Die Strecke in Mexiko gibt Rätsel auf. Der Kurs mit seinem neuen Asphalt wird zum zweiten Mal von der Formel 1 unter die Räder genommen. Normalerweise ist nach einem Jahr und einigen anderen Rennen eine klare Entwicklung zu erkennen. Entgegen aller Erwartungen musste Pirelli am Freitag jedoch feststellen, dass der Asphalt sich im Vergleich zu 2015 kaum verändert hatte. Somit war Graining das bisherige Wort des Wochenendes - und fragende Gesichter in allen Lagern die Regel.

"Der Reifenabbau war von Satz zu Satz und von Team zu Team unterschiedlich. Es war auch etwas abhängig davon, wann man sich das angesehen hat", erklärte Fernando Alonso nach dem Qualifying. "Das Rennen wird ein wenig ein Start ins Ungewisse und wir müssen offen für alle Richtungen der Strategie sein."

Entwicklung zu erkennen

Noch am Freitag schien der superweiche Reifen kaum denkbar für das Rennen, zu hoch war das Graining. Über das Wochenende war durch Pirelli allerdings eine klare Entwicklung des Asphalts zu erkennen und damit auch ein besseres Verhalten der weichsten Mischung in Mexiko. Im Gegensatz dazu zeigte der Medium-Reifen laut Pirelli-Manager Mario Isola beinahe keinen Abbau. In einem Fall war sogar von negativem Abbau die Rede, da der Reifen immer schneller wurde, je mehr Benzin verbraucht war.

Lewis Hamilton setzte seine schnellste Runde in Q2 auf der weichen Reifenmischung, Foto: Sutton
Lewis Hamilton setzte seine schnellste Runde in Q2 auf der weichen Reifenmischung, Foto: Sutton

Für Isola ist die härteste Mischung, die der Reifenlieferant nach Mexiko gebracht hat, die schnellste Lösung für das Rennen. "Wenn die Teams ihren Fokus auf Medium und weich legen, erwarte ich eine Einstopp-Strategie, weil der Medium wahrscheinlich mehr als eine Rennhälfte hält", so der Italiener. Bei einer Kombination aus der weichen und der superweichen Mischung sollten seiner Meinung nach zwei Stopps nötig werden.

Schlüsselmoment Qualifying

Isola erkannte die größte Chance der Teams darin, sich auf dem weichen Reifen in Q2 zu qualifizieren, um maximale Freiheit in der Strategiewahl zu haben. "Wer sich hingegen auf der superweichen Mischung qualifiziert, muss der Strategie folgen, die einen weiteren Stint auf Mediumreifen vorsieht", warnte Isola.

Diese Freiheit in der Strategie erkämpften sich in Q2 nur wenige Fahrer. Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Sebastian Vettel werden mit der mittleren Mischung das Rennen beginnen. Gleiches gilt für Kimi Räikkönen, obwohl der Ferrari-Pilot nochmals zu einem Run auf den superweichen Pneus losgefahren war - ohne Zeitverbesserung.

Vettel, der direkt hinter seinem Teamkollegen von Rang sieben ins Rennen gehen wird, verstand die Welt nicht mehr. "Am Freitag haben wir auf den superweichen Reifen viel gewonnen und heute überhaupt nichts", ärgerte sich der Deutsche. "Wir haben ein paar Dinge versucht, aber im Qualifying kannst du nicht die Welt auf den Kopf stellen. Jeder hat sich auf den superweichen Reifen um mehr oder weniger eine halbe Sekunde verbessert - abgesehen von uns."

Fernando Alonso hat alle Trümpfe in der Hand. Startet er auf superweich, weich oder medium?, Foto: Sutton
Fernando Alonso hat alle Trümpfe in der Hand. Startet er auf superweich, weich oder medium?, Foto: Sutton

Alonso mit dem Joker in der Hand

Im großen Reifenpoker um die richtige Reifenwahl hat Fernando Alonso alle Trümpfe in der Hand. Während die Top-10 festgelegt sind, hat der Spanier den Platz des "Best of the Rest." Als Elfter kann er in Ruhe mit seinen Strategen tüfteln und beurteilen, wie sich der Asphalt bis nach dem Qualifying verändert hat - ein ideales Szenario für den McLaren-Piloten.

"Das war vermutlich die beste Position, von der wir träumen konnten", strahlte er. "Wir haben am Sonntag freie Wahl unserer Reifenstrategie und stehen mit Rang elf noch auf der sauberen Seite." Vor diesem Hintergrund hätte ein Einzug in Q3 für Alonso kaum Sinn gemacht. "Vor ein paar Rennen zogen wir in Q3 ein und konnten um die Plätze sieben oder acht kämpfen. Jetzt wäre es um neun oder zehn gegangen. Da ist es besser, Elfter mit freier Reifenwahl zu sein."

Einen Gedankengang, den sein Landsmann Carlos Sainz nur zu gut verstehen kann. Der Toro Rosso-Pilot steht auf dem besagten zehnten Startplatz - auf superweichen Reifen. Er wird vermutlich bald Alonsos Atem im Nacken spüren und ist gewarnt. "Es wird hart werden. Wir haben keinen Reifenstrategie-Vorteil und wir müssen die superweichen Reifen während des ersten Stints ans Arbeiten bringen", überlegte Sainz.

Wie sich die Strecke im Verlauf des Rennens entwickeln wird, können sowohl Pirelli als auch die Teams nur vermuten. Bis am Sonntag um 13 Uhr Ortszeit die Ampeln ausgehen, stellt das Autodromo Hermanos Rodriguez die Strategen vor eine große Herausforderung. Aber letztlich bleiben die 05,354 Kilometer in der Höhe Mexikos der besagte Start ins Ungewisse.