Debüt für Lance Stroll in der Formel 1, das Vergnügen war jedoch nur kurz. Der 18-jährige Kanadier löste früh am Tag nach einem Dreher eine Rotphase aus, brachte das Auto jedoch zurück an die Box. Dort dann die schlechte Nachricht: Sein Williams hatte eine Beschädigung am Frontflügel davongetragen. Da Williams von diesem Exemplar jedoch nur eines vor Ort hatte, war der Tag für das Team nach zwölf Runden beendet.

So stellt sich ein Debütant seinen ersten Arbeitstag ganz gewiss nicht vor. Stroll erklärt, wie es zum Dreher kam. "Es war mein zweiter Versuch. Ich war dabei, Grip aufbauen. Allerdings war der Griplevel noch ziemlich gering, wodurch ich das Auto verloren habe. Ich bin dann beim Dreher in den Kies gekommen, habe es aber zurück in die Box geschafft", berichtet Stroll. Dort stellte man dann den Schaden fest. "Ein kleiner Winglet am Frontflügel war gebrochen, wir hatten aber leider nur einen dabei. Das war Pech und hat unseren Tag beendet. Es ist wie es ist", so Stroll in bestem Räikkönen-Sprech. "An den ersten Tagen kann so etwas passieren. Morgen geht es weiter und ich werde pushen", zeigt er sich wenig beeindruckt.

Lance Stroll zeigte sich nach seinem Dreher cool, Foto: Sutton
Lance Stroll zeigte sich nach seinem Dreher cool, Foto: Sutton

Stroll wie ein alter Hase

Besonders für einen Umsteiger aus der Formel 3 - wenngleich Stroll diese 2016 dominierte -, ist es wichtig, durch viel Fahrzeit sich an das neue Arbeitsgerät zu gewöhnen. Für den Teenager gibt es jedoch keinen Grund zu überhöhter Panik. "Sicher ist es nicht ideal, aber es ist wie es ist. Jedem passieren unerwartete Dinge, damit muss man klarkommen. Jetzt geht es darum, bis zum Ende der Testfahrten das Beste herauszuholen. Es ist schade für mich, schade für das Team, aber das ist Teil des Spiels", merkt er an.

Im vergangenen Jahr fuhr Stroll einige Privattests mit einem zwei Jahre alten Williams. Somit konnte er sich bereits etwas an die Formel 1 gewöhnen, wenngleich der Unterschied zu den neuen Autos auch für ihn spürbar ist. Doch für einen Neuling ist nicht nur das Fahrzeug an sich eine Umstellung. "Ich habe gelernt, wie es in der Formel 1 ist. Das Prozedere, die komplizierten Dinge, die man kennen muss. Aber es gibt so viel Neues für alle. Zwar beginnt man nicht komplett von Null, aber auch diejenigen mit viel Erfahrung lernen noch neue Dinge dazu mit diesen Autos", sieht er sich nicht groß im Nachteil.

Eine Hilfe bei der Eingewöhnung könnte sicher auch Teamkollege Felipe Massa sein. Der Brasilianer zeigte sich am Montag bereits offen für Ratschläge an den jungen Kanadier. Stroll weiß das zu schätzen, will aber selbst zurechtkommen. "Jeder ist hier für sich selbst. Ich denke, es ist toll, ihn im Team zu haben", so Stroll. "Er bringt dem Team viel Erfahrung. Es gibt auch sehr viel, dass ich mir von ihm abschauen kann. Ich habe ihn oft in Aktion gesehen, es ist toll, ihn im Team zu haben", fährt er fort.

Felipe Massa ist offen für Hilfe in Richtung Stroll, Foto: Sutton
Felipe Massa ist offen für Hilfe in Richtung Stroll, Foto: Sutton

Massa als Hilfe, aber auch Gegner

Vor allem schätzt Stroll an Massa dessen Fähigkeiten als Teamplayer. Als Teil des Ferrari-Juniorprogrammes hatte der 18-Jährige die Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen. "Wenn man fragt, wen man als Teamkollegen haben will, dann jemanden, der Teamplayer ist und das Beste für das Team will. Mit ihm ist ein positiver Geist, eine positive Einstellung im Team", hebt er hervor. Tipps werde er sich aber nicht allzu oft einholen. "Ich muss meinen Job machen. Und mein Job ist es nicht, Felipe zu fragen, sondern mich ins Auto zu setzen und auf der Strecke meinen Job zu erledigen. In Briefings teilen wir die Informationen, aber wir fahren auch gegeneinander", stellt er klar.

Stroll, der aufgrund seines milliardenschweren Vaters Lawrence durchaus mit dem Ruf eines Paydrivers zurechtkommen muss, wird im Paddock zwiespältig wahrgenommen. Dabei sieht seine Vita der letzten Jahre durchaus ansprechend aus. Gesamtsieg in der italienischen Formel 4, Sieger der Formel 3 EM. Zu besonderen Zielsetzungen will er sich jedoch nicht hinreißen lassen und versucht sich stattdessen an Demut.

"Ich schaue Rennen für Rennen und will mich abseits der Strecke und auf der Strecke möglichst gut vorbereiten", so Stroll. "Hier bei den Testfahrten will ich so viel fahren, wie möglich, so viel verstehen wie möglich. Nach den Tests will ich dann die Erfahrungen nach Melbourne bringen. Es wird eine lange Saison, ich schaue einfach Rennen für Rennen", sagte er abschließend.