McLaren MCL32: Technik-Check im Schnelldurchlauf (02:56 Min.)

Die Ära nach Ron Dennis bei McLaren ist eingeleitet. Mit dem MCL32 stelle der Rennstall nicht nur ein orangenes Auto vor, sondern erstmals seit 1981 auch wieder ein Auto ohne die markante Bezeichnung MP4 am Anfang.

McLaren hatte bei der Präsentation des neuen Boliden einen schwierigen Stand: Am Vortag enthüllte Mercedes den neuen Super-Silberpfeil, unmittelbar vor McLaren zeigte Ferrari das Auto erstmals im Netz. Entsprechend stahlen Mercedes und Ferrari dem McLaren etwas die Schau. Zurecht? Der Motorsport-Magazin.com-Technik-Check.

Auch McLaren vertraut auf die Nasen-Philosophie des Vorjahres. Zwar mit Stummel, dafür gehört der zu den eleganteren seiner Art. Das spektakuläre an der Nase ist aber nicht die Front, sondern die Seite.

XXL-Pylonen am McLaren

Die Pylonen sind aggressiv gestaltet, Foto: McLaren
Die Pylonen sind aggressiv gestaltet, Foto: McLaren

Die Pylonen, die Verbindungsstücke von Nase und Flügel, sind noch länger und auffälliger als am Renault. Ein langes Element mit drei großen Schlitzen führt nach hinten. McLaren experimentierte bereits in der Vorsaison im Kleinen mit solchen Pylonen. Allerdings hatten die nur einen Schlitz und waren entsprechend deutlich kürzer.

McLaren-Flügel 2016, Foto: Sutton
McLaren-Flügel 2016, Foto: Sutton

Durch die orangene Lackierung ist der Einlass für den S-Schacht besser sichtbar. Er befindet sich direkt hinter den Pylonen. Die Austrittsöffnung befindet sich noch ein Stück weiter vorne als bei Ferrari und Mercedes, nämlich deutlich vor dem Knick im Chassis, also vor der Druckstrebe, Umlenkhebel und Co.

Dann zum Herzstück der neuen Autos: Dem Bereich hinter der Vorderachse. McLaren zeigt hier ein aufwendig gestaltetes Bargeboard. Während Mercedes oben einen extra Bumerang-Abweiser hat, hat der McLaren eine kleine Form davon direkt in das Bargeboard integriert. In der Draufsicht wird das ganze Ausmaß an Leitblechen erst so richtig sichtbar: Zahlreiche zacken führen hinter zum Seitenkasten.

Bargeboard verwächst mit Seitenkasten

Bargeboard geht direkt in den Seitenkastenflügel über, Foto: McLaren
Bargeboard geht direkt in den Seitenkastenflügel über, Foto: McLaren

Bei McLaren verwächst das Bargeboard direkt mit dem Seitenkastenflügel. Elegant sitzt ein stufenförmiger Abweiser - der ein wenig an Renault erinnert - auf dem Bargeboard. Allerdings bleibt der Stufenförmige Abweiser gerade, formt sich nicht wie bei der Konkurrenz als Bügel um den Seitenkasten. Auf dem Seitenkasten befinden sich zwei recht einfache Elemente. Der Seitenkasten selbst ist extrem stark unterschnitten, auf der Bodenplatte ist viel Platz frei.

Das ganze Ausmaß der Leitbleche wird von oben sichtbar, Foto: McLaren
Das ganze Ausmaß der Leitbleche wird von oben sichtbar, Foto: McLaren

Die Verkleidung zieht sich ähnlich wie am Ferrari elegant nach hinten zusammen. Auf der Motorabdeckung sitzt eine große Finne. Sie fällt - wie beim Force India - schnörkellos, gerade nach hinten ab.

Den Heckflügel befestigt McLaren auf einer zentralen Strebe, die allerdings nicht durch den Auspuff durchgeht, sondern einen Bogen um ihn macht. Bei den Heckflügelendplatten wartet der MCL32 mit einer kleinen Überraschung auf: Einzelne Zacken formen nicht die Krümmung nach, sondern stehen gerade raus. So etwas haben wir noch an keinem Auto gesehen.

Die Heckflügelendplatte des MCL32, Foto: McLaren
Die Heckflügelendplatte des MCL32, Foto: McLaren

McLaren fein, aber ohne großen Clou

Der ganz große Clou ist am MCL32 noch nicht zu erkennen. Allerdings verspricht Aerodynamiker Peter Prodromou wie seine Kollegen: "Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir noch immer große Fortschritte erzielen. Die Herausforderung wird sein, diese Fortschritte auch auf die Strecke zu bringen." Heißt: Das Auto wird sich bis zum Saisonstart noch stark verändern. "Wir müssen die Updates so schnell wie möglich ans Auto bringen."

Fraglich ist auch, ob es 2017 den ganz großen Clou braucht. Schließlich ähneln sich die Konzepte alle sehr. Alle Autos sind länger, stärker angestellt und haben den Hauptfokus auf den komplexen Bereich zwischen Vorderradaufhängung und Seitenkasten gelegt. Vielleicht wird auch wieder das Fahrwerk entscheidend. Hier entwickelt McLaren noch an der hydraulischen Vernetzung.