197 Tage, fast 9 Monate und 15 Rennen dauerte es, bis Carlos Sainz beim Singapur GP 2023 die spektakuläre Siegesserie von Red Bull beendete. Gleichzeitig setzte der Ferrari-Pilot auch der Rekordserie von Max Verstappen ein Ende. Seit dem Saisonfinale 2023 in Abu Dhabi hatte Red Bull alle Formel-1-Rennen auf Platz 1 abgeschlossen.

Den Rekord für die längste Siegesserie knackte Red Bull bereits in Ungarn. Die neue Rekordmarke liegt nun bei 15 Siegen [Stand: September 2023]. Besonders auffällig: Nur vier Teams glückte eine Erfolgsserie von mindestens neun Rennsiegen in Folge. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die Piloten, die die Siegesserien ihrer Kontrahenten stoppen konnten.

Gerhard Berger stoppt McLaren-Siegesserie 1988

Gerhard Berger im Ferrari beim Italien GP 1988, Foto: Sutton
Gerhard Berger im Ferrari beim Italien GP 1988, Foto: Sutton

Bis zum Ungarn GP hielt McLaren noch den Rekord für die längste Siegesserie in der Königsklasse und das seit 1988: 11 Siege in Folge gewann die Mannschaft von Ron Dennis in dieser unvergleichlichen Saison. Bis Red Bull sie in der Saison 2023 vom Thron stieß, gelang es keinem Team die Erfolgsserie von Ayrton Senna und Alain Prost zu toppen, die 1988 elf Rennen lang den ersten Platz belegten.

In Italien war dann alles vorbei. Eigentlich deutete alles auf einen weiteren Triumph für McLaren hin, doch ein Motorschaden seitens Prost und eine Kollision von Senna hinderten das Team am Ausbau der Siegesserie. Stattdessen konnte sich Gerhard Berger im Ferrari auf italienischem Boden von den Tifosi bejubeln lassen. Umso außergewöhnlicher: Es handelte sich um den ersten Italien GP seit dem Tod von Enzo Ferrari.

Berger, Alboreto und Cheever auf dem Podium beim Italien GP 1988, Foto: Sutton
Berger, Alboreto und Cheever auf dem Podium beim Italien GP 1988, Foto: Sutton

Berger belegte zu diesem Zeitpunkt den dritten Rang in der Konstrukteurswertung, der WM-Titel war aufgrund der McLaren-Dominanz aber aussichtslos. Am Ende hatte der Sieg sogar noch eine größere Bedeutung als gedacht: McLaren triumphierte auch bei den übrigen vier Rennen. Berger gewann 1988 somit als einziger Nicht-McLaren-Pilot ein Rennen. In Wirklichkeit war es aber Jean-Louis Schlesser der die perfekte McLaren-Saison ruinierte, indem er den damals Führenden Senna beim Überrunden aus dem Rennen nahm.

Mercedes Siegesserien dreimal von Red Bull gestoppt

Max Verstappen auf dem Podium beim Spanien GP 2016, Foto: Sutton
Max Verstappen auf dem Podium beim Spanien GP 2016, Foto: Sutton

Siegesserie Nr. 1: Mercedes gewann von 2014 bis 2021 acht Jahre in Folge den Konstrukteurstitel in der Formel 1. Dabei konnten sie dreimal eine Erfolgsserie von jeweils 10 Siegen aufstellen. Erstmals gewann das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Nico Rosberg vom Japan GP 2015 bis zum Russland GP 2016 jedes Rennen. Doch in Spanien endete die Siegesreihe in einem teaminternen Crash.

Hamilton und Rosberg räumten sich schon wenige Kurven nach dem Start in einer spektakulären Szene gegenseitig aus dem Rennen. Der große Profiteur? Jungspund Max Verstappen. Dem Niederländer spielte - im Gegensatz zu Teamkollege Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel - eine perfekte Strategie in die Karten, wodurch er sich am Ende auch gegen Altmeister Kimi Räikkönen durchsetzen konnte. Spanien 2016 war sowohl der ersten Sieg als auch der erste Podiumsplatz für den Red-Bull-Piloten. Als Schmankerl löste er auch noch Sebastian Vettel als jüngsten Formel-1-Rennsieger der Geschichte ab.

Daniel Ricciardo auf dem Podium beim Malaysia GP, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo auf dem Podium beim Malaysia GP, Foto: Sutton

Siegesserie Nr. 2: Mit dem Monaco GP 2016 starteten Hamilton und Rosberg den zweiten Versuch. Doch auch diesmal endete die Siegesserie nach 10 Rennen. Die Schuldigen: Sebastian Vettel und ein kaputter Motor. Nach einem Raketenstart von Position fünf kollidierte der Deutsche beim Malaysia GP in Kurve eins mit Landsmann Rosberg. Der Mercedes-Pilot drehte sich und musste das Rennen als Schlusslicht wieder aufnehmen. Seine Aufholjagd reichte trotz der Umstände für den dritten Platz aus.

Hamilton hingegen zwang in Führung liegend ein Motorschaden zur Aufgabe. So übernahm Daniel Ricciardo die Führung und brachte den Sieg sicher über die Ziellinie. Für den Australier war es der vierte Sieg seiner Formel-1-Karriere. Damit verhinderte Red Bull zum zweiten Mal in Folge den Ausbau der Mercedes-Siegesserie.

Nur ein Ausfall der Red-Bull-Piloten hätte Rosberg zum Sieg verholfen. So sicherten Ricciardo und Verstappen - der auf Platz zwei lag - für Red Bull zum ersten Mal seit Brasilien 2013 ein Doppel-Podium. Ähnlich wie in der Saison 1988 dominierte Mercedes die gesamte Saison, nur die beiden Red-Bull-Piloten tanzten mit den Siegen in Spanien und Malaysia aus der Reihe.

Max Verstappen auf dem Podium beim Österreich GP 2018, Foto: Sutton
Max Verstappen auf dem Podium beim Österreich GP 2018, Foto: Sutton

Siegesserie Nr. 3: Die letzte Siegesserie begann mit dem Brasilien GP 2018. Diesmal mit dem Mercedes-Paar Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Aber auch diesmal kamen die Silberpfeile nicht über zehn aufeinanderfolgende GP-Siege hinaus. Und mal wieder stoppte sie ein Red-Bull-Pilot - ausgerechnet beim Heimspiel der Österreicher am Spielberg. Zwischenzeitlich konnte Hamilton die Führung übernehmen, allerdings beschädigte er sich während des Rennens den Frontflügel, weshalb er für einen neuen Flügel an die Box kommen musste.

Gleichzeitig begann Verstappen vom vierten Platz die Jagd auf die Führung. Zwei Runden vor Rennende lieferte sich der Red-Bull-Pilot mit Charles Leclerc einen Showdown um den Sieg. Der Monegasse kam nach einer Kollision mit Verstappen von der Strecke ab und verlor so die Führung. Das Überholmanöver wurde von den Stewards untersucht und für zuverlässig erklärt. Der Österreich GP war somit das erste Rennen der Saison 2019, das nicht von einem Mercedes-Fahrer gewonnen wurde.

Ein Funke Glück: David Coulthard bereitet Ferrari-Siegesserie ein Ende

Coulthard, Räkkönen und Barrichello auf dem Podium beim Japan GP 2003, Foto: Sutton
Coulthard, Räkkönen und Barrichello auf dem Podium beim Japan GP 2003, Foto: Sutton

Die längste Siegesserie, die Michael Schumacher und Rubens Barrichello auf die Beine gestellt hatten, begann beim Kanada GP 2002 und endete im gleichen Jahr in Japan. Das Duo kam gemeinsam auf 10 Siege. Beim Saisonauftakt 2003 war jedoch Schluss: David Coulthard brach die Serie beim Australien GP.

Weder Schumacher noch Barrichello hatten zum Saisonauftakt ein erfolgreiches Rennen. Aufgrund eines Frühstarts wurde der Brasilianer bei wechselhaften Bedingungen mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Nachdem er diese absolviert hatte, verlor er auf der abtrocknenden Strecke den Grip, sodass in der Streckenbegrenzung einschlug und sich die Vorderradaufhängung beschädigte.

Pole-Setter Schumacher fiel in der ersten Hälfte des Rennens aufgrund einer fehlerhaften Reifen-Strategie im Feld zurück, begab sich aber sofort wieder auf Podiumskurs. Seine Aufholjagd wurde jedoch im Duell mit Kimi Räikkönen ruiniert. Nach einem Ausritt in die Wiese verlor er den Anschluss an den Finnen und musste sich mit dem 4. Platz begnügen. Deutlich mehr Glück hatte dagegen Coulthard: Und bedanken konnte er sich dafür bei Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer hatte den Sieg so gut wie in der Tasche, bevor er sich acht Runden vor Rennende in der ersten Kurve drehte. Coulthard übernahm anschließend die Spitze und gewann so sein letztes Rennen in der Königsklasse.

Mercedes beendet Red-Bull-Siegesreihe 2022

George Russell nach dem Rennen beim Brasilien GP 2022, Foto: LAT Images
George Russell nach dem Rennen beim Brasilien GP 2022, Foto: LAT Images

Die Siegesserie im Jahr 2023 ist nicht die erste Siegesserie der Fahrerpaarung Max Verstappen und Sergio Perez. Schon 2022 konnten die beiden Red-Bull-Pilotenneun aufeinanderfolgende Siege einfahren. Diese Serie ging vom Frankreich GP bis zum Mexiko GP – dann revanchierte sich Mercedes für die drei zerschlagenen Rekorde der Vorjahre. In Brasilien machten es sich die beiden Red-Bull-Piloten jedoch selbst schwer: Sergio Perez konnte sich nur auf Rang neun qualifizieren und schaffte im Rennen auch nicht den Sprung in die Top-3.

Verstappen kassierte hingegen nach einer Kollision mit Hamilton eine Zeitstrafe und musste für einen Reparaturstopp an die Box kommen. Zeitgleich behauptete George Russell die Führung, die er bis zum Ende auch nicht mehr abgab. Mercedes-Teamkollege Hamilton kam bei dem Kontakt glimpflich davon und begann seine Jagd um das Podium. Schlussendlich stellte er die Mercedes-Doppelführung wieder her, wodurch der deutsch-britische Rennstall nach 343 Tagen (seit Saudi-Arabien 2021) wieder als Sieger ins Ziel kam.

Mercedes crasht Red Bulls Ein-Mann-Projekt

Ab dem Australien GP 2014 blieb Mercedes für einige Jahre unangefochten, Foto: Mercedes AMG
Ab dem Australien GP 2014 blieb Mercedes für einige Jahre unangefochten, Foto: Mercedes AMG

Ziemlich kurios ist die nächste Siegesserie von Red Bull. Diese erzielte Sebastian Vettel nämlich im Alleingang. In der Saison 2013 hatte der damals dreimalige Weltmeister Mark Webber an seiner Seite. Doch der war beim Ausbau der Siegesserie keine Hilfe. Vettel konnte ab dem Belgien GP bis zum Saisonende in Brasilien alle Rennen für sich entscheiden.

Doch mit seinem letzten Formel-1-Titel und dem Saisonstart 2014 wurde eine neue Ära eingeleitet: die Mercedes-Ära. Das deutsch-britische Team blieb in den anschließenden Jahren unangefochten. Und das Team aus Milton Keynes knickte ein. Nur Red-Bull-Neuling Ricciardo schaffte es 2014, gleich dreimal Mercedes ein wenig zu ärgern. Er gewann als einziger Nicht-Mercedes-Pilot in Kanada, Ungarn und Belgien und ruinierte so die perfekte Saison für Mercedes.