Bevor der Große Preis von Mexiko in der absoluten Schlussphase mit den Scharmützeln zwischen Sebastian Vettel und den Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo eskalierte, war das Rennen über weite Strecken von Strategie geprägt. Mercedes und Red Bull versuchten sich an unterschiedlichen Herangehensweisen, was zumindest das Potenzial für Spannung bot. Warum das Rennen abgesehen von den letzten Runden trotzdem ziemlich langweilig war, zeigt Motorsport-Magazin.com in der Analyse.

Die Ausgangslage vor dem Rennen wäre eigentlich vielversprechend gewesen. Während Lewis Hamilton und Nico Rosberg aus der ersten Reihe auf den weichen Reifen starteten, gingen Max Verstappen und Daniel Ricciardo aus Reihe zwei superweich bereift in den Grand Prix. Red Bull erhoffte sich dadurch einen Vorteil am Start und die Führung zu übernehmen. Trotz eines harten Manövers von Verstappen gegen Rosberg in der ersten Kurve behielten die Silberpfeile jedoch die Doppelspitze.

Perez lässt Red Bulls Undercut scheitern

Infolge des Startunfalls von Pascal Wehrlein wurde das Safety Car auf die Strecke geschickt, was Red Bull zum Anlass nahm, Ricciardo bereits in der ersten Runde an die Box zu holen und auf Medium-Pneus umzustellen. Ricciardo fiel daraufhin bis auf den 17. Platz zurück, von wo er sich langsam wieder seinen Weg durch das Feld nach vorne bahnte.

Verstappen blieb hingegen länger auf der Strecke, wechselte erst in Runde zwölf auf Medium und fiel hinter seinen Teamkollegen Ricciardo zurück. Mit diesen frühen Stopps spekulierte Red Bull darauf, den Zweitplatzierten Rosberg per Undercut zu überholen, was dank der starken Pace auf dem Papier vermutlich auch gelungen wäre.

Sergio Perez hielt die Red Bulls auf, Foto: Sutton
Sergio Perez hielt die Red Bulls auf, Foto: Sutton

Allerdings hatten die Bullen die Rechnung ohne Lokalmatador Sergio Perez gemacht. Verstappen und Ricciardo liefen auf den Mexikaner auf und verloren wertvolle Zeit, wodurch es Rosberg, der in Runde 20 stoppte, sogar gelang, seinen Vorsprung leicht auszubauen. Lag der Mercedes-Pilot vor den Stopps 2,25 Sekunden vor Verstappen, waren es nach den Reifenwechseln 3,83 Sekunden. Red Bulls Undercut war gescheitert.

In Runde 22 kam es dann zum Red-Bull-internen Positionswechsel. Ricciardo ließ Verstappen vorbei, um diesem die Jagd auf Rosberg zu ermöglichen. "Sie waren unterschiedlich schnell. In Hockenheim hatten wir die umgekehrte Situation. Es ist ein Teamspiel", erklärte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com die Vorgehensweise.

Verstappen holt auf, kommt aber nicht vorbei

Der Plan schien aufzugehen. Umlauf für Umlauf schob sich Verstappen zehntelweise näher an Rosberg heran, bis er in Runde 50 mithilfe von DRS vor Kurve vier schließlich einen Angriff lancierte. Doch das Manöver ging schief. Verstappen verschätzte sich, bremste zu spät und bekam die Kurve nicht. "Mein Gott, das muss man probieren. Sind wir froh, dass man sowas versucht. Um ein Haar hätte es ja geklappt. Super Racing", lobte Marko seinen Schützling dennoch.

Damit war das Duell jedoch zugunsten Rosbergs entschieden. Der Mercedes-Pilot ließ Verstappen nicht mehr herankommen und nahm ihm bis ins Ziel knapp acht Sekunden ab. Für Verstappen ging es nun darum, sich gegen den heranstürmenden Sebastian Vettel zu verteidigen, der auf wesentlich frischeren Reifen unterwegs war. In Runde 68 kam es zum Angriff Vettels auf Verstappen, den dieser durch das Abkürzen der ersten Kurve jedoch abwehrte, was ihm eine Strafe nach Rennende einbrachte und Vettel am Funk zum Kochen brachte.

Durch das harte Duell der beiden Piloten gelang es in der Schlussphase des Rennens auch Ricciardo, zu Verstappen und Vettel aufzuschließen. Nachdem der Australier bereits in der ersten Runde gestoppt hatte, wechselte er in Runde 50 auf weiche Reifen, mit denen er schnell Boden gutmachen konnte. Zwar schaffte es Ricciardo nicht, Vettel auf der Strecke zu überholen, weil dieser den Red-Bull-Piloten bei einem Angriff mittels unerlaubten Spurwechsels vor Kurve vier jedoch blockierte, wurde er nach dem Rennen ebenso wie Verstappen bestraft, sodass Ricciardo letztlich auf Platz drei gespült wurde.

Schlüsselszene in der Anfangsphase des Rennens

Der WM-Titel rückt für Nico Rosberg immer näher, Foto: Sutton
Der WM-Titel rückt für Nico Rosberg immer näher, Foto: Sutton

Sieht man von dem Spektakel der letzten Runden ab, war die Schlüsselszene im Kampf um Platz zwei fraglos, als Ricciardo und Verstappen mit frischen Reifen hinter Perez festhingen und dabei wertvolle Zeit einbüßten. Hätte das Red-Bull-Duo freie Fahrt gehabt, die Chancen wären gut gestanden, dass nach der ersten Serie der Boxenstopps zumindest einer der beiden vor Rosberg gelegen wäre, was dem Grand Prix einiges an Würze verliehen hätte.

So aber spielte Rosberg das Renngeschehen in die Karten, weshalb er mit einem Sieg beim nächsten Grand Prix in Brasilien nun bereits vorzeitig den Titel fixieren kann. Krönt sich Rosberg 2016 tatsächlich erstmals zum Champion, hat wohl auch Sergio Perez einen ganz kleinen Anteil daran.