Der Freitag in Mexico City bot ein ungewöhnliches Bild. Nicht Mercedes gab den Ton an, sondern ausnahmsweise ging die Bestzeit an Ferrari - zum erst zweiten Mal in diesem Jahr. Sebastian Vettel platzierte sich um vier Tausendstelsekunden vor Lewis Hamilton und sorgte damit für ein rotes Erfolgserlebnis.

Im Fokus standen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez jedoch nicht nur die Rundenzeiten, sondern auch die Reifen, die teils starkes Graining zeigten. Motorsport-Magazin.com analysiert, wie sich dieses auf die Rennsimulationen der Team ausgewirkt hat.

Superweiche Reifen bauen stark ab

Besonders zu leiden hatten die superweichen Reifen. Schon nach wenigen Runden zeigten die rotmarkierten Pneus auf der überraschend kühlen Strecke deutlich sichtbare Abnutzungserscheinungen, sodass die Zeiten markant anstiegen, wie auch gut ersichtlich aus dem Diagramm hervorgeht.

Den besten Supersoft-Longrun brachte Sebastian Vettel in 1:23.3 Minuten zustande, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass der Ferrari-Pilot nur fünf Runden drehte, ehe er aufgab. "Wir hatten alle Probleme die Reifen zum Arbeiten zu bringen", klagte der Heppenheimer.

Die Reifen stehen im Fokus, Foto: Sutton
Die Reifen stehen im Fokus, Foto: Sutton

Die Mercedes- und Red-Bull-Piloten fuhren hingegen bis zu mehr als doppelt so lange wie Vettel, was ihre durchschnittlichen Longrun-Zeiten weit jenseits der Marke von 1:24 Minuten erklärt.

Verändern sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend, wird angesichts dieser Erkenntnisse der superweiche Reifen am Sonntag kaum die erste Wahl darstellen.

Abzuwarten bleibt, ob es den Top-Teams gelingt, sich in Q2 auf den weichen Reifen zu qualifizieren, sodass sie die superweichen Pneus komplett umgehen könnten. Am Freitag versuchten sich lediglich Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen an einem Soft-Longrun, klagten aber ebenfalls über Graining.

Fahrer Stint-Länge Reifen-Alter Schnitt
Medium
Verstappen 16 25 1:23.636
Ricciardo 18 28 1:23.967
Rosberg 15 26 1:24.133
Vettel 21 38 1:24.156
Supersoft
Vettel 5 14 1:23.307
Rosberg 9 19 1:24.416
Hamilton 11 21 1:24.587
Verstappen 8 15 1:24.785
Ricciardo 7 14 1:24.856

Medium wohl erste Wahl im Rennen

Da die Temperaturen im weiteren Verlauf des Wochenendes vermutlich nicht steigen werden - ganz im Gegenteil, es ist sogar Regen möglich -, liegt der Schluss nahe, dass die Medium-Mischung der dominierende Rennreifen sein wird.

Die Medium-Reifen zeigten kein Graining, Foto: Sutton
Die Medium-Reifen zeigten kein Graining, Foto: Sutton

Die härteste von Pirelli nach Mexiko gelieferte Mischung offenbarte dank des niedrigen Arbeitsfensters trotz langer Stints praktisch keine Abnutzungserscheinungen und war die Basis für stabile Longruns. Den besten Eindruck dabei hinterließ weder Mercedes noch Ferrari, sondern Red Bull war jenes Team, das am meisten zu überzeugen wusste.

Hatten die Bullen im ersten Training noch mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt, schlugen sie bei den Volltanktests auf den Medium-Reifen eine beeindruckende Pace an. Max Verstappen kam auf eine Durchschnittszeit von 1:23.6 Minuten, gefolgt von Daniel Ricciardo mit 1:23.9.

Erst ein Stück dahinter waren Rot und Silber auf Augenhöhe anzutreffen - sowohl Rosberg als auch Vettel schrieben 1:24.1 Minuten an. Zu berücksichtigen gilt dabei allerdings, dass Vettels Longrun nicht nur der längste aller Fahrer war, sondern auch auf den ältesten Reifen absolviert wurde.

Mercedes bleibt selbstbewusst

Ganz klar ist das Kräfteverhältnis aufgrund der erschwerten Bedingungen zwar auch nach der Analyse der Daten nicht, auf ein enges Duell um die Spitze darf aber zumindest gehofft werden. Offensichtlich ist, dass Ferrari die kühle Höhenluft liegt und nach einem schwachen Rennen (Austin) wieder ein stärkeres folgen könnte.

Bei Mercedes wähnt man sich dennoch unverändert in der Favoritenrolle, wie Niki Lauda selbstbewusst gegenüber Motorsport-Magazin.com betont: "Wir sind nicht besorgt wegen Ferrari, es war ein ganz normaler Freitag. Nur die Reihenfolge hinter uns scheint sich geändert zu haben."