Nach dem Hoch vor der Sommerpause erlebten Pascal Wehrlein und Manor eine bis dato ernüchternde zweite Saisonhälfte. In Mexiko ging es seit langem wieder aufwärts. Der Mercedes-Junior ist zuversichtlich, dass er es mit der Pace seines Boliden auch im Rennen mit den Erzrivalen von Sauber aufnehmen kann - und falls nicht, bleibt immer noch der gute, alte Undercut.

"Ich denke, wir haben mehr oder weniger das erreicht, worauf wir gehofft hatten. Wir hatten gehofft, ins Q2 zu kommen und wir hatten gehofft, vor Sauber zu landen", sagt Wehrlein, der das Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez am Donnerstag als letzte gute Chance auf ein starkes Ergebnis im Jahr 2016 bezeichnete.

Ein Blick auf das Qualifying-Ergebnis verrät jedoch, dass er und seine Crew die Erwartungshaltung nicht vollständig erfüllen konnten: Marcus Ericsson war zwei Zehntel schneller. Somit steht ein Fahrer des Sauber-Duos in der Startaufstellung vor ihm. Wehrlein ist jedoch guter Dinge, dass er mit Performance seines Autos auch am Sonntag erhobenen Hauptes in den Kampf ziehen kann.

"Die Rennpace am Freitag sah ziemlich konkurrenzfähig aus. Ich kann Sonntag kaum abwarten", so der Rookie. Falls es mit reinem Speed nicht reichen sollte, gibt es laut ihm auch noch andere Alternativen: "Es gibt hinsichtlich der Strategie natürlich auch Möglichkeiten. Wie zum Beispiel mit einem Undercut dafür zu sorgen, dass wir vor Sauber landen."

Manor und Wehrlein fühlen sich für den Kampf gegen Sauber gut gerüstet, Foto: Sutton
Manor und Wehrlein fühlen sich für den Kampf gegen Sauber gut gerüstet, Foto: Sutton

Nur nicht ablenken lassen

Für Manor wäre es äußerst bitter, auf der Zielgeraden der Saison noch von Sauber abgefangen zu werden. Wehrleins in Österreich eingefahrener Punkt sichert dem britischen Privatrennstall zurzeit noch viele Millionen US-Dollar Preisgeld für den zehnten Platz in der Konstrukteurswertung. Zum Schreckgespenst wird der Gegner für Wehrlein dadurch aber noch lange nicht.

Der Youngster hält es da ähnlich wie Nico Rosberg im WM-Duell gegen Lewis Hamilton. "Wir schauen nicht nur auf Sauber oder darauf, was sie machen. Oberste Priorität hat, das Maximum aus unserer Performance herauszuholen und das bestmögliche Resultat einzufahren", so der 21-Jährige.

Auch wenn es um den Kampf gegen den Teamkollegen Esteban Ocon und das Abgeben der bestmöglichen Visitenkarte für ein 2017er Cockpit geht, will sich Wehrlein in der Schlussphase des Jahres nicht ablenken lassen: "Darauf schaue ich nicht. Ich fokussiere mich auf meinen Job", wiegelt er ab.

Den bestmöglichen Job lieferte er im Zeittraining womöglich ab - immerhin landete er vor dem Stallgefährten. Das beste Resultat blieb Wehrlein im Zeittraining allerdings verwehrt, denn gegenüber Ericsson geriet er taktisch ins Hintertreffen: "In Q2 hatte er einen Reifenvorteil. Wir waren auf benutzten Supersoft unterwegs, da wir keine neuen Reifensätze mehr hatten."

Wehrlein macht sich hinsichtlich des Duells gegen Ocon keinen Kopf, Foto: Sutton
Wehrlein macht sich hinsichtlich des Duells gegen Ocon keinen Kopf, Foto: Sutton

Wehrlein: Wenn Deutschland doch wie Mexiko wäre

Obwohl es am Samstag bedeutend wärmer als am ersten Trainingstag war, hatten viele Piloten immer noch mit dem Grip-Niveau auf der 4,304 Kilometer langen Rennstrecke zu kämpfen. Zwar hatte sich die Asphaltbeschaffenheit gegenüber dem Vortag gebessert - am besonderen Charakter des Kurses in Mexiko änderte das laut Wehrlein jedoch nichts: "Die Balance ändert sich ständig. Es ist ziemlich unvorhersehbar, denn das Grip-Niveau ist nicht sehr hoch und wegen der Höhenlage ist auch der Anpressdruck ziemlich niedrig."

Auch für den Renntag erwartet Wehrlein keine Quantensprünge in Sachen Asphaltbeschaffenheit. "Im Qualifying war die Strecke etwas wärmer, dadurch war es etwas einfacher. Mit den Temperaturen war es aber vor allem in den Trainings ein Problem", verweist er auf die sprunghaften Temperaturschwankungen in Mexiko City. Abgesehen davon dürfe man auch nicht vergessen, dass bei den beiden Sessions immer von zwei unterschiedlichen Paar Schuhen gesprochen wird: "Im Qualifying ist es immer nochmal etwas anderes als im Rennen."

Eine andere Besonderheit von Mexiko City begeisterte allerdings auch am Samstag wieder den ganzen Formel-1-Tross - Wehrlein war da keine Ausnahme. "Du fühlst die Atmosphäre und dass dort so viele Leute sind, die dir zuschauen", sagt Wehrlein in Bezug auf die Fahrt durch das Baseball-Stadion im letzten Sektor. Etwas, dass er auch in der Heimat gerne erleben würde: "Ich wünschte, es wäre in Deutschland genauso."