In den vergangenen Jahren zählten immer wieder Frauen zum Fahreraufgebot der Formel-1-Teams. Mehr als Testeinsätze oder gar nur Fahrten im Simulator, wie es bei Carmen Jorda und Renault der Fall war, waren meistens jedoch nicht drin. Lediglich Susie Wolff durfte für Williams als Freitagsfahrerin auch an einem Rennwochenende ins Cockpit klettern. Bei Sauber wagt mit Tatiana Calderon nun die nächste Dame den Schritt in die Königsklasse. Die GP3-Pilotin soll als Entwicklungsfahrerin mit der Formel 1 vertraut gemacht werden - und dem Team mit ihrer Mitgift etwas unter die Arme greifen.

"Wir sind sehr erfreut, Tatiana an Bord der Sauber-Familie willkommen zu heißen. Wir haben die Möglichkeiten und die technischen Ausrüstungen, um Tatiana eine professionelle Plattform zu bieten, dank der sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiterentwickeln kann", so Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn über die Verpflichtung des Neuzuganges. Die Kolumbianerin soll im Rahmen des 'Young-Driver-Development'-Programms nicht nur im Simulator der Schweizer Erfahrungen sammeln, sondern auch Renningenieur-Coachings erhalten und an einigen Grand-Prix-Wochenenden vor Ort sein.

Die Anwesenheit an den F1-Wochenende dürfte mit Calderons Engagement in der GP3 Serie einhergehen, wo sie dieses Jahr in Diensten von DAMS ihre zweite Saison bestreitet. "Ich bin Monisha Kaltenborn und dem ganzen Team dankbar, dass sie mir diese Gelegenheit geben. Ich freue mich darauf, mit diesem Team zu arbeiten, um so viel wie nur möglich dazulernen zu können. Damit kann ich meinem Traum wieder einen Schritt näherkommen - eines Tages in der Formel 1 zu fahren", so die 23-Jährige, die wie Sergio Perez von niemand geringerem als dem mexikanischen Unternehmer Carlos Slim und dessen Förderprogramm 'Escuderia Telmex' unterstützt wird.

Mit Simona de Silvestro durfte schon einmal eine Frau für Sauber testen, Foto: Sauber
Mit Simona de Silvestro durfte schon einmal eine Frau für Sauber testen, Foto: Sauber

Nicht die erste Sauber-Frau

Sauber will Calderon, die seit 2012 in Europa Rennen fährt und 2016 den 21. Gesamtrang in der GP3 belegte, in erster Linie das Rüstzeug für höhere Aufgaben mit auf den Weg geben. "Ich bin überzeugt davon, dass sie bei uns von den ausführlichen Einblicken in die Materie des Motorsport profitieren kann, was für ihre künftige Rennsport-Karriere sicherlich von Vorteil ist", so die Teamchefin.

Sollte die Südamerikanerin die erwarteten Fortschritte machen, könnte sie eines Tages durchaus die Möglichkeit erhalten, einen echten Boliden des Teams zu steuern - und sie wäre nicht die erste Dame, die in einem Cockpit des Traditionsrennstalls Platz nehmen darf. Im Jahr 2014 stieß die Schweizerin Simona de Silvestro bereits als Entwicklungsfahrerin zum Team hinzu und durfte wenige Monate später in Fiorano 112 Runden in einem Sauber C31 des Jahrgangs 2012 drehen. Eine weitere Zusammenarbeit scheiterte jedoch an fehlenden Sponsorengeldern.