Ursprünglich sollte an diesem Dienstag Pascal Wehrlein erstmals ins Testgeschehen in Barcelona eingreifen. Doch vergangene Woche kam die Nachricht, dass er mindestens die erste Woche auslassen muss, vielleicht sogar auch die zweite. Als Ersatzmann sprang Ferrari-Reservepilot Antonio Giovinazzi ein. Mit 67 Runden konnte er auf einen ereignisreichen tag blicken, wenngleich nicht alles super lief. Am Morgen konnte er nur zwei Runden fahren, ehe Sauber die Power Unit wechseln musste. Am Nachmittag legte er dann aber ein regelrechtes Feuerwerk an Runden hin. Im Zeitentableau landete er mit 3,7 Sekunden Rückstand auf die Tagesbestzeit auf dem neunten Platz.

Für den Italiener ging es dabei ohnehin nicht um die Zeit. Für den 23-Jährigen war es ein besonderes Erlebnis, überhaupt einen der neuen Formel-1-Boliden gefahren zu sein. "Es war mein erster Tag bei einem offiziellen Formel-1-Test. Letztes Jahr war ich in der GP2, diese Gelegenheit ist natürlich toll für mich", strahlte er. "Ich muss sehr hart arbeiten. Danke an Ferrari und Sauber, die mir diese Gelegenheit gegeben haben. Es ist sehr besonders für mich, hier zu sein." Die Belastung der Formel-1-Boliden bekam er auch sofort zu spüren. "Die Reifen boten viel Grip, mit dem Nacken war es ziemlich hart. Aber ich sehe, was zu tun ist, um für das nächste Mal bereit zu sein", erklärt er.

Insgesamt 67 Runden fuhr Giovinazzi, Foto: Sutton
Insgesamt 67 Runden fuhr Giovinazzi, Foto: Sutton

Trullis Nachfolger?

Mit fünf Siegen sicherte sich der Italiener im vergangenen Jahr die Vizemeisterschaft in der GP2, beinahe hätte er gar Pierre Gasly noch abgefangen. Dennoch: aktuell ist er so nah dran wie kein Italiener in den letzten Jahren. Jarno Trulli war 2011 der letzte Fahrer aus dem Stiefel-Staat, der in der Königsklasse fuhr. Danach war Ruhe. Mit Giovinazzi klopft nun zumindest wieder einer an die Tür. "Uns fehlen im Moment die Talente", schätzt er die Lage in seiner Heimat ein. "Aber ich muss noch viel lernen. Natürlich ist es mein Ziel, die Formel 1 zu erreichen. Derzeit ist es eine schwierige Situation in Italien, aber ich versuche alles, um mein Ziel zu erreichen", stellt er klar.

Den "Aushilfsjob" bei Sauber bekam er dank Ferrari, wie Giovinazzi auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte er. Bei der Scuderia ist er nun offizieller Ersatz- und Simulatorfahrer. Damit löste er Jean-Eric Vergne ab. Der Franzose schaffte es nicht mehr zu einem Stammcockpit. Wird es bei Giovinazzi anders sein? And er Vorbereitung werde es jedenfalls nicht scheitern, merkt er an. "Es ist etwas ganz anderes, als in meinen letzten Jahren. Es gibt weniger Adrenalin, aber Formel-1-Autos sind sehr besonders. Das fängt schon beim Lenkrad an. Der Simulator ist gut, um das zu lernen, und ich werde bereit sein, wenn sie mich in ein Auto stecken", so der 23-Jährige.

Unterstützung für seinen ersten Einsatz bei Sauber bekam er auch von den beiden Stammpiloten der Schweizer. "Marcus und Pascal waren hier, sie haben mir jede Frage beantwortet. Ich bin ja wie ein Rookie, ich muss lernen. Gerade Marcus hat viel Erfahrung, es ist gut ihn hier zu haben", lobte er den Schweden Ericsson.

Ob Giovinazzi in dieser Saison parallel zu seinem Engagement bei Ferrari noch in einer anderen Rennserie an den Start geht, ist noch unklar. Ein Engagement abseits des Formelsports, etwa im GT-Bereich, sei zwar nicht ausgeschlossen. Jedoch: "Ich bin sehr glücklich, Teil der Ferrari-Familie zu sein. Ich bin sehr glücklich, jetzt hier zu sein, und wir werden sehen, was in der Zukunft passiert", so der Italiener.