er am Vorabend ohnehin bei einem Sponsoren-Event in Spanien verweilte. Dem Formel-1-Rentner gefiel, was er sah. "Die neuen Autos sehen richtig monströs aus. So muss es auch sein", sagte Rosberg. "Die Fahrer sind richtige Gladiatoren dieses Jahr in diesen Autos. Sie werden an ihre physischen Grenzen gehen und das ist genau richtig." Außerdem freute sich Rosberg, dass die Teams und Fahrer nun Bewegtbilder in Form kurzer Videos direkt von der Strecke auf ihren Social Media-Kanälen posten dürfen.

Am Mittwochabend wird es nass auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Zum Abschluss der ersten Test-Session am Donnerstag steht der geplante Regenreifen-Test auf dem Programm. Die Strecke wird über Nacht mit acht Wassertanks bewässert, weil es keine Sprinkleranalgen gibt. Um 06:00 Uhr morgens wird weiteres Wasser auf die Strecke gekippt, damit die Teams die neuen Regenreifen ausprobieren können. Ziel ist, mehrere Zustände über den Tag hinweg zu erreichen: von extrem nass bis feucht. So können sich die Fahrer auch mit den Intermediates und den einzelnen Übergängen zwischen den Reifenmischungen vertraut machen.

Nico Rosberg kommt jetzt nur noch in Zivil zur Formel 1, Foto: Sutton
Nico Rosberg kommt jetzt nur noch in Zivil zur Formel 1, Foto: Sutton

Team für Team - das Wichtigste auf einen Blick

Mercedes: Bottas knackt erstmals die 1:20er-Marke auf Ultrasoft. Hamilton spult nachmittags nächste Rennsimulation ab. Silberpfeile sammeln weitere 170 Runden

Ferrari: Vettel auf Soft-Reifen nur knapp 2 Sekunden langsamer als Spitzenreiter Bottas. 139 Runden von Vettel - fleißigster aller Fahrer. Ferrari bleibt kurz vor Feierabend auf Zielgerade liegen

Williams: Tag 2 Stunden vor Ende nach Strolls Unfall beendet. Zweiter Unfall vom F1-Rookie am Mittwoch, erster Crash kurz vor der Mittagspause. Zwischen Unfällen fuhr Stroll 98 Runden

Renault: Palmer fliegt am Vormittag von der Strecke ab. Er und Hülkenberg in der Zeitentabelle auf den Plätzen 4 und 5

Toro Rosso: Sainz sorgt 2 Stunden vor Schluss nach Crash für Rotphase. Toro Rosso beendet Tag vorzeitig. Sainz und Kvyat zusammen nur 63 Runden gefahren

McLaren: Alonso spult 72 Runden ab - das ist mehr als am Montag (29) und Dienstag (40) zusammen